Foto vom 24. Dezember: Mit dem Paddelboot auf dem Weyhäuser Kirchweg unterwegs...
Die Feuerwehren der Samtgemeinde halfen beim Kellerauspumpen
Der Allerkanal führt bordvoll sein Wasser ab
Im Krisengespräch: Samtgemeindebürgermeister Dennis Ehrhoff (li.), Bürgermeisterin Gaby Klose und WEB-Chef Dr. Gerhard Meier
Die starken Regenfälle kurz vor Weihnachten brachten am 24. Dezember 2023 in Weyhausen „das Fass zum Überlaufen“ – oder besser die Aller. Stündlich kletterte ihr Pegel und damit leider auch der Wasserstand in der Kanaliation des Altdorfs von Weyausen: Die ersten Schmutzwasserschächte liefen buchstäblich über... Nutzer unserer Homepage www.boldecker-land.de konnten die Entwicklung dort verfolgen. Für alle anderen hier noch einmal die Chronologie der Ereignisse:
Seit nunmehr über 24 Stunden probieren die WEB die Schmutzwasserschächte leer zu pumpen, die das Weyhäuser Altdorf entlasten. Pro Stunde werden 200 Kubikmeter Wasser über das alte Klärwerk Weyhausen (Iffiegarten) abgepumpt. Es ist die Höchstleistung der Pumpen. Da diese Maximallast eine automatische Steuerung nicht mehr zu lässt, werden die Pumpen von Teams der WEB manuell gesteuert, auch über die heutige Nacht.
„Diese Fördermenge ist eigentlich mehr als ausreichend, die Schächte leer zu pumpen“, sagt Dr. Gerhard Meier von den WEB.
Der WEB-Chef und Samtgemeindebürgermeister Dennis Ehrhoff sind gerade telefonisch mit diesem Status quo auseinandergegangen und werden sich morgen früh weiterhin und auch vor Ort austauschen.
„Es ist davon auszugehen, dass eine Fehleinleitung vorliegt, wahrscheinlich durch die Aller selbst. Dies kann hoffentlich geklärt und behoben werden“, so Ehrhoff.
Die Fehleinleitung in den Schmutzwasserkanal in Weyhausen ist hochwasserbedingt.
„Trotz des ununterbrochenen Pumpens hat es bis zum Morgen leider nur einen minimalen Rückgang des Wasserstandes in der Schmutzwasserkanalisation gegeben“, berichtet Samtgemeindebürgermeister Dennis Ehrhoff.
Die WEB ziehen nun Teams zusammen, um ab Mittwoch mit allen verfügbaren Kräften zu lokalisieren, an welcher Stelle das Wasser von außen in die Schmutzwasserkanalisation eindringt.
„Möglicherweise befindet sich diese Stelle unter Wasser, sodass auch eine Fehlersuche per Kamera nicht möglich ist“, so Ehrhoff weiter. Mit einfachen Bordmitteln ließe sich die Situation derzeit nicht beheben.
Weyhausens Bürgermeisterin Gaby Klose und Silke Westphalen, Geschäftsführerin des Aller-Ohre-Ise-Verbandes, beobachten derweil die Hochwassersituation in Weyhausen, speziell in den Allerwiesen.
Laut WEB-Chef Gerhard Meier sei in der vergangenen Nacht der Gesamtwasserstand um 20 Zentimeter angestiegen, für die kommende Nacht muss mit einem ähnlichen Ansteigen gerechnet werden.
Auch die Freiwillige Feuerwehr Weyhausen ist im Einsatz: Ortsbrandmeister Patrick Müller meldet einen leergepumpten Keller in der Nacht, wo die Pumpe des Hausbesitzers ausgefallen war. Derzeit sei man dabei, den insgesamt vierten Keller in Weyhausen auszupumpen.
Die Pegelstände steigen derzeit nur leicht, die Situation bzgl. des Schmutzwassers hat sich seit heute Mittag leider nicht geändert. Noch immer wird nach der Stelle des Eintrags in das Kanalsystem gesucht.
Leider ist die Situation für Teile von Weyhausen nicht besser geworden: Das Regenrückhaltebecken am DGH musste leer gepumpt werden und noch mehr als die ursprünglich 50 Haushalte im Altdorf sind ohne Kanalisation. Jetzt hat es auch die Neue Straße erreicht.
In der Brückenstraße hat die Aller seit der Nacht den Stand bis fast zur Brückenkante erreicht.
Der prognostizierte Anstieg des Wassers von 20 Zentimetern in der Nacht habe sich bewahrheitet, sagt Samtgemeindebürgermeister Dennis Ehrhoff. Nun stehe das Wasser der Aller auch im Kirchweg. „Derzeit herrscht eine leichte Stagnation der Lage, aber leider kein Rückgang des Wassers.“
Darüber hinaus sei er sehr froh, dass die Samtgemeinde Boldecker Land sich vor ziemlich genau zehn Jahren zur Zusammenarbeit mit den WEB entschlossen habe. Zum 1. Januar 2014 hatten die WEB die Abwasserbeseitigungspflicht im Boldecker Land übernommen. „Nicht auszudenken, wir müssten diese Situation jetzt als Kommune alleine stemmen“, so Ehrhoff.
Um 6:05 Uhr hatten die Sirenen auch den Verwaltungschef in Alarm versetzt. Um 6:30 Uhr habe er mit WEB-Vorstand Gerhard Meier Kontakt aufgenommen, der seinen Weihnachtsurlaub schließlich abbrach, um ins Boldecker Land zu kommen.
„Die WEB machen gerade einen Schlachtplan, wie es am Mittwoch gelingen kann, die Situation im Abwasserbereich in den Griff zu bekommen.“ Die Regenwasserkanäle seien im Gegensatz zu den Abwasserkanälen leer und hätten ihre Arbeit getan.
Seit Weihnachten gab es rund zehn Alarmierungen in Weyhausen, von denen nach Sichtung durch die Einsatzkräfte der Feuerwehr mangels der benötigten Wassertiefe von drei bis Zentimetern für den Pumpeneinsatz nur vier Keller mit Hilfe der Feuerwehren ausgepumpt werden konnten. Am zweiten Weihnachtstag konzentrierte sich die Arbeit der Ortswehren Weyhausen, Osloß und Bokensdorf insbesondere auf das Abpumpen einer Tiefgarage nebst anliegendem Keller im Amselweg. Das Grundwasser drückte immer wieder durch die Fugen der abschüssigen Garageneinfahrt nach oben.
Die Feuerwehr setzte Pumpen und Flachsauger ein, eine 50 Zentimeter hohe Sandsack Barriere vor der Kellereinfahrt wurde aufgebaut. Zusätzlich wurde im Oberdorf eine größere Menge Wasser aus dem Regenrückhaltebecken oberhalb des örtlichen Edeka Marktes abgepumpt, um Überlaufen zu verhindern.
Zur Abarbeitung der Einsatzlage hatte Einsatzleiter Georg-Uwe Vernunft aus Tappenbeck sich im Gerätehaus Weyhausen eine örtliche Einsatzleitung eingerichtet und beriet sich dort mit Vertretern der Wolfsburger Entwässerungsbetriebe (WEB), sowie Samtgemeindebürgermeister Dennis Ehrhoff und Weyhausens Bürgermeisterin Gaby Klose über die aktuelle Lage. Letztere berichtete, dass die historische Flutmarke von 1981 an der örtlichen Allerbrücke bereits überschritten wurde. Die WEB-Vertreter ergänzten, dass weiterhin mit einem auf sehr hohem Niveau stabil bleibenden Wasserpegel der Aller zwischen Weyhausen und der nächstgelegenen Messstelle Grafhorst zu rechnen sei.
Für das alte Dorf von Weyhausen, welches etwas tiefer als der Rest des Ortes liegt, sei die Lage bereits seit Tagen angespannt bis katastrophal, da das Schmutzwasser nicht abläuft. Folge: Die Menschen können nicht duschen oder die Waschmaschine einschalten, Toiletten müssen mit minimalem Wassereinsatz betrieben werden. Die Gemeinde verteilte zur aktuellen Situation im betroffenen Bereich entsprechende Informationen. Einsatzleiter Vernunft konnte gegen 11:00 Uhr die insgesamt 35 eingesetzten Kräfte wieder in den zweiten Weihnachtstag verabschieden.
Die Feuerwehr beobachtet die Lage weiterhin, da viele Weyhäuser Haushalte derzeit ihre Keller nur mit Hilfe von Tauchpumpen trocken halten können. Samtgemeindebürgermeister Ehrhoff dankte den Einsatzkräften und lobte in dem Zusammenhang die mittlerweile erprobte gute Zusammenarbeit zwischen WEB, Feuerwehr, Gemeinde und Samtgemeinde im Umgang mit diesen Unwetterlagen. Text: Michael Gose
Das Gebiet des Aller-Ohre-Ise-Verbands umfasst weite Teile des Landkreises Gifhorn und der Stadt Wolfsburg sowie Teilbereiche des Landkreises Helmstedt. Im oberen Verbandsgebiet wurden durch die Steuerung in Grafhorst Richtung Hochwasserentlaster Teilmengen des Wasseraufkommens auf den Mittellandkanal aufgeleitet.
Diese Entlastung erfolgt in enger Abstimmung mit der Bundeswasserstraßenverwaltung, die sowohl an dem Hochwasserentlaster im 24-Stundenbetrieb das ankommende Krautzeug zur Sicherstellung der maximal möglichen Aufleitung herausnahm, als auch durch Verringern des Tiefgangs im Kanal die Aufnahme der Wassermengen ermöglichte.
Auch wurde ein weiterer Entlaster von der Aller Richtung Ohre geöffnet, was zu einer weiteren Verringerung des Wasserstandes in der Aller führte. Auch unterstützten wir bei der Binnenentwässerung Grafhorst. (…)
In Wolfsburg wirkt die 2022 fertig gestellte Renaturierungsmaßnahme dahingehend, dass neues Rückhaltevolumen in der Aue zwischen Vorsfelde und Badelandbrücke entstanden ist. Am Sandkamp, Ilkerbruch und Barnbruch liegen die Wiesen und Waldgebiete, wo sich die Wassermengen ausbreiten und temporäre Hochwasser bedingte flache Seenlandschaften bilden.
Weiter unterhalb ist die Lage in Weyhausen dramatisch. Trotz der Vertiefung der Itschenaller und Optimierung des Durchgangs der Aller an der Brückenstraße, die durch die Gemeinde auf Grundlage der Hochwasserrisikoberechnung in diesem Sommer mit unserer Unterstützung durchgeführt wurde, konnte der Ort gegen die Wassermengen nicht mehr ankommen.
Aus dem Einzugsgebiet der rund 24 Kilometer langen Kleinen Aller und ihren Nebengewässern strömen vor Weyhausen erhebliche Wassermengen in die Aller und führen mit dazu, dass seit Weihnachten die Niederung der Aller überströmt ist. Rechts und links der Kleinen Aller sind auch riesige, Seen gleich aussehende Wasseroberflächen in den Überschwemmungsgebieten entstanden.
Der Allerkanal führt bordvoll sein Wasser ab. Überströmungen in die angrenzende Landschaft sind auch hier eingetreten. (…) Text: Silke Westphalen.
Die Schmutzwasserproblematik besteht weiterhin. Bürger aus der Rosengasse und der Tulpengasse haben sich aktuell gemeldet. Ab morgen früh, 8:00 Uhr, geht die Fehlersuche weiter. Teilweise läuft das Wasser auch im Kirchweg, in der Neuen Straße und angrenzenden Straßen weiterhin nicht oder nur unzureichend ab!
Bitte achten Sie auf Ihren Wasserhaushalt.
Es wird weiterhin akribisch nach Fehlern im Abwassernetz des Weyhäuser Altdorfs in Aller-Nähe gesucht. Die hauptsächlich betroffenen Straßen - Tulpen- und Rosengasse - sind aktuell geprüft worden. Hier scheint es so zu sein, dass in beiden Straßen das Schmutzwasser durch Fremdeinleitungen zurückgestaut wird.
Dies ist für die Betroffenen natürlich nur ein schwacher Trost, aber man hat damit schon mal weitere Fehlerquellen ausgeschlossen.
Ein Dank an das Team der WEB (Wolfsburger Entwässerungsbetriebe), das weiterhin akribisch nach dem vielleicht einen entscheidenden Fehler im Schmutzwassersystem sucht.
Bitte achten Sie weiterhin auf ihre Schächte, denn falls starke Veränderungen vorliegen, so kann es aktuell immer daran liegen, dass gerade verschiedene Stränge geprüft werden.
Bitte achten Sie auch auf ihren Wasserhaushalt – gerade in den betroffenen Bereichen sollte auf große Wasserentnahmen (Duschen, Waschmaschine, Geschirrspülnutzung etc.) eher verzichtet werden.
Am heutigen Montag kam der Steuerkreis Hochwassersituation des Landkreises Gifhorn unter Leitung von Landrat Tobias Heilmann erneut zusammen. Die Mitglieder bewerteten die aktuelle Hochwassersituation insgesamt als stabil.
Die weiterhin hohen Pegel an den Flüssen im Kreisgebiet beginnen kontinuierlich zu fallen. Für die kommenden Tage ist trockenes Wetter vorhergesagt, sodass keine signifikanten Pegelerhöhungen erwartete werden. Es ist dennoch Vorsicht geboten: „Wiesen und Felder sind weiterhin von Oberflächenwasser bedeckt. Aufgrund des hohen Grundwasserdrucks und der gesättigten Böden kann es weiter zu eindringendem Wasser in Keller und tieferliegende Räume kommen“, so Erster Kreisrat Dr. Thomas Walter.
Keller und tieferliegende Räume sollten daher weiterhin regelmäßig auf Feuchtigkeit überprüft werden. Besonders durch den derzeitigen Frost könnten sonst Schäden entstehen.
Die Hochwasserlage wird fortlaufend durch den Katastrophenschutz, sowie die Leitstelle des Landkreises Gifhorn überwacht. Sofern die aktuelle Lage kein früheres Treffen erfordert, tagt der Steuerkreis Hochwassersituation das nächste Mal am 18. Januar.