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Samtgemeinde Boldecker Land
Ausgabe 7/2025
Aus der Samtgemeinde
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Samtgemeindebücherei

Der Anfang: Christel Röpke 1970 in ihrer ersten Schulbücherei

Das Büchereiteam im November 1998

„Pop-Star“ unter den Gästen in der Bücherei ist Märchenerzählerin Gisela Ott (links) aus Westerbeck.

19. Juli 1999, Schülerbesuch in der Bücherei. Erkennen Sie sich wieder?

Frühjahr 2000: Die Bücherei im Baum

Zur Einweihung der Bücherei am 24. August 2000 erhielt Christel Röpke einen Blumenstrauß

Ein Gruppenbild des Büchereiteams von 2022

Im kulturellen Leben des Boldecker Landes ist sie seit Jahrzehnten eine Institution – unsere Samtgemeindebücherei, mit ihren beliebten Lesungen, Vorlesewettbewerben und Bücherflohmärkten.

Alles begann 1978: Am 16. November um Punkt 17:00 Uhr öffnete die erste offizielle Leihbücherei der Samtgemeinde ihre Pforten, um lesebegeisterten Kindern und Erwachsenen das kostenlose Lesen von Büchern zu ermöglichen. Damals noch in einem Klassenraum der Grundschule untergebracht, drängten sich im Laufe von zwei Stunden die ersten 50 Besucher und Besucherinnen auf rund 50 Quadratmetern. Der Anfangsbestand umfasste 1.500 Bücher.

„Davon wurden bei der Eröffnung ungefähr 140 ausgeliehen“, erinnert sich Christel Röpke, „und in den ersten zwölf Monaten waren es insgesamt 9.862 Bücher.“ Vom ersten Tag an war die inzwischen 78-Jährige Initiatorin auch die Leiterin der Bücherei – und blieb es bis 2025. Unterstützt wurde sie dabei über die Jahrzehnte von vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen, im Schnitt leiht die Bücherei heute in einem Jahr ohne Corona bis zu 13.000 Bücher an rund 4.000 registrierte Leser*innen aus.

Vollgestopfte Bücherschränke im Schulflur

Als Christel Röpke 1970 als junge Lehrerin nach Weyhausen kam, stieß sie auf „ein paar vollgestopfte Bücherschränke“, die unbeachtet im Korridor der Schule standen. Ein Zustand, den die Büchernärrin ruckzuck änderte: Die Bücher wurden sortiert, registriert und fortan an Schulkinder verliehen. Schon bald musste neue Lektüre für die kleinen „Leseratten“ her. Die gebürtige Braunschweigerin begann „Bücher zu sammeln“ und die Kreisbibliothek half ebenfalls aus.

1972 wurde die Samtgemeinde gegründet und die Verwaltung wurde Ansprechpartner*in von Christel Röpke. Die Nachfrage nach Ausleihbüchern im Boldecker Land blieb derweil ungebrochen, unter Schülern wie Erwachsenen, und als der Samtgemeinderat grünes Licht gab, konnte die Grundschullehrerin mit dem Herz für Bücher 1978 in einem Klassenraum ihrer Schule die erste eigene Bücherei der Samtgemeinde eröffnen. Damit nicht genug, rief sie 1983 auch noch einen regelmäßigen Bücherflohmarkt ins Leben, der bis 2006 dreizehnmal veranstaltet wurde. In der Folge gab es dann bis 2016 noch Bücherflohmärkte für Schulkinder.

Denn Christel Röpkes Mission war es stets, möglichst viele Schulkinder ans Lesen heranzuführen. „Bücher nehmen das Leben in den Blick“, sagt sie. Und damit nehme das Buch „eine herausragende Stellung im lebenslangen Lernprozess des Menschen ein“. Deshalb veranstaltete Christel Röpke mit ihrem Team zwischen 1998 und 2019 in der Samtgemeindebücherei zudem insgesamt 22 jährliche Vorlesewettbewerbe für die Viertklässler des Boldecker Landes. „Da am Ende aber nicht mehr alle Schulen mitmachen wollten, haben wir diese Veranstaltung schweren Herzens aufgegeben“, bedauert die ehemalige Lehrerin.

Bücherei feiert im Augst 25. Geburtstag

Die Zahl der registrierten Nutzenden stieg seit der Eröffnung der Bücherei kontinuierlich. Im 20. Jahr ihres Bestehens war sie von 100 auf 2000 angewachsen, die Einrichtung verfügte 1998 über 6.300 Bücherbände für Kinder und Erwachsene und „platzte aus allen Nähten“ - wobei auch noch kräftig improvisiert werden musste: „Die gesamte Abwicklung erfolgte aus einem tagsüber genutzten Klassenraum und einem kleinen Nebenzimmer, sodass zur Öffnungszeit immer grundlegend umgeräumt werden musste“, erinnert sich Christel Röpke. Die Lösung: Ein eigenes Domizil musste her!

Nach einigen Diskussionen unter den Fraktionen im Samtgemeinderat (die SPD sträubte sich damals) erging schließlich der Beschluss, 300.000 Mark für den Bau einer Bücherei in den Haushalt 1999 einzustellen. Im Herbst des Jahres wurde der erste Spatenstich getan und am 24. August 2000 war es soweit: Mit der Schlüsselübergabe an Christel Röpke wurde aus der einstigen Schulbibliothek eine richtige öffentliche Bücherei, die ein neues, 125 Quadratmeter großes Gebäude bezog, das eigens ans Schulzentrum Weyhausen angebaut worden war.

Damit eröffneten sich auch neue Möglichkeiten, z. B. für mehr Autorenlesungen. Es kamen über die Jahre viele Kinderbuchschreiber*innen nach Weyhausen, um aus ihren Werken vorzulesen, aber auch Autorinnen aus der Region, wie Maren Kunkel aus Calberlah mit ihrem Schmunzel-Roman „Kakao ist (k)eine Insel“ oder 2021 Claudia Jelbke-Folkers aus Osloß mit dem Mysterythriller „Der Wachwandler“. Der „Pop-Star“ unter den Autor*innen, die seit 2008 einmal jährlich Zuhörende in die Bücherei lockt, ist jedoch Märchenerzählerin Gisela Ott aus Westerbeck.

Ebenfalls nicht unerwähnt bleiben soll der wichtigste „Mitarbeiter“ der Büchereileiterin, auch wenn er die Fotokameras stets gescheut hat: Ihr inzwischen leider verstorbener Ehemann Hartmut Röpke, der an der Seite seiner Frau mehr als vier Jahrzehnte das Katalogisieren und Einbinden von 400 bis 600 neuen Büchern jedes Jahr, das Schreiben der Zugangslisten und Leseausweise sowie den allgemeinen Schriftverkehr der Bücherei übernahm. „Dies war immer unser gemeinsamer Beitrag zum kulturellen Leben der Samtgemeinde“, sagt Christel Röpke.

Text: Anne-Kathrin Schulze, Fotos: Archiv Christel Röpke
Dieser Text erschien im Orginal 2022 in einer Veröffentlichung zum 50. Geburtstag der Samtgemeinde Boldecker Land. Er wurde aktualisiert.