Wolfgang Kühl hatte zur Normannenschlacht und der Verbindung zu Ebstorf recherchiert und hatte Interessantes zu berichten.
Die Normannenschlacht und die Märtyrergräber! Was ist wahr? Was ist Legende? - Diese Fragen zu beantworten war der Grund für eine umfangreiche Recherche, die Wolfgang Kühl aus Ebstorf schon vor Jahren begonnen und nun wieder aufgenommen hat. Seine Ergebnisse stellte er einem großen Publikum bei den letzten „Mittwochsgeschichten aus dem Kloster“ vor.
Zu dem Impulsvortrag mit Gespräch, der immer am ersten Mittwoch im Monat im Konventsaal des Klosters Ebstorf stattfindet, hatten sich dieses Mal so viele interessierte Besucher eingefunden, dass der Raum schon fast zu klein wurde, wie Äbtissin Geschonke bei ihrer Begrüßung freudig feststellte. Anscheinend ranken sich so viele Mythen um diese Schlacht, dass die Gäste sich an diesem Abend Aufklärung erhofften.
Die Normannenschlacht, so erzählt man sich im Klosterflecken, soll 880 bei Ebbekestorpe stattgefunden haben. Ein christliches Heer mit Bischöfen und Herzögen wurde von den Normannen vernichtend geschlagen. Jahrhunderte später entdeckte man Gräber mit Gebeinen und nahm an, dass es sich um die Märtyrer aus der vermeintlichen Schlacht handeln musste. „Heiliges Öl“ wurde den Gebeinen entnommen und einer Madonna in einer Ampulle in ein Fach, das sie im Rücken hat, gelegt. So entwickelte sich das Kloster zu einem Wallfahrtsort, viele Pilger kamen um die Madonna anzubeten und um Seelenheil und Gesundheit zu bitten.
Aber stimmt das alles? Wolfgang Kühl konnte dem Publikum glaubwürdig vermitteln, dass diese Schlacht wirklich stattgefunden hat im Jahre 880. Die Aufzeichnung von Todesdaten weisen sogar auf den 2. Februar hin. Der Ort der Kämpfe ist allerdings unbekannt. Viele Orte gab es zu der Zeit noch nicht. Neben den Bischofssitzen Bremen und Verden war noch Bardowick ein wichtiger Ort, die aber alle keine Erwähnung finden dazu. Daher ist für die Kampfhandlungen eine zu der Zeit eher unbekannte Region wahrscheinlicher. Also vielleicht doch die Region um Ebstorf?
Es sei ebenso erwiesen, dass große Gräber gefunden wurden. Sie fanden ihren Platz auf der Ebstorfer Weltkarte. Ob es sich dabei allerdings um die Gebeine der Märtyrer gehandelt hat, ist wohl eher fraglich. „Aber“, so Wolfgang Kühl: „das ist auch nicht entscheidend. Wichtig ist, dass dadurch erstmals der Märtyrer, die ihr Leben gegen die Normannen geopfert haben, gedacht wurde - und dafür war das Kloster Ebstorf ein guter und passender Ort.“ So hatten Pilger einen Ort, der ihnen eine reine Seele versprach, und das Kloster wurde zu einem bekannten Wallfahrtsort. Heute würde man sagen: „Eine Win-Win-Situation für beide.“ Es ranken sich viele Legenden und Mythen um das Kloster, das wahrscheinlich schon vor 900 Jahren erstmals gegründet wurde. Und manchmal ist an ihnen sogar etwas Wahres dran.
Information des Klosters Ebstorf, Äbtissin Angela Geschonke