Der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) ist ein heimischer Nachtfalter, dessen Raupen stark reizende Brennhaare ausbilden. Diese Härchen können bei Menschen und Tieren gesundheitliche Probleme verursachen.
Die Raupen besitzen ab dem dritten Larvenstadium sogenannte Brennhaare mit dem Nesselgift Thaumetopein. Diese können allergische Reaktionen auslösen:
Hautausschläge (Rötungen, anhaltender Juckreiz)
Atembeschwerden (Husten, Bronchitis, Asthma)
Augenreizungen (Rötung, Juckreiz, Bindehautentzündung)
Sehr selten Allgemeinsymptome wie Fieber oder Kreislaufreaktionen
Eierablage: Spätsommer (August/September)
Raupenstadien: ab April/Mai
Gefährliche Phase (wegen Brennhaaren): Mai bis Juli
Verpuppung: Juli/August
Falterflug: August
Hauptsächlich auf Eichenbäumen - besonders an sonnigen, trockenen Standorten wie:
Waldränder
Parkanlagen
Spielplätze
Schulhöfe
Straßenalleen
Typische Hinweise:
Gespinste an Eichenstämmen oder Ästen
Sichtbare Raupen in „Prozession“ (hintereinander laufend)
Verlassene Larvenhäute in Nestern
Dunkle, samtartige Nester mit Brennhaaren
Nicht berühren!
Abstand halten (mindestens 20 bis 50 Meter)
Kinder und Haustiere fernhalten
Fund bei Gemeinde oder Eigentümer melden
Nur durch Fachbetriebe mit entsprechender Ausrüstung:
Einsatz biologischer Insektizide (zum Beispiel Bacillus thuringiensis)
Einsatz von Nematoden
Absaugen der Nester mit Spezialgeräten
Entfernen der Nester mit Heißwasser oder Schaum (mit Spezialgeräten)
Nicht selbst entfernen!
Die Bekämpfung geschieht häufig in zwei Schritten: Nach einer Behandlung mit dem Biozid oder Nematoden, die vor dem dritten Larvenstadium vorgenommen wird, werden verbliebene Raupennester abgesaugt.
Die Förderung natürlicher Gegenspieler kann helfen, die Ausbreitung des EPS langfristig einzudämmen. Dazu zählen vor allem Vögel, Insekten und Kleinsäuger:
Nicht notwendigen Aufenthalt in betroffenen Regionen vermeiden (Mai bis Juli)
Langärmlige Kleidung, lange Hose und ggf. Handschuhe tragen in befallenen Gebieten
Keine Härchen durch Kleidung oder Gegenstände in die Wohnung verbringen
Fenster schließen, wenn in Windrichtung stehende Bäume in der Nähe befallen sind
Wäsche wenn möglich nicht draußen trocknen
Nester nicht eigenhändig entfernen
Haut und Haare gründlich duschen,
Augen mit viel Wasser ausspülen
Betroffene Stellen vorsichtig abtrocknen, besser föhnen - Trockenrubbeln treibt die Brennhaare tiefer in die Haut
Betroffene Hautpartien kühlen
Kleidung wechseln
Kleidung heiß waschen (mehr als 60 °C - hohe Temperatur führt zur Zerstörung der Eiweißstruktur)
bei Hautreaktionen: Antihistaminika, Salben
bei Atemnot, Schwindel, starker Reaktion: Arzt aufsuchen
Auf Privatgrundstücken: Grundstückseigentümer
Im öffentlichen Raum: der jeweilige öffentliche Eigentümer des Grundstückes, der Straßen und Wege, (wie die Gemeinde, Stadt, der Landkreis, Landes- oder Bundesbehörden)
Kontaktieren Sie im Zweifel das örtliche Ordnungsamt
Die Gemeinden führen die Bekämpfung auf ihrem Gemeindegebiet durch.
Sie wählen das Bekämpfungsmittel nach eigener Entscheidung. Teilweise
werden Bäume in privatem Eigentum durch die Gemeinde mit behandelt.
Kostenerstattung durch die Privaten möglich
Der Landkreis führt die Bekämpfung an seinen Kreisstraßen und auf seinen bebauten Grundstücken (zum Beispiel Schulen) durch, hierbei wird Foray ES (bacillus thuringiensis) verwendet, mit Ausnahme einer versuchsweisen Anwendung von Nematoden im Jahr 2024, die sich als nicht erfolgreich herausstellte.
Im zweiten Schritt werden verbliebene Nester an den Bäumen abgesaugt.
Der Niedersächsische Landesbetrieb für Straßenbau behandelt die befallenen Eichen an Landes- und Bundesstraßen in eigener Zuständigkeit.
Bekämpfung des EPS in Waldgebieten durch die Landesforst nach Waldrecht nur unter sehr engen Kriterien möglich, die nach Aussagen der Forst nicht vorliegen; eine Bekämpfung aus Gründen des Gesundheitsschutzes ist der Forst ohne Verfügung nicht möglich.
Zwei Aufbringungsmethoden:
1. Aufbringen durch Befliegen mit einem Hubschrauber: von oben auf die
befallenen Bäume
Nachteile: schwer zu kontrollieren, sehr wetterabhängig, da auch Windstille erforderlich ist, damit das Mittel nicht abtreibt, Evaluation nach Befliegung zeigte keinen hohen Wirkungsgrad
2. Aufbringen durch Besprühen vom Boden aus: von einem ausgerüsteten Fahrzeug mit Druck in die Krone gesprüht
Nachteile: zeitaufwendiger, dafür weniger wind- und sonnenanfällig, bei hohen Bäumen ist die Spitze schwer zu erreichen
Auf die Blätter der Eiche aufgebracht, wirkt es dort für einige Zeit, dabei darf es nicht zu kalt (dann fressen die Raupen nicht) oder zu sonnig (begrenzt die Dauer der Wirksamkeit) sein oder regnen (wird von den Blättern abgewaschen), damit die Raupen Zeit haben, das wirksame Mittel aufzunehmen
Vorteile: einmalige Behandlung des Baumes ausreichend, Bekämpfungserfolg weniger abhängig von äußeren Faktoren als bei der Bekämpfung mit Nematoden
Nachteile: Fraßgift trifft alle Raupen, die sich von den Eichenblättern ernähren und daher nicht nur die Raupen des EPS, Abstandsvorschriften für Gewässer, dort daher teilweise nicht einsetzbar
Lebende Nematoden (Fadenwürmer) werden mit einer Emulsion auf die Raupen gesprüht und dringen noch vor dem Ausbilden der Brennhaare in die Raupen ein.
Die Raupen werden abgetötet.
Vorteile: keine Abstandsvorschriften für Gewässer, zielgenauer auf die Raupen des EPS anwendbar
Nachteile: zweifache Behandlung des Baumes erforderlich in Abend- und
Nachtstunden, Wirksamkeit entscheidend von richtigem Umgang mit den Nematoden abhängig, keine Anwendung vom Hubschrauber aus
Absaugen erst möglich, wenn sich Nester gebildet haben und die Brennhaare des EPS somit schon ausgebildet wurden
Methode ist sehr zeitaufwendig, da häufig mehrere Nester an einem Baum entdeckt und abgesaugt werden müssen
Abgesaugtes Material muss geordnet beseitigt (luftdicht verpackt und verbrannt) werden
Daher wird Absaugen in der Regel als zweiter Schritt für die übrig gebliebenen Nester nach einer Bekämpfung mit Foray ES oder Nematoden angewendet
(Alternative zum Absaugen)
Die Nester werden durch Druck mit heißem Wasser oder Schaum vom Baum abgelöst.
Durch die hohen Temperaturen werden die Raupen und die Eiweißstrukturen in den Brennhaaren zerstört. Damit entstehen keine entsorgungspflichtigen Abfälle. Die Bäume erleiden keine Schäden.
Angebot an die Gemeinden, sich an der Ausschreibung des Landkreises zur Bekämpfung des EPS zu beteiligen
Organisation des Arbeitskreises Eichenprozessionsspinner für Gemeinden, Samtgemeinden, Forstverwaltung, Straßenbaulastträger, Vertreter Naturschutz
Finanzielle Unterstützung für Gemeinden mit Kosten über 10.000 € – 25 % Erstattung und Gemeinden mit Kosten über 15.000 € bei vorliegenden Haushaltsmitteln, zusätzlich Sonderzuschüsse möglich
Beratung bei Erlass von Allgemeinverfügungen oder Gefahrenabwehrverordnungen für das Gemeindegebiet (originär zuständig ist die Gemeinde als Ordnungsbehörde nach § 11 NPOG)
Alle für sie möglichen Schutzmaßnahmen ergreifen, um eine allergische Reaktion zu vermeiden
Gärten so anlegen, dass sie der biologischen Vielfalt und damit den Fressfeinden des EPS dienen
Befallene Bäume in der Umgebung des Ortes dem jeweiligen Eigentümer oder der Gemeinde melden