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Wittinger Stadtbote
Ausgabe 3/2025
Kirchliche Nachrichten
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Allgemein

Liebe Leserinnen und Leser, in unseren Kirchengemeinden beginnen die Wochen vor Ostern. Es geht los mit dem kommenden Sonntag mit dem Namen Invokavit. Ab jetzt geht es für Christinnen und Christen klar auf Ostern zu, aber zuvor blicken wir noch genau auf Leidensstationen von Jesus Christus, also z.B. auf die Widerstände, die sich gegen ihn aufbauten und die wachsende Ablehnung einzelner Schriftgelehrter gegen seine Lehren und seine gesamte Jüngerbewegung. Ein zentraler Gedanke dabei ist, dass Jesus nicht eine steile Karriere hinlegte, sondern von außen betrachtet eher krachend gescheitert ist, dass seine Schüler ihn im Stich gelassen haben, als es ernst wurde und dass auch viele Menschen enttäuscht darüber waren, dass er nicht den großen Umbruch vom Zaun gebrochen hat, sondern lieber einen anderen Weg vorschlug und schließlich auch selber gegangen ist. Den Weg bis hin zu seiner Hinrichtung am Kreuz.

Ich mach einen Sprung zu Martin Luther. Ab dem 9.3.1522 hielt er eine Woche lang öffentlich Invokavit-Predigten in seiner Stadt Wittenberg in der dortigen Stadtkirche. Das ist darum so besonders, weil auf Luther ein Kopfgeld ausgesetzt war und draußen im Land überall brutale Kämpfe und Unruhen herrschten. Es war also ein Risiko für Luther, dass er überhaupt öffentlich aufgetreten ist. Und was hat er gesagt? Nur der Glaube an Jesus Christus bringt Menschen voran, aber nicht ihre eigenen Entscheidungen und schon gar nicht, wenn Menschen gewaltsam andere zu überzeugen versuchen. Er hat danach weiter gesagt, dass Erneuerungen und Reformen in der Kirche bitter nötig sind, dass man das jedoch langsam machen und alle Gemeindeglieder in diesem Prozess abholen muss, damit die Schwächsten nicht überfordert werden. Darin hat er sicher recht, wenn er Bürgerkrieg und Gewalt total ablehnt und verabscheut, gleichzeitig aber Modernisierungen und Neuanfänge als absolut wichtig und notwendig ansah. Wieviel zu zuviel und wieviel ist zuwenig? Das ist die Frage. Und die stellt sich aktuell heute in vielen Bereichen sehr dringend: Sollen wir noch sonntags morgens in den Kirchen Gottesdienste feiern? Sollen wir noch bekannt geben, wann welche Taufen und Hochzeiten stattgefunden haben? Echt lutherisch stelle ich die Frage auch in die Gesellschaft hinein: Welche Veränderungen sind dringend nötig, und wie nehmen wir alle Menschen dabei mit, so dass es eben nicht zu Gewalt kommt? Es gibt die Antwort: Guck jeden Morgen deine Kinder an, dann weißt du, was für die Zukunft richtig ist. Es gibt die andere Antwort: Wenn wir erst am Ruder sind, dann wird aufgeräumt.

Ich bleibe lieber bei Luther: Zum Frieden hin leben wir aus Gottes Gnade und im Hören auf sein Wort. Hoffentlich sind die Entscheidungen aller Verantwortlichen förderlich für ein gesundes Leben aller Menschen in Freiheit. Amen.