Mit 75 ist Horst Trzonnek aus Ehra noch gut beschäftigt, in der Asylbewerrberunterkunft Lessien gebrauchte Drahtesel wieder fit zu machen
Iwan Becker (links) und Horst Becher (rechts) vom Bauhof der Samtgemeinde mit Horst Trzonnek vor seiner Fahrradwerkstatt
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Man hätte sie auch versteigern können, doch die Mitarbeitenden des Rathauses entschieden sich dafür, die Fund-Fahrräder aus dem Rathauskeller für den guten Zweck zu spenden und Samtgemeindebürgermeister Dennis Ehrhoff gab dazu gerne grünes Licht.
Sabine Behrens vom Einwohnermeldeamt, welches gleichzeitig auch das Fundbüro der Samtgemeinde darstellt, erklärt: „Wenn ein Fundgegenstand nach sechs Monaten nicht von seinem Besitzer oder seiner Besitzerin abgeholt wird, und auch die Person, die ihn gefunden hat, keinen Anspruch darauf erhebt, geht er in den Besitz der Samtgemeinde über.“ So kam es, dass sich mit der Zeit die Fahrräder im Rathauskeller fast schon „stapelten“.
Bei 26 war dann aber Schluss – es musste erst mal wieder Platz geschaffen werden. Fünf der Fahrräder müssen noch weiterhin fristgerecht aufbewahrt werden. (Bitte beachten Sie auch unsere aktuelle Rubrik „Fundsachen“!) Doch Sabine Behrens machte den Vorschlag, die 21 Drahtesel, deren Eigentümer/innen sich nicht gemeldet haben, an die ehrenamtlich betriebene Fahrradwerkstatt in der Asylbewerberunterkunft in Lessien zu spenden und Horst Trzonnek - der „Fahrradopa“ - nahm sie gerne entgegen. „Ich erinnerte mich, dass wir vor 2018 schon einmal Fahrräder nach Lessien abgegeben hatten“, sagt Behrens.
Gemeinsam mit seinem 24-jährigen kolumbianischen Helfer Alejandro, der derzeit in der Einrichtung lebt, macht Horst Trzonnek die zweirädrigen Flitzer wieder flott und vor allem auch verkehrssicher. Für eine kleine Schutzgebühr, die „im Schnitt zwischen 20 und 30 Euro“ liegt, können die generalüberholten Fahrräder dann von den Geflüchteten erworben werden.
„Aus den so erzielten Einkünften und über Spenden finanzieren wir die notwendigen Ersatzteile“, erklärt Trzonnek. „Zwischen 500 und 700“ Zweiräder, die er nie gezählt hat, hat er seit 2016 in Lessien wieder in den Verkehr gebracht. Er wollte schon mal aufhören, aber das ging nicht: In der Unterkunft für Geflüchtete des Landkreises Gifhorn, die derzeit kontinuierlich zwischen 200 und 250 Menschen beherbergt, von denen viele aber auch wieder ausziehen, werden daher immer wieder neue alte Fahrräder gebraucht, als preiswerte und umweltfreundliche Fortbewegungsmittel.