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Samtgemeinde Boldecker Land
Ausgabe 1/2024
Aus der Samtgemeinde
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Astrid Wonde: Seit 25 Jahren im Dienst der Gleichstellung engagiert

Seit 25 Jahren ein gewohntes Bild in den Ratssitzungen der Samtgemeinde: Die Teilnahme von Astrid Wonde

Gewalt gegen Frauen zu bekämpfen ist immer wieder Wondes Thema. Hier mit Samtgemeinde Bürgermeister Dennis Ehrhoff

Beim Anstellen für die koastenlosen Einrittskarten zum Internationalen Frauentag motiviert Astrid Wonde auch schon mal die Massen...

Hier wurde Schlange gestanden für einen Abend mit ihr: Gayle Tufts, das Astrid Wonde (links) organisiert hatte

Für die lustigsten Frauentage im Boldecker Land hat Astrid Wonde (Mitte) oft Männer angeheuert

Sie ist immer da: Für Sie, für uns – für alle. Seit inzwischen 25 Jahren ist Astrid Wonde für die Samtgemeinde Boldecker Land in Sachen „Gleichstellung“ engagiert. Heute heißt ihr Amt auch so, Gleichstellungsbeauftragte, und es hat mit Frauen und Männern zu tun.

Bei der letzten Ratssitzung des Jahres plauderte die Fachfrau für die Gleichberechtigung der Geschlechter denn auch ein bisschen aus dem Nähkästchen, bevor Samtgemeindebürgermeister Dennis Ehrhoff sie für ihre langjährige Arbeit würdigte.

Als die damals 39-jährige Diplom-Sozialarbeiterin und Sozialtherapeutin Astrid Wonde aus Weyhausen 1998 ihr neues Ehrenamt übernahm, trat sie noch als „Frauenbeauftragte“ an. Dies hatte sich mit Inkrafttreten des Niedersächsischen Gleichstellungsgesetzes (NGG) seit 2011 gewandelt.

Das NGG hat zwei vornehmliche Ziele: Die Vereinbarkeit von Erwerbs- und Familienarbeit für Frauen und Männer in der öffentlichen Verwaltung zu fördern und zu erleichtern, sowie Frauen und Männern eine gleiche Stellung in der öffentlichen Verwaltung zu schaffen (§1 Abs.1 NGG).

Für Astrid Wonde ist das primäre Ziel noch nicht für erreicht, so sagt sie: „Charakteristisch ist nach wie vor der vergleichsweise niedrige Anteil von Frauen in Führungspositionen und höheren Ämtern am Ende der Laufbahngruppen.“ Auch Teilzeitarbeit sei nach wie vor überwiegend Frauensache. Zurzeit werde an einer Neufassung des NGG gearbeitet.

„Zu Beginn meiner Tätigkeit habe ich damals in jeder Mitgliedsgemeinde eine Veranstaltung für Frauen gemacht und sie über meinen Auftrag informiert“, erinnert sich Astrid Wonde an den Aufbau ihres Geschäftsbereiches.

Bei ihrer Amtseinführung im Rahmen einer Samtgemeinderatssitzung erntete sie von männlicher Seite damals noch vor allem eins: Skepsis. Ein Ratsherr habe ihr klipp und klar mitgeteilt, dass er ihr Amt „nicht akzeptieren“ könne. „Aber zu der Zeit gab es auch noch kaum Frauen in der Kommunalpolitik“, sagt sie. „Nur eine Frau saß damals im Samtgemeinderat.“ Zum Glück habe sich dieser Anteil heute erhöht.

In den zurückliegenden 25 Jahren hat Astrid Wonde die Gleichstellungsarbeit in unserer Samtgemeinde aufgebaut und sich dabei mit vielen Themen und vielen Projekten beschäftigt: „Zum Beispiel wurde ein Gleichstellungsplan erstellt. Wir haben begonnen, den Internationalen Frauentag mit Veranstaltungen im Boldecker Land zu würdigen, ein Trennungs- und Scheidungsratgeber wurde anfertigt.“

Sogar die Durchführung eines Selbstverteidigungskurses für Frauen wurde von ihr initiiert. Eingesetzt hat sich Astrid Wonde auch immer dafür, Altersarmut von Frauen sowie Gewalt gegen Frauen in den gesellschaftlichen und politischen Fokus zu rücken und zu bekämpfen.

In ihren Sprechstunden, die sie in der Regel wöchentlich anbietet, habe sie in zweieinhalb Jahrzehnten weit über 1000 Gespräche mit ratsuchenden Frauen geführt. Im vergangenen Jahr waren es insgesamt 60, zudem 15 Beratungsgespräche mit Mitarbeitenden der Samtgemeinde. Erreichbar ist sie dafür über ihr Diensthandy, das ihr während der Corona-Zeit auch telefonische Beratungen ermöglichte.

„Der Beratungsbedarf ist in der Zeit der Pandemie und danach angestiegen“, sagt Wonde. Die Themen der Ratsuchenden: Trennungs- und Scheidungsproblematik, Umgangsrecht für Kinder, finanzielle Probleme und Auswirkungen durch Kurzarbeit und Arbeitsplatzverlust. Aber auch der Umgang mit Missbrauch, die Behandlung der Opfer und Gewalt in der Familie sind ebenso Wondes Sachgebiete, wie der Wiedereinstieg in den Beruf, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie – zunehmend – die Pflege von Angehörigen.

„Ich führe Gespräche mit den Betroffenen und versuche sie in entsprechende Beratung oder Hilfsangebote zu vermitteln“, erklärt Astrid Wonde. Dabei seien auch Kontakte zu einigen Hilfesuchenden „über einen längeren Zeitraum“ entstanden.

Einmal im Jahr, in der jeweils letzten Sitzung des Samtgemeinderates, gibt die Gleichstellungsbeauftrage öffentlich einen Tätigkeitsbericht ab. Sie nimmt teil an den Sitzungen des Samtgemeindeausschusses und des -rates, an Personalversammlungen der Samtgemeinde und jetzt – seitdem die heute 65-Jährige im vergangenen Sommer ihre Berufsrente als Bewährungshelferin im Strafvollzug antrat – auch vermehrt an Vorstellungsgesprächen bei der Neueinstellung von Personal in der Samtgemeindeverwaltung. Mit dieser sowie auch mit dem Rat der Samtgemeinde arbeite sie gern und vertrauensvoll zusammen, betonte sie.

„Ich erlebe in allen Geschäftsbereichen der Samtgemeinde sehr motiviertes und engagiertes Personal“, lobt Wonde, „das sollten wir möglichst versuchen, zu behalten.“ Dazu gehört auch der Bereich der Kinderbetreuung, den sie nicht unerwähnt lassen wollte.

„Ich bin auch sehr erfreut, dass wir heute so ein großes und flexibles Angebot an Kinderbetreuung im Boldecker Land haben, auch bezüglich der Betreuungszeiten.“ Zu Beginn ihrer Tätigkeit habe sie noch erbitterte politische Diskussionen führen müssen, „warum Frauen ihre kleinen Kinder durch Fremde versorgen lassen wollen“.

Damals habe noch flächendeckend die Ansicht vorgeherrscht, dass Frauen zu Hause blieben und Männer den Lebensunterhalt verdienten. „Danke an die Politiker/innen im Boldecker Land, und auch an die Verwaltung, dass Sie die Angebote für die Kinderbetreuung so vielfältig nach den gesetzlichen Vorgaben ermöglichen.“

Dankbar sei sie auch, dass sie in den zurückliegenden 25 Jahren „so viele Impulse geben konnte, um die Gleichstellung von Männern und Frauen im Boldecker Land zu stärken“. „Ich bin davon überzeugt, dass Geschlechtergerechtigkeit für ein wertschätzendes Miteinander unabdingbar ist“, sagt Astrid Wonde.