Die Malerin Rieke Schmieder und der Fotograf Antonio Günther konnten bei der Eröffnung der gemeinsamen Ausstellung auch den Staatssekretär für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt, Dr. Sebastian Putz, in der Salzkirche begrüßen.
Professor Wolfgang Lucht und das großflächige Bild „Herzschlag der Erde“. Das Kunstwerk von Rieke Schmieder bezeichnete der Wissenschaftler als universal. Die Malerin schuf es mit ihrem eigenen Körperabdruck.
Das Bild „Okarito“ von Antonio Günther lässt den Ausstellungsbesucher in die Okarito-Lagune eintauchen. Sie ist die größte unveränderte Gezeitenbucht an der wilden Westküste der Südinsel Neuseelands.
Die Grüne Welle – eine Liebeserklärung an unsere Erde
Von Marina Wienecke
Im Mai 2024 wurde in der Salzkirche von Tangermünde eine Ausstellung eröffnet, die den Titel „Die Grüne Welle - Eine Liebeserklärung an unsere Erde, an Frieden und Heilung“ trägt.
Die Idee zu einer Malerei-Fotografie-Gemeinschaftsausstellung kam der Jerichower Malerin Rieke Schmieder, die als Bildende Künstlerin seit 18 Jahren eine Galerie in Tangermünde betreibt, und ihrem Sohn Antonio, der die Schönheit der Natur fotografiert, im fernen Ozeanien.
Der im Pazifik liegende Inselstaat Neuseeland war das Ziel einer Entdeckungsreise von Mutter und Sohn. Die „grüne Insel“, eigentlich bestehend aus zwei Hauptinseln und über 700 kleineren Inseln, bezauberte und inspirierte die Malerin und den jungen Fotografen gleichermaßen.
Die beeindruckende Naturvielfalt und Vegetation, die reiche Maori-Geschichte und die Prägung durch die Einwanderer aus Asien, Europa und von den pazifischen Inseln, machten die Entdeckung des Landes am anderen Ende der Welt so reizvoll. Sie sahen gigantische vulkanische Landschaften, aktive und erloschene Krater, blubbernde Schlammlöcher, heiße Quellen und zischende Geysire, die von den Kräften im Erdinneren zeugen. Neuseeland bezauberte zudem durch traumhafte Strände und einsame Buchten, riesige Skipisten und schneebedeckte Berge, immergrüne Hügel und unwirklich blaue Fjorde, Gletscher und Wasserfälle, Regenwälder und Sanddünen, auch durch pulsierende Städte.
Die Vernissage in der Salzkirche wurde musikalisch eröffnet auf einem Horn der Eingeborenen. Rico Genz spielte auf einem Didgeridoo. Dabei verstärkte er mit einer Bergkristallschale noch die erdigen, kraftvollen Klänge des exotischen Instruments. Mit dieser wunderbaren Musik wurde das Publikum auf die besondere Ausstellung eingestimmt. Die Tangermünder Kunsthalle konnte den großen Besucheransturm kaum fassen. Viele junge Menschen fanden keinen Sitzplatz mehr und standen während der Vernissage am Ausgang des Ausstellungsgebäudes.
Die Malerin Rieke Schmieder konnte prominente Gäste begrüßen, so Dr. Sebastian Putz, Staatssekretär für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt, und Professor Wolfgang Lucht, Erdsystemforscher in Potsdam und Berater des Bundestages für Klimafolgen. Der Kontakt zu den Persönlichkeiten kam über einen Galeriebesuch zustande. Auch der Bürgermeister der Stadt Tangermünde, Steffen Schilm, ließ es sich nicht nehmen, bei der Eröffnung der Gemeinschaftsausstellung dabei zu sein.
Nach den Begrüßungsworten des Tangermünder Kultur- und Museumsvereins ergriff der Staatssekretär Dr. Sebastian Putz das Wort. Er betonte den großen Stellenwert der Kunst in Sachsen-Anhalt und unterstrich die Dichte an UNESCO-Weltkulturerbestätten im Land. Ferner hob er die wegweisende Bedeutung und den Einfluss des Bauhauses in Dessau auf die Moderne, speziell die Architektur, hervor. Er nahm auch Bezug auf das künstlerische Schaffen, nicht nur in der Kunststadt Halle, sondern auch im ländlichen Raum.
Professor Wolfgang Lucht sprach über den derzeitig schlechten Zustand der Erde. Er äußerte, „dass die Menschheit zu einer planetaren Kraft geworden sei, die zu einer unfassbaren und schädigenden Veränderung der Erde geführt hat.“ Von den Wissenschaftlern wurden neun planetare Belastungsgrenzen definiert, wovon bereits sechs schon zum Teil erheblich überschritten sind. Eine Studie, die kürzlich international Beachtung fand. Die Rationalität der Wissenschaft sei wichtig und die Botschaften sollten beachtet werden, sagte er. „Jedoch kommt es erst zu einer Menschlichkeit, wenn man sich selbst in die Waagschale wirft, wo man nicht beherrscht, sondern sich mitten reinstellt und schaut, was passiert“, so Wolfgang Lucht. Historisch beschrieb er die Entwicklung vom Schamanischen, wo noch keine Worte waren, zum Mystischen, welches sich in Geschichten webte, bis hin zum Rationalismus, der seinen Ausdruck in der Wissenschaft hat. „Heilung, auch ein Thema der Ausstellung, finde man nicht im Rationalen, sondern im Schamanischen, im Weltengeist, in seinem Inneren.“ Und damit baute er eine Brücke zur ausgestellten Kunst. Der Wissenschaftler wies auf die Bilder der Künstlerin Rieke Schmieder hin, die mit hohem Bewusstsein gefüllt, Ausdruck ihrer eigenen persönlichen Existenz sind. Das mit ihrem eigenen Körperabdruck geschaffene Bild „Herzschlag der Erde“ empfand er als universal und stellte als Betrachter die Fragen: Wer sind wir? Wofür stehen wir? Wer können und wollen wir sein? Professor Lucht unterstrich, „dass wir Menschen als Kraft des Lebens, nicht als Kraft des Todes und der Zerstörung des Lebens gemeint seien.“
Von den Bildern des jungen Fotografen Antonio Günther zeigte er sich begeistert und hob hervor, dass Antonio wie ein ferner Beobachter den Landschaften ihr eigenes Dasein lasse und der Betrachter sich selbst mit ihnen in Verbindung setzen könne. Abschließend bekannte er, „dass die Kunst die Kraft hätte, ein neues Bewusstsein für unser lebendiges Dasein auf der Erde zu schaffen, weil nur in der Kunst diese tiefe Selbstbefragung stattfindet.“
Für den musikalischen Ausklang sorgte die Künstlerin selbst. Sie musizierte auf der Violine und zwei Freunde aus Dresden, Irina von Toll (Organetto) und Sebastian Schöler (Akkordeon), begleiteten sie. Beim zweiten Stück fühlte sich auch das Publikum eingeladen. Es stand auf und sang freudig mit.
Die Ausstellung von Rieke Schmieder und Antonio Günther umfasst insgesamt zehn Gemälde und zehn Fotografien. Die Bilder sind noch bis zum 29. August 2024 zu sehen. Die Salzkirche am Zollensteig ist von Dienstag bis Sonntag in der Zeit von 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr geöffnet. Begleitend zur Ausstellung wurde auch ein Kunstkalender für 2025 herausgegeben. Der Kalender, entworfen von Rieke Schmieders Tochter Laura, ist auf recyceltem Papier gedruckt.
Alle Kunstinteressierten sind herzlich in die von der „Schönheit des Lebendigen“ inspirierte Ausstellung eingeladen. „Wenn wir für die schönen, lebendigen Dinge, die uns umgeben, kollektiv die Augen öffnen, wird sich alles in eine schöne Bahn lenken“, legt Antonio Günther den Menschen ans Herz.