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Tangermünde
Ausgabe 11/2024
Geschichtliches
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Geschichtliches

Baustelle Kanalisation in Carlbau Juni 1937

Baustelle Asphaltarbeiten August-Bebel-Straße Juli 1939

Baustelle Rathaus mit Gerüst April 1937

Baustelle Rathaus - Arbeit an Rosette Mai 1937

(nach Berichten im Tangermünder Anzeiger von 1937 und 1939)

Wohl keinem Tangermünder dürfte es entgangen sein: In der Bahnhofstraße wird gebaut – schon ziemlich lange und mit schwerem Gerät. Wie man vor knapp 90 Jahren in unserer Stadt solche harten Arbeiten verrichtete, verraten Zeitungsartikel im Tangermünder Anzeiger.

Ein eindrucksvolles Foto vom 25. Juni 1937 dokumentiert Kanalisationsarbeiten in Carlbau. Arbeiter in großer Menge hoben damals nur durch Muskelkraft den tiefen Graben für die Rohrleitung aus. Zu dieser Zeit waren die Rohre einer bereits bestehende Kanalisationsleitung so stark verwittert, dass sie erneuert werden mussten. Gleichzeitig wurde auch ein neuer Abwasserabfluss oberhalb der Werft zur Elbe hin geschaffen. Auf dem Foto sieht man, wie beschwerlich die Arbeit in der engen Straße war, die während der Bauzeit für jeglichen Verkehr gesperrt werden musste.

Ein weiteres interessantes Foto vom 29. Juli 1939 zeigt eine sogenannte „Asphaltkanone“ bei Asphaltierungsarbeiten in der heutigen August-Bebel-Straße auf dem Abschnitt zwischen der Augustastraße und der Lüderitzer Straße. Dieses Teilstück hatte bereits Jahre zuvor beim Ausbau der Straße eine Asphaltdecke erhalten. Infolge der dort nach und nach verlegten Gas- und Hausanschlussleitungen und auch des von Jahr zu Jahr zunehmenden Durchgangsverkehrs war eine Erneuerung des Straßenbelages nötig geworden. Deshalb entschlossen sich die Tangermünder Stadtverwaltung und das Stadtbauamt, die Mitteldeutsche Wegebaugesellschaft aus Halle mit der Herstellung einer neuen Hartasphaltdecke zu beauftragen. Zunächst wurden auf dem herzurichtenden Straßenstück alle Gully-, Kanal- und Hydranten-Deckel gehoben und auf die Höhe des neuen Straßenniveaus gebracht. Anschließend fuhr eine große, qualmende Asphaltmaschine auf, in der mit viel Getöse die Asphaltmasse hergestellt wurde. Die heiße Masse wurde schichtweise in abgegrenzte Abschnitte auf die alte Asphaltdecke gegossen und dann geglättet. Bei dieser Gelegenheit wurde auch die Einfahrt in einen Feldweg (heute Augustastraße), der zu einigen Feldern führte, gepflastert und damit an die August-Bebel-Straße angeschlossen. Zur selben Zeit wurde auch die Kanalisation in der Luisenstraße fertiggestellt.

Die schöne Schaufassade unseres historischen Rathauses eingerüstet zu sehen, ist uns Tangermündern nicht fremd – so auch wieder in diesen Tagen. Jedoch zeigt das Foto vom 30. April 1937 ein Baugerüst, das noch vollständig aus Holz bestand. Damals war eine Reparatur am Mauerwerk dringend notwendig, da zahlreiche Zierelemente sich gelockert hatten und herabzustürzen drohten. So wuchs beispielsweise ein kleiner Holunderbusch aus einer der obersten Kreuzblumen heraus. Dessen Wurzeln waren bereits 25 cm tief in die gelockerten Fugen eingedrungen und hätten bei weiterem Wachstum das Mauerwerk gesprengt.

Die Tangermünder Dachdeckerfirma Conradi stellte für die Reparaturarbeiten ein 23 Meter hohes, zehn Etagen umfassendes Spezialleitergerüst auf. Von diesem Gerüst aus wurden die Ausbesserungsarbeiten an den Nischen und Feldern vorgenommen und gleichzeitig ein hässlicher, schwarzer Teeranstrich auf den Kreuzblumen und Krabben beseitigt. Nach Beendigung der Arbeiten präsentierte sich unser Rathaus wieder in seiner vollen Schönheit.