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Samtgemeinde Boldecker Land
Ausgabe 8/2025
Aus der Samtgemeinde
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Aus der Samtgemeinde

27 Geflüchtete aus Weyhausen und Lehre nahmen an einer Werktour bei Volkswagen teil

Auf der Werktour gab es einen Stopp auf Höhe des Presswerks

27 Geflüchtete aus Lehre und Weyhausen nahmen an einer Werktour bei Volkswagen teil. Organisiert wurde die Veranstaltung von der IG Metalll-Migrantenvertretung bei Volkswagen in Zusammenarbeit mit der Ländlichen Erwachsenenbildung in Niedersachsen e.V. (LEB).

Geflohen aus der Ukraine (redaktionelle Anmerkung: Schüler und Schülerinnen unserer Sprachlernklasse aus Weyhausen), Kolumbien, Syrien, der Türkei und Guinea leben diese Menschen seit einiger Zeit in unserer Region. Sie nehmen an Sprachkursen teil und interessieren sich für ihren neuen Wohnort, die Menschen und Arbeitsstätten hier vor Ort. Aus diesem Grund organisierte die Migrantenvertretung eine Werktour für sie.

Olfa Zaibi, Sprachkurs-Koordinatorin vom Verein der Ländlichen Erwachsenenbildung betont die Bedeutung solcher Angebote: „Uns ist es wichtig, den Teilnehmenden direkte Einblicke in die Arbeitswelt eines der größten Arbeitgeber der Region zu ermöglichen und zugleich Perspektiven für Ausbildung, Integration und berufliche Orientierung aufzuzeigen. Besonders für Sprachschülerinnen und -schüler mit Fluchthintergrund ist es entscheidend, praxisnahe Erfahrungen zu sammeln und ein realistisches Bild vom Berufsleben in Deutschland zu entwickeln.“

Selbst begeistert von der Werktour erzählt Zaibi: „Immer wieder sind die Teilnehmenden unserer Sprachkurse um das riesige Areal des Volkswagen Werkes herumgefahren, um nach Wolfsburg zu gelangen und haben mich gefragt, was genau dort stattfindet. Sie wollten wissen: Wie viel Robotik zum Einsatz kommt? Wie modern das Werk aufgestellt ist? Und heute konnten sie selber sehen, was wirklich an den Linien geschieht und verstehen, dass es sogar eine Gärtnerei gibt, Kantinen, ein Kraftwerk und eine Kläranlage, wie in einer eigenen Stadt. Mit der Werktour wollten wir unseren Kursteilnehmern dies für einen Moment zugänglich zu machen – das Presswerk zu sehen – und zu verstehen, was den Takt in dieser Region vorgibt. Zumindest waren unsere Sprachschülerinnen und -schüler für diesen kurzen Moment Teil des Ganzen. Und ich würde mir sehr wünschen, wenn die eine oder der andere eines Tages auch die Chance bekommt, bei Volkswagen arbeiten zu dürfen.“

Zaibi macht deutlich, dass Arbeit der beste Weg zur Integration ist:„Die Menschen, die bei uns einen Sprachkurs belegen, möchten gerne arbeiten. Sie nehmen an unseren Sprachkursen teil und machen am Ende eine Prüfung, was Voraussetzung ist, um Zugang zum Arbeitsmarkt zu erhalten. In unseren Deutschkursen sitzen Maler, Tanzlehrerinnen, Busfahrer, Intensiv-Krankenschwestern, Ingenieure, Elektriker und Verwaltungsangestellte. Aber die Anerkennung der beruflichen Erfahrung, die in anderen Ländern erworben wurde, ist immer noch ein weiter Weg. Und auch das Erlernen der deutschen Sprache, um eine Ausbildung machen zu können, ist harte Arbeit. Ein Arbeitsplatz bedeutet für diese Menschen, dass ihre Erwerbsbiografie endlich anerkannt wird. Und alleine das Wort,Biografie` macht schon deutlich, dass es hier um Lebensentwürfe geht, Planbarkeit und das eigene Selbstverständnis.“

Adnan Erturgut von der Migrantenvertretung und Vertrauenskörperleitung bei Volkswagen, hatte sich viel Mühe gegeben, die Werktour mit seinen Kolleginnen und Kollegen von der Migrantenvertretung und Bettina Bickel sowie Michael Merkmann von Volkswagen Guest Relations zu organisieren: „Es geht uns darum zu zeigen, was sich in unmittelbarer Nähe hinter den Fassaden des Volkswagen Werkes verbirgt, in das tagtäglich tausende Menschen strömen. Als Migrantenvertretung wollen wir zeigen: Wir sind nicht exklusiv, sondern weltoffen. Schließlich arbeiten im Konzern Menschen aus über 100 Nationen zusammen und unsere Autos werden in 150 Länder exportiert. Es ist diese Vielfalt der Kolleginnen und Kollegen im Konzern, die Volkswagen innovativ macht.“

Rosa Cimino von der Migrantenvertretungerklärt, warum die Arbeit der Migrantenvertretung auch nach innen so bedeutsam ist: „Wenn Sprachschwierigkeiten im Austausch mit Arbeitskollegen, dem Werksarzt oder Vorgesetzten bestehen und im betrieblichen Alltag Konflikte entstehen, dann sind wir für euch da. Leider gibt es auch in unserem Betrieb immer noch Diskriminierung und rassistische Äußerungen. Wir können gemeinsam versuchen, eine Lösung zu finden.“

Chokri Zaibi erklärt, wie die Migrantenvertretung zu erreichen ist:Wir haben in jedem Bereich Vertrauensleute, die zur Migrantenvertretung gehören und die wir euch als Ansprechpartner nennen können. Als zentrale Anlaufstelle besetzen wir in der Normalschicht das Büro der Migrantenvertretung in Halle 4 im Eingang 21, 1.OG Raum 182. Jedes IG Metall-Mitglied und jeder, der es werden möchte, ist bei uns jederzeit herzlich willkommen. Wir stehen euch sehr gerne mit Rat und Tat zur Seite!

Text und Fotos: Inga Wolfram, IG Metall Wolfsburg
(der Text wurde redaktionell bearbeitet)