Titel Logo
Samtgemeinde Boldecker Land
Ausgabe 2/2024
Aus der Samtgemeinde
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Über 2000 Menschen setzen in Gifhorn ein Zeichen für unsere Demokratie

Trotz schlechten Wetters setzten über 2000 Bürgerinnen und Bürger aus dem Landkreis Gifhorn am 3. Februar in der Gifhorner Innenstadt ein Zeichen für Demhighqratie

Von links: Unsere Gleichstellungsbeauftragte Astrid Wonde mit ihren Kolleginnen Verena Maibaum (Landkreis Gifhorn), Barbara Haferkamp-Weber (Samtgemeinde Meinersen) und Sevdeal Erkan-Cours (Stadt Gifhorn)

Viele Demo-Teilnehmer, wie der Osloßer Ratsherr Michael Schhighqe, hatten bunt bemalte und beklebte Umzugskartons mitgebracht, die symbolisch zur „Brandmauer gegen Rechts“ aufgestapelt wurden

Demonstrieren für die Demhighqratie: Astrid Wonde mit dem Samtgemeinderatsherr und Kreistagsmitglied Ernst-Dieter Meinecke aus Barwedel

Auch dabei waren der Osloßer Bürgermeister Axel Passeier (rechts) und Bürger/innen seiner Gemeinde

Veranstalter der Kundgebung waren das Bündnis „Bunt statt Braun“, das „Bündnis für Demhighqratie“, „FairEint für die Gesellschaft“ mit Unterstützung von Kirchen, Gewerkschaften, Parteien, Wohlfahrtsverbänden, Bündnissen, Vereinen und Gruppen

Verschiedene Organisationen hatten am 3. Februar zur Kundgebung auf dem Gifhorner Marktplatz aufgerufen – und über 2000 Menschen kamen! Unter dem Motto „Wir bauen eine Brandmauer gegen Rechts“ waren auch viele Teilnehmende aus dem Boldecker Land dabei, um ein Zeichen für unsere Demokratie und gegen Rechtsextremismus zu setzen. Darunter Vertreter/innen von Politik und Gewerkschaften, aber auch sehr viele Privatpersonen.

Zu denen, die im Vorfeld zu einer Teilnahme aufgerufen hatten, gehören auch alle Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises Gifhorn. Denn „Gleichstellung und rechte Ideologien passen nicht zusammen“, ist für Astrid Wonde ganz klar. Unsere ehrenamtliche Gleichstellungsbeauftragte der Samtgemeinde Boldecker Land war – Ehrensache – auch auf dem Marktplatz in Gifhorn mit dabei und traf dort auf ihre Kolleginnen.

Keine Rückwärtsrolle in der Gleichstellung

„Alle Fortschritte im Bereich der Gleichstellung aus den letzten Jahrzehnten verdanken wir unserer Demokratie und wollen diese erhalten“, sagt Verena Maibaum, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Gifhorn. „Die Selbsterfüllung der Frau durch Erwerbsarbeit, Vielfalt, Diversität und unterschiedlichste Lebenskonzepte ist heute an der Tagesordnung, stößt aber in rechten Kreisen auf Ablehnung. Wir wollen die frauenpolitischen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte nicht zurückdrehen, sondern mit Themen wie einer Frauenquote und der Möglichkeit von Frauen, sich beruflich und privat frei zu entfalten, weiter voranbringen.“

Man toleriere keine reaktionären Ideen und daher zeige man deutlich Flagge für die Zukunft unserer Demokratie. „Wir kämpfen für eine Gleichstellung der Geschlechter und werden nicht wieder aufgeben, was bislang für die Frauen in unserer Gesellschaft erreicht wurde“, ergänzt Maibaum noch. „Rechte Kräfte wollen in Sachen Gleichstellung eine Rückwärtsrolle vollziehen und unsere Gesellschaft zu einer anderen werden lassen. Wir jedoch stehen eindeutig für Freiheit und Selbstbestimmung der Geschlechter, stehen ein für mehr Frauen in Führung und gleichen Lohn“, sagt Marike Bebnowski, Gleichstellungsbeauftragte der Samtgemeinde Isenbüttel.

Eintreten gegen Hass und Rassismus

Die Menschenmenge reichte vom Rathaus bis zur Südfassade der St. Nicolai Kirche und auch noch bis in die Torstraße und den Cardenap hinein. Martin Wrasmann vom Bündnis „Bunt statt Braun“, der zusammen mit Jörg Prilop und Winfried Hatesohl den Ablauf organisiert hatte, und mit 500 Teilnehmenden gerechnet hatte, freute sich über die deutlich größere Resonanz: „Ich bin überwältigt, wie viele sich hier beteiligen“, sagte er zum Auftakt ins Mikro auf dem Bühnenwagen, der vorm Rathaus parkte.

Vor ihm schwenkten die Menschen Regenbogenfahnen und Flaggen ihrer demokratischen Parteien und Organisationen. Viele hielten selbstgemachte Schilder hoch, auf denen „Oma gegen rechts“,„Opa gegen rechts“ oder „Nie wieder ist jetzt“ und „Menschenrechte statt rechte Menschen“ standen. Wrasmann sprach von einer „Protestaktion aus der Mitte der Gesellschaft“ und einem „Schulterschluss der Demokraten aus Stadt und Landkreis Gifhorn“.

Seitlich vor dem Rathaus sowie entlang der Kirchenmauer war aus hunderten von bunten Pappkartons eben jene Brandmauer aufgestapelt worden, die das Motto der Veranstaltung widerspiegelte. Ein NDR-Fernsehteam filmte und am Abend war Gifhorn in „Hallo Niedersachsen“ zu sehen.

Erster von vier Redner/innen war Martin Rausch aus Hankensbüttel vom „Bündnis für Demokratie“. Er sagte: „Das Eintreten gegen Hass und Rassismus, ist eine Aufgabe, die uns niemand abnimmt.“ Rausch warnte Demokraten davor, „Antidemokraten salonfähig zu machen“ und unter damit „Diktatur und Deportation“ noch einmal die Tür zu öffnen: „Die,Alternative für Deutschland’ ist eine Diktatur. (...) Ihr gebt das Signal, dass die Rechtsextremisten den Landkreis nicht zu ihrem Spielball machen können“, rief Rausch.

„Wir wollen nie wieder zurück in den braunen Sumpf“, sagte auch Christian Matzedda, zweiter Bevollmächtigte der IG Metall Wolfsburg. Die rechten Umtriebe, die in dem Geheimtreffen von Potsdam in die Vorstellung einer „geplanten Deportation von Millionen Menschen“ gipfelten, sind für ihn ein „Angriff auf die Demokratie“. Dagegen müsse man handeln, Haltung zeigen und aufstehen. „Nicht nur an Tagen wie heute auf dem Marktplatz, sondern im Alltag – also im Sportverein, in der Schule, am Arbeitsplatz und auch in der Familie.“ Die Reden wurden aufgelockert von der Musik der Band „If a Bird“ von Tiana Krusic aus Braunschweig.

Unser Grundgesetz gilt für alle Menschen

Eine weitere Rednerin war die stadtbekannte Fotografin Çağla Canidar. Die gebürtige Gifhornerin mit türkischen Wurzeln nahm – „als Mensch, als Frau mit Migrationshintergrund“ – die Teilnehmenden in die Pflicht. Sie freue sich, dass so viele Menschen Flagge zeigten, sagte sie, aber sie fügte auch an: „Endlich! Warum eigentlich erst jetzt?“ Und bekam dafür viel Applaus.

„Waren die Ergebnisse der Recherchen von,Correktiv’ wirklich so überraschend?“ Für sie jedenfalls nicht. Rechtsextremismus sei „schon immer ein großes Problem in Deutschland“ gewesen. Dafür nannte sie die Attentate von Halle 2019 und Hanau 2020 als Beispiele, ebenso wie jene von Mölln und Solingen in den 1990er-Jahren.

„Aber auf die Straße gehen allein reicht nicht aus“, insistierte Canidar. Man müsse auch im Alltag laut werden. „Zum Beispiel, wenn der Onkel bei der Familienfeier wieder einen vermeintlich lustigen rassistischen Witz raushaut.“

Martin Wrasmann hätte die Brandmauer aus Pappkartons gerne dem Gifhorner Bürgermeister Matthias Nerlich geschenkt. Dieser sah sich damit offenbar aber spontan überfordert, sodass die Kartons wieder mitgenommen werden mussten. Das Gifhorner Stadtoberhaupt durfte jedoch nach fast einer Stunde das Schlusswort sprechen und sprach vom Brückenbauen, auch angesichts des breiten gesellschaftlichen Spektrums, das vor ihm stand. Nerlich (CDU) erinnerte daran, dass das Grundgesetz in diesem Jahr 75 Jahre alt wird. „Und da steht nicht, die Würde des deutschen Menschen ist unantastbar.“

Text: Pressestelle der Samtgemeinde