Am 18.01.2025 konnte Silvia Reder 54 Landfrauen und den Referenten für diesen Tag Herrn Wolfgang Borchardt zum traditionellen Frauenfrühstück in der Gaststätte zur alten Post in Bergfeld begrüßen. Als erstes dankte sie den Zicherier Landfrauen, die die Tische passend zum heutigen Thema mit alten Bildern, netten Tischlampen und sehr hübschen Sammeltassen geschmückt hatten. Nachdem alle das Lied: Und in dem Schneegebirge gesungen hatten, konnte Herr Borchardt mit seinem Vortrag: Mädchenbilder und Frauenrollen vom Kaiserreich bis heute, beginnen.
Er zeigte sehr eindrücklich auf, wie unterschiedlich Frauen und Männer sind. Vor allen Dingen, dass die Männer lange Zeit (Ganz lange) der Meinung waren, wie es ein Professor im 19. Jahrhundert sogar in Vorlesungen ansprach, ob Frauen überhaupt vollwertige Menschen seien! Die Rolle der Frau war allein schon dadurch geprägt, dass sie die Kinder gebar. Folglich war sie für die Kinder, den Ehemann und die Haushaltsführung zuständig. Die Frauen waren zuständig für die Sicherung der Sippe und des Stammes. Wenn bei Kriegszügen im Mittelalter Frauen geraubt wurden, geschah das nur zu dem Zweck, dass sie für ihr eigenes Volk keine Kinder mehr bekamen, sondern für das Fortbestehen des feindlichen Stammes sorgen mussten. Herr Borchardt erwähnte aber auch, dass zu dem Zeitpunkt den Frauen Jagdgeräte mit ins Grab gelegt wurden und es schon Handwerkerinnen und Händlerinnen gab.
Das Bürgertum bringt die Änderung. Frauen sind in erster Linie für die Kinder und den Haushalt zuständig. Auch waren sie für die Finanzen zuständig. Je besser die finanzielle Situation war, war die Frau auch Repräsentantin des Hauses und zuständig für die Ausbildung der Kinder.
Frauen mussten sich alles erkämpfen. Sogar die Kleidung war ja im 19. Jahrhundert so, dass die Frauen ein Korsett trugen und geschnürt wurden. Es wurden sogar absichtlich Rippen gebrochen (durch einen Arzt!), damit sie eine Wespentaille bekamen. Dieses änderte sich bald durch das sogenannte Reformkleid und die Frauen trugen bald sogar Hosen. Frauen gingen in die Schweiz, um zu studieren, weil es in Deutschland nicht erlaubt war. Dr. Anita Augsburg (1867 – 1943) war eine der Vorkämpferinnen der Frauenbewegungen. Sie war eine der Mitinitiatorinnen, die sich für das Wahlrecht der Frauen einsetzte. Bis ins 2o. Jahrhundert waren die Frauen ökonomisch abhängig von ihren Männern. Besonders die Kirchen haben die Emanzipation der Frauen stark behindert. Zwischen Frauen auf dem Land und den Frauen in der Stadt war ebenfalls ein großer Unterschied. Das offizielle Frauenbild war das der Mittelschicht. Frauen haben nur gearbeitet, wenn es unbedingt nötig war. Anfang des 20.Jahrhunderts waren die Sozialdemokraten die einzigen, die sich für die Frauen stark gemacht haben. August Bebel (1840 – 1913) hatte sich speziell für die Gleichberechtigung der Frauen eingesetzt.
Mit dem Ende des 1. Weltkrieges bricht das System völlig zusammen und auch durch den militärischen Zusammenbruch herrschte dann gewaltiges Chaos. Es kam der absolute Wertewechsel. Ab 1919 dürfen Frauen wählen und sie dürfen auch gewählt werden. Beim ersten Reichstag waren über 30% Frauen in der Nationalversammlung vertreten! Marie Juchacz (1879 – 1956) war erste Sprachführerin und Gründerin der AWO. Sie floh im 2. Weltkrieg nach Amerika und organisierte die sogenannten Care-Pakete nach Deutschland. Diese Rollenverteilung war bis zum Beginn des 2. Weltkrieges aktuell und das, was die Frauen danach erkämpft hatten, wurde ab dem Nationalsozialismus in den Status vor dem 1. Weltkrieg verlegt.
Mit Beginn des 2. Weltkrieges war so gut wie alles vorher Erkämpfte dahin. Die ganze Entwicklung der Emanzipation war rückläufig. Nach dem Ende des 1. Weltkrieges bis zum Beginn des 2. Weltkrieges war die gesamte Entwicklung schon sehr weit. Es gab zu der Zeit auch Lokale für Homosexuelle und lesbische Frauen. Mit dem Nationalsozialismus ändert sich alles.
„Glaube und Schönheit“, attraktiv für die Männer. Die Frau war: Hüterin der Familie und Kameradin des Mannes. Frauen wurden da während des Krieges auch in die Fabriken als Arbeitskräfte geschickt. Für die Damen der NS-Prominenz galt das alles nicht.
Nach dem Krieg war erst mal der Wiederaufbau wichtig: Trümmerfrauen Da war keine Zeit, sich zu fragen: Was mach ich mit meinem Leben? Es waren wieder klare Regeln für die Frau: repräsentieren, Hausfrau und Mutter.
In den 60er Jahren kamen dann große Veränderungen der Gesetze und der Lebensführung. Die Berufstätigkeit der Frauen nahm stark zu, sexuelle Selbstbestimmung durch die Pille und auch die Männer verändern sich. Nun müssen sich die Frauen aber wieder vieles erkämpfen. Gleiche Rechte, gleiche Entwicklungsmöglichkeiten.
Herr Borchardt zeigte all die verschiedenen Epochen an Hand von Bildern auf, aber auch mit Liedern wie: Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt (Marlene Dietrich), Ich will alles (Gitte Hennig) oder Gleichberechtigung (Ina Müller)
Silvia Reder dankte Herrn Borchardt und verabschiedete ihn, begleitet vom Applaus der Landfrauen.
| Im Anschluss daran machte sie auf folgendes aufmerksam: | |
| 1. | Grüne Woche in Berlin vom 17. – 26.01.2025 |
| 2. | Matjesessen in Bergfeld im Juli 2025 um 18.00 Uhr, Termin später |
| 3. | Fahrt nach Mellin zur Gartenbesichtigung |
| 4. | Dezemberveranstaltung 2026 wieder in Eigenregie |
| 5. | Bunte Lederarmbänder mit der Biene |
Silvia Reder bedankte sich noch mit je einem Blumenstrauß beim gesamten Vorstand für die gute Zusammenarbeit. Ilse Junge, Martina Böttcher, Ute Gruhs, Ulrike Menke, Birgit Nyhuis und Barbara Lange. Mit dem Lied: Ich bin das ganze Jahr vergnügt ging dieser Vormittag zu Ende.
Die nächste Versammlung ist am 12.02.2025 um 17.00 Uhr in der Gastwirtschaft Glupe in Tülau. Herr Ernie Meyer aus Uetze wird den über den 2. Teil seiner Reise von Arizona nach Canada berichten.