Müllwagen
Mülltonne
(Ein Bericht von Siegrid Stolberg)
Als ich 1975 meine Arbeit beim VEB Stadtwirtschaft in Tangermünde als Sachbearbeiterin aufnahm, war mein Aufgabenbereich sehr umfangreich. Ich musste monatlich Rechnungen schreiben für die Müllabfuhr, für die Fäkalienabfuhr und für die Pflege der Grünanlagen im Stadtgebiet. Außerdem musste ich täglich alle anfallenden Arbeitsstunden in einem Stundenbuch eintragen und die Löhne und Gehälter abrechnen.
Der Müll wurde zu DDR-Zeiten nicht so wie heute in modernen Plastikmülltonnen oder Containern gesammelt und abgefahren. Ich kann mich noch an die Zeit erinnern, als der Müll in schweren Zinktonnen gesammelt wurde. Plastiktonne hätten viele Haushalte in unserer Stadt überhaupt nicht verwenden können, denn die meisten Familien (außer im Neubaugebiet) mussten mit Holz und Kohle heizen. Was wäre passiert, wenn die fast noch heiße Asche in Plastiktonnen gefüllt worden wäre!
Im Winter waren die Tonnen durch die viele Asche vom Heizen besonders schwer. Dazu kam, dass sie keine Rollen hatten und getragen werden mussten. Das erschwerte den Transport vom Hof bis zum Straßenrand. Die Leute von der Müllabfuhr verrichteten eine sehr schwere Arbeit und waren wegen der Asche meistens völlig eingestaubt.
Bis Anfang der 70er Jahre mussten die Tonnen auf einen Wagen gehoben werden, um sie zu entleeren, denn die Müllabfuhr erfolgte mit einem Pferdewagen. Später erleichterten Müllfahrzeuge wie der S 4000 die Arbeit ein wenig.
Die Bezahlung der Müllgebühren war einfach: Man kaufte sich für 1, - M eine Müllmarke aus Aluminium. Wenn die Tonne vom Hof geholt werden sollte, kostete sie 1,20 M. Man band sie einfach an die Mülltonne. Heute müsste man Angst haben, dass die Müllmarke gestohlen wird, bevor die Müllabfuhr kommt. Das geschah zu DDR-Zeiten zwar auch, aber nicht sehr oft.
Wer kann sich heute vorstellen, noch draußen auf ein Plumpsklo gehen zu müssen? Früher zu DDR-Zeiten träumten viele Tangermünder davon, eine eigene Spültoilette zu besitzen. Um sich den Traum zu erfüllen, mussten sich die Leute zunächst eine eigene Klärgrube bauen. Wenn sie voll war, konnte man den Inhalt gegen eine Gebühr abfahren lassen. Dazu musste man die Fäkalienentsorgung anmelden. Wenn der Termin heran war, kam ein Spezialfahrzeug. Arbeiter legten einen Schlauch von der Straße bis zur Klärgrube und pumpten den Inhalt der Klärgrube in das Fäkalienfahrzeug. Anschließend wurden die Fäkalien auf den Äckern der LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) verteilt. Später war diese Art der Entsorgung verboten und man fuhr die Fäkalien in spezielle Kläranlagen.
Unsere Stadtwirtschaft verfügte zunächst über keine eigene Straßenkehrmaschine. Deshalb ging man dem Schmutz auf den öffentlichen Straßen und Wegen mit Besen und Schippe zu Leibe. Ende der 80er Jahre erfolgte auch die Straßenreinigung mit moderner Technik.
Zum Abschluss muss ich sagen, dass die DDR-Zeit aber auch schön war, denn die Menschen hielten viel mehr zueinander, halfen sich gegenseitig und hatten noch Spaß daran, miteinander zu reden.