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Samtgemeinde Boldecker Land
Ausgabe 4/2025
Aus der Samtgemeinde
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Gemeinde Tappenbeck

Mit aufgerichtetem Rotorblatt kurvte der Schwerlasttransport in Jembke um die Kirche

Von unten sah das dann so aus, wie der Flügel um die Kurve balanciert wurde

Hier wird der Flügel aufgerichtet. Gesteuert wird das Fahrzeug mit einer kleinen mobilen Konsole

Fahrer Roger Dahm steht rechts in dem kleinen Steuerstand und hat vier Navigatoren an Bord

Freie Fahrt Richtung Barwedel - nur Autofahrer brauchten Geduld

Maßarbeit auch in Barwedel an der Brücke

Das 70 Meter lange Rotorblatt hat die Barwedeler Brücke passiert

Der Anblick war spektakulär, die Stimmung am Straßenrand in Jembke fast euphorisch. Den meisten Menschen stand vor Staunen der Mund offen und Handys wurden gezückt für beeindruckende Fotos eines gigantischen Windradflügels, der am 27. März als Schwerlast durchs Boldecker Land transportiert wurde. Nur wer eben mal schnell mit dem Auto über die B248 wollte, hatte an dem Vormittag zwischen Tappenbeck und Ehra schlechte Karten und war vermutlich nicht so gut gelaunt. Mancher musste Geduld mitbringen.

Denn um kurz nach 10:00 Uhr setzte sich am nördlichen Ortsausgang von Tappenbeck mit leichter Verspätung ein Schwerlasttransport in Gang, der Vorfahrt hatte. Mit einem Tempo zwischen Schrittgeschwindigkeit und zehn Stundenkilometern wurde ein 23 Tonnen schweres Rotorblatt für eine Windkraftanlage in rund vier Stunden über Jembke, Barwedel, Ehra, Schneflingen und Boitzenhagen zum neuen Windpark Teschendorf verfrachtet – ca. 23 Kilometer weit.

Es war der zweite von 15 „Windmühlenflügeln“, die bis zum Ende der 19. Kalenderwoche (5.-11. Mai) ihr Ziel erreicht haben sollen. Ein Mitarbeiter der Herstellerfirma Enercon war ebenfalls aufgeregt: „Es ist das erste Mal, das wir so große Rotorblätter hier in diese Gegend transportieren.“ Im Gegensatz zu den Flügeln früherer Windkraftanlagen seien diese mit 70 Metern Länge noch einmal 20 Meter länger als die bisherigen.

Die Fracht kam aus Magdeburg: „Auch die Türme der Anlagen sind so groß, dass sie über die A2, die B4, die B188 durch Weyhausen und dann über die B248 gefahren werden müssen“, sagt Projektleiter Johannes Niemann vom SLT Schwerlasttransportservice aus Kühlungsborn. Die A39 könne man wegen der sanierungsbedürftigen Autobahnbrücke „Wo2“ nur für die Transporte der Rotorblätter nutzen.

Diese werden jeweils zur Nachtzeit zwischen 22:00 und 6:00 Uhr in Tappenbeck auf einem eigens geschaffenen, temporären Verladeplatz gegenüber des Bertrandt-Parkhauses angeliefert. Die Weiterfahrt erfolgt bei Tageslicht auf sogenannten „Selbstfahrern“. Das Umladen geschieht per Kran.

Pünktlich um 9:00 Uhr kam der Mann vom TÜV, der jeden einzelnen Transport immer wieder abnehmen muss. Dabei wird der Achsdruck geprüft (in Deutschland sind bis zu zehn Tonnen Achslast erlaubt), die Maße werden noch einmal mit den Genehmigungspapieren abgeglichen und der technische Zustand des „Selbstfahrers“ wird überprüft. Fahrer Roger Dahm aus Belgien bleibt bei sowas gelassen. „Ich fahre jetzt schon seit fünf Jahren Rotorblätter und seit 20 Jahren diesen Selbstfahrer“, sagt er.

Der Selbstfahrer, der über eine kleine Konsole ferngesteuert wird, hat den Vorteil, dass das Rotorblatt bei Ortsdurchfahrten steil aufgestellt werden kann, damit es auch um die Kurven kommt, oder ganz flach gemacht werden, um z. B. die Barwedeler Brücke zu passieren und auf geraden Strecken „volles Tempo“ – also zehn km/h – zu fahren. Ab und zu hat Roger aber auch mal angehalten, um Autos vorbei zu lassen. Am Tag zuvor, bei dem ersten Rotorblatttransport durchs Boldecker Land, hatte es dann doch zu viele Verkehrsstockungen gegeben.

Durchgeführt wird jeder Transport von mindestens zwölf Personen: Roger hat noch vier Navigatoren an Bord, drei von der niedersächsischen Polizei eigens dafür ausgebildete Hilfspolizisten regeln den Straßenverkehr, zwei Männer mit dem Hubwagen fahren vor und kümmern sich um Ampeln, die im Wege sind, zwei weitere Mitarbeiter verrichten den „Schilderdienst“ und tragen Sorge für die Verkehrsbeschilderung.

Für die Dauer der Transporte herrscht in der Ortslage Jembke an der B248/Hauptstraße ein absolutes Halteverbot, in Tappenbeck darf an der Bundesstraße zwischen 22:00 und 6:00 Uhr nicht geparkt werden. Der Rückbau der Schwerlasttransportstrecke soll bis spätestens zum 31. Mai erfolgen.

Text: Pressestelle der Samtgemeinde
Vielen Dank für die zusätzlichen Fotos an Mareike Roesel aus Barwedel und die Firma SLT