Da waren sie noch frisch geschlüpft: Storchenmutter Wendy wacht über das Wohl ihrer Küken
Storchenvater Woody fliegt todesmutig auf einen einfahrenden Bus zu....
... und spaziert hinterher auch noch seelenruhig über die Straße!
Die Samtgemeindeverwaltung hat Schilder aufgestellt, die vor Woodys Tiefflügen warnen sollen
Storchenbetreuerin Rita Lunde steigt der OBS aufs Dach und beobachtet von dort aus die Störche mit dem 600 Millimeter Teleobjektiv
Storchenmutter Wendy zieht drei Küken groß, die in wenigen Wochen schon die ersten Flugversuche starten werden, und Storchenpapa Woody ist in Weyhausen rund um das Nest in der Neuen Straße im Tiefflug unterwegs. So hat sich in den vergangenen vier Wochen die Lage rund um das Weyhäuser Storchennest neben unserem Jugendtreff entwickelt.
Die erste Generation kleiner Weißstörche schlüpfte am 17. Mai. Doch das schwächste der vier ursprünglich ausgebrüteten Küken überlebte nur zehn Tage. „Es lag eines Morgens tot unter dem Horst“, berichtet Weißstorch-Betreuerin Rita Lunde aus Osloß, die den kleinen Vogel zuvor schon als etwas kümmerlich wahrgenommen hatte.
Todesursächlich sei ein „Bezoar-Klumpen“ im Magen des Mini-Storchs gewesen. „Das sind unverdauliche Stoffe, in dem Fall vom Nistmaterial, die sich das Küken als Nahrung einverleibt hatte, und die sich im Magen verklumpen. Bei dem Versuch, sie hoch zu würgen, versagt der Kreislauf und das Herz hört auf zu schlagen“, erklärt Lunde. Beherzt hatte sie zum Skalpell gegriffen und das tote Küken obduziert. Den drei Geschwistern gehe es jedoch prächtig. Noch...
Denn jeden Tag schwebt ihr Vater buchstäblich in Lebensgefahr! Storchenmann Woody, der derzeit seine hungrige Familie mit Futter versorgen muss, leistet sich dabei leider unerwartete Kapriolen, indem er gelegentlich an der benachbarten Bushaltestelle landet, wenn er das Nest verlässt, und auch auf der viel befahrenen Neuen Straße spazieren geht!
Der Weißstorchbetreuerin, die jeden Tag in Weyhausen nach dem Rechten sieht, gelang neulich morgens um 8:26 Uhr ein Foto, das sie lieber nicht geschossen hätte: Storch Woody verlässt sein Nest, dreht fliegend eine Runde über dem Jugendtreff – und landet dann genau vor einem in die Bushaltestelle einfahrenden Bus!
Geistesgegenwärtig drückte sie auf den Auslöser ihrer Kamera und ebenso geistesgegenwärtig wich der Busfahrer dem Flattermann aus. Und Woody? Begab sich seelenruhig auch noch auf einen Spaziergang und überquerte die Fahrbahn. Zum Glück kam gerade kein Auto. „Mir blieb fast das Herz stehen, als ich das alles sah“, sagt Rita Lunde.
Die Samtgemeindeverwaltung hat nach dieser Information sofort reagiert und Warnschilder aufgestellt, um bis August motorisierte Verkehrsteilnehmer vor den „tieffliegenden Störchen“ in Weyhausen zu warnen. Demnächst soll auch noch ein zeitlich befristet aufgehängtes Warn-Banner über der Straße hinzukommen, denn innerhalb von ca. zehn Wochen werden die kleinen Störche flügge. Hoffentlich machen sie Woody dann den Unsinn nicht nach, und landen bei ihren ersten Flugversuchen auch auf der Straße!
Noch eine Information ist Rita Lunde wichtig, die Eltern bitte auch ihren Kindern vermitteln sollten: „Bitte nicht auf den Storch zugehen, wenn er um das Nest herumspaziert oder an der Bushaltestelle steht. Schon gar nicht versuchen, ihn anzufassen. Störche sind Wildtiere. Wenn sie sich gejagt fühlen, bedeutet das Stress für sie. Und sie wiegen nur vier Kilo! Ihr kleines Herz macht das vielleicht nicht mit, sie könnten an einem Herzinfarkt sterben.“
Vor zwei Jahren musste Rita Lunde auf der Mülldeponie Weyhausen einen Storch einfangen, in dessen Schnabel sich ein weggeworfenes Stück Salami verkeilt hatte. „Das konnte ich entfernen, aber der Storch hat sich dabei so aufgeregt, dass er in meinen Armen gestorben ist.“