Wurde vom NDR interviewt: Bürgermeisterin Gaby Klose Wurde vom NDR interviewt: Bürgermeisterin Gaby Klose
Am frühen Morgen des 26. Dezembers hatte die Aller den historischen Höchststand in der Brückenstraße erreicht
Die Aller-Ufer in der Brückenstraße und entlang der Fallersleber Straße waren nicht mehr zu sehen
Von oben hatte es den Anschein, als liege Weyhausen an einem riesigen See
Mit einem solchen Spülwagen waren die WEB seit Weihnachten in Weyhausen unterwegs
Spezialeinsatz-Kommando der WEB... Von links: Svenja Picht-Spannuth (Abtleilungsleiterin Grundstücksentwässerung), Mathias Fritz (Geodaten-Experte) und Dr. Gerhard Meier (WEB-Chef)
Mitarbeiter der WEB prüften verschiedene Hausanschlüsse im Altdorf
Die Entsorgungsexperten gingen von Kanalschacht zu Kanalschacht, um den Wasserstand zu prüfen
Weyhausen am 27. Dezember - viele Felder und Wiesen sind überflutet
Auch Tappenbeck liegt plötzlich „am See“: Hier vorm Sportplatz soll die A 39 weitergebaut werden
Es gibt erfreulichere Anlässe, Weyhausen zu besuchen, als gerade ein Hochwasser – aber manchmal kann man sich den Grund eben nicht aussuchen. So kam es, dass am Tag nach Weihnachten neben den Reportern unserer Lokalzeitungen auch ein Kamerateam des NDR aus Braunschweig anreiste, um aus der Fallersleber Straße zu berichten, wo das Hochwasser der Aller in das Schmutzwasserkanalsystem eingedrungen war, sodass dieses überflutete und es zu Rückstauungen kam.
Die WEB (Wolfsburger Entwässerungsbetriebe) taten an dem Tag alles, um das überlastete Schmutzwasserkanalnetz in Weyhausen wieder zu entlasten. Dabei sollte auch die Bevölkerung mithelfen, wie am Morgen in einer Pressemitteilung verkündet worden war: Gesucht (und inzwischen auch gefunden!) wurden vor allem fehlerhafte alte Hausanschlüsse, die Regenwasser bzw. aktuell das Hochwasser der Aller ins Schmutzwassernetz hineindrücken.
Das TV-Team und die Reporter schauten den Entsorgern bei ihrer detektivischen Arbeit über die Schulter. In „Hallo Niedersachsen“ und einigen Sondersendungen zum Thema an dem Tag zu sehen war am Ende auch ein Interview mit Weyhausens Bürgermeisterin Gaby Klose.
Die Bürgermeisterin war seit dem Weihnachtstag emsig als Vermittlerin unterwegs, um den betroffenen Bürgern und Bürgerinnen im Altdorf die Situation zu erklären – und war privat selbst auch betroffen. Denn Schwerpunkte des Abwasserrückstaus waren in der Rosengasse, Tulpengasse, Neuen Straße und im Amselweg.
Schuld an der Misere war der historische Hochstand der Aller, der den Grundwasserspiegel steigen ließ – wobei das Boldecker Land noch mit einem blauen Auge und vorwiegend nassen Kellern davonkam!
„Bis auf den Kirchweg steht in Weyhausen keine einzige Straße unter Wasser, denn wir können uns glücklich schätzen, dass in Grafhorst vor einigen Jahren ein Aller-Entlaster gebaut worden ist, der das Flusswasser bei Hochwasser in den Mittellandkanal ableitet. Diese Maßnahme wurde jetzt auch ergriffen“, sagte WEB-Chef Dr. Gerhard Meier. Sonst wäre Weyhausen höchstwahrscheinlich an vielen Stellen überflutet worden.
Eine Ahnung davon gab es: „Selbst unsere Kleine Aller ist ein Monsterfluss geworden, ein reißendes Biest“, sagte Bürgermeisterin Klose. In der Brückenstraße stand der Fluss seit neuen Regenfällen in der Nacht zum zweiten Weihnachtstag knapp unter der Brückenkante – historischer Höchstand seit 1981! Die Aller drohte, die Brücke zu überspülen.
Ein Team der WEB war an diesem Tag in der Fallersleber Straße von Kanalschacht zu Kanalschacht unterwegs gewesen – „von Haltung zu Haltung“, wie es technisch heißt – um jeden Schmutzwasserschacht einmal leer zu pumpen und zu schauen, ob er auch leer blieb.
Auch verschiedene Hausanschlüsse wurden überprüft, ob sie korrekt angeschlossen waren. „Denn Ursachen für diese großen Wassermengen, die in das Schmutzwassernetz eindringen, sind fast immer defekte oder falsch angeschlossene Drainagen“, erklärte Dr. Meier.
Der WEB-Chef vermutete zu dem Zeitpunkt in Weyhausen noch einige dieser Fehlanschlüsse. Sie fände man bei älteren Häusern leider immer wieder, da die Baumeister die Dinge früher „nicht so ernst genommen“ hätten. Den heutigen Besitzern sei dieses jedoch nicht anzulasten, betonte er.
Der erste Wassereintrag ins Schmutzwassersystem war am zweiten Weihnachtstag schon im Amselweg entdeckt worden. Das Haus musste vom Netz genommen werden. „Dort war eine Grundleitung kaputt. Wenn wir dies nicht entdeckt hätten, wäre den Besitzern der Keller vollgelaufen“, so Meier. Dann musste der Tiefbauer kommen, um die Sache zu richten.
Einen echten Fehlanschluss ergab auch die Suche in der Fallersleber Straße, wo der Regenwasserkanal eines älteren Haushaltes direkt in den Schmutzwasserkanal mündete und damit massiv zu seiner Überbelastung beitrug. Auch dieses Haus wurde vom Netz genommen.
„Hilflos“ habe man am Heiligen Abend vor der Situation gestanden, erinnerte sich Meier. Schließlich habe man den Betroffenen zunächst nur nahelegen können, auf Wäschewaschen und Duschen zu verzichten, und sogar der Gang zur Toilette habe nur „mit Bedacht“ getätigt werden können.
Weil der WEB-Chef davon ausgeht, dass „wir solche Regenmengen in Zukunft häufiger bekommen“, müsse man jetzt nach Fehlerquellen suchen. Gleich im neuen Jahr hatten die Mitarbeiter des Entsorgers damit begonnen, alle Grundleitungen in Weyhausen auf Dichtigkeit zu prüfen. Außerdem sei ein Übergabeschacht vom privaten in das öffentliche Netz Pflicht. „Aber viele ältere Häuser haben gar keine Übergabeschächte“, klagt Dr. Meier.