Auch von der Gemeinde Wriedel gab es zum Abschied einen Blumenstrauß, überreicht mit Dankesworten von Bürgermeister Jörg Peter.
Gearbeitet hat Edith Balzer bis zum letzten Moment bzw. bis zum letzten Kunden – das war Ralf Schmidtke.
Das war kein leichter Abschied der Wriedeler von „ihrer“ Poststelle, denn dies bedeutete ein Abschied von Edith Balzer, die mit großem Engagement und Herz 24 ½ Jahre lang die Poststelle geleitet hatte. „Am 1. Juni 2025 wären es 25 Jahre gewesen“, schaut Edith Balzer zurück, noch ein wenig wehmütig manchmal. Doch die Poststelle aufzugeben war ihr eigener Wunsch, denn zu den beiden Post-Mitarbeitern, die sie häufig unterstützt haben, wenn es mal Probleme gab, hatte sie immer schon gesagt: Wenn ihr in Rente geht, dann gehe ich mit. Und Ende Januar war es nun soweit.
Günter Brühl hatte sie vor 25 Jahren gefragt, ob sie nicht die Poststelle in Wriedel übernehmen wolle, als die Poststelle bei Lemke geschlossen wurde. „Und dann bin ich da so reingerutscht“, schmunzelt Edith Balzer im Gespräch. Einen entsprechenden Raum, einen ehemaligen Fahrradladen, gab es auf dem Balzer-Firmengelände, der hergerichtet wurde. Ein Ofen zum Heizen mit Holz wurde eingebaut. „Und die Kinder waren groß genug, da hatte ich Zeit für die Post.“
Und Zeit benötigte sie dafür, denn die Poststelle war vormittags von 9 bis 11.30 Uhr und nachmittags von 14.30 bis 16 Uhr geöffnet. Mittwochs und freitags war am Nachmittag geschlossen, Samstag war sie von 9 bis 11 Uhr für ihre Kundinnen und Kunden im Einsatz. Öffnungszeiten übrigens, für die Wriedel sicherlich von Postkunden in vielen norddeutschen Städten beneidet worden wäre. Nun ist Edith Balzer froh, dass der Frühling gekommen ist und sie Zeit hat für die Gartenarbeit, ohne auf die Uhr schauen zu müssen.
„Die Menschen waren froh, wieder eine Post zu haben“, schaut Edith Balzer auf die Anfänge zurück. „Und ich hatte nur nette Kunden.“ Über die Jahre hatte sich die Arbeit in der Poststelle sehr gewandelt: Wo früher mit Zetteln gearbeitet wurde, musste Edith Balzer sich an den Computer gewöhnen. „Damit habe ich mich anfangs noch ein wenig schwer getan. Es hat dann aber auch Spaß gemacht.“
Weniger Spaß haben ihr die Einbrüche dreimal hintereinander in der Poststelle gemacht. „Der Tresor wurde aufgebrochen und alles Geld und die Briefmarken waren voller Farbe nachher.“ Mit der Post habe es nie Probleme gegeben, sagt sie. An die postlose Zeit musste sich Edith Balzer nach dem 31. Januar erst einmal gewöhnen. „Mir hat die Arbeit sehr viel Spaß gemacht. Ich habe auch gerne mit den Leuten geklönt, das gehört dazu. Wir haben auch mal zusammen Pakete gepackt, wenn ich sah, dass die Verpackung nicht gut war“, lacht sie zurückschauend. Eine Reinigungsannahme war auch noch in der Poststelle angesiedelt. „Aber nun ist Schluss, da muss man dann auch nicht mehr hinterher jammern“, sagt sie resolut und schaut nach vorn.
Schade ist es für die Wriedeler Kinder, denn sie können nun nicht mehr ihre Weihnachts-Wunschbriefe bei Edith Balzer abgeben. „Machst Du da dann auch eine Briefmarke drauf?“, wurde sie öfter gefragt und schmunzelte: „Na klar.“ Einen Dank möchte Edith Balzer gerne noch loswerden: „Ich bedanke mich bei all meinen Kundinnen und Kunden, sie waren immer freundlich und nett. Ich habe viel gehört in meiner Post-Zeit, viel Freude und auch Leid.“ Gerührt war sie von den vielen Blümchen, die sie zur Verabschiedung aus dem Kundenkreis bekommen hatte. „Edith, Du hast uns immer geholfen“, hörte sie zum Abschied häufiger.
Voraussichtlich im Sommer wird in Wriedel von der Post eine automatische Poststation installiert. Das ist natürlich gut für den Ort, aber den persönlichen Service von Edith Balzer kann die Automatenstation nicht bieten.
Text: Gunda Ströbele