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Die Sassenburg
Ausgabe 1/2024
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Hochwasser in der Gemeinde Sassenburg

Pegelstand der Ise bei Neudorf-Platendorf Quelle: Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) - Pegelonline

Pegelstation an der Ise Richtung Dorfstraße, Quelle: Drohneneinheit „TED“ der Kreisfeuerwehr Gifhorn

Neudorf-Platendorf: von der Bahnlinie Richtung Dorfstraße, Höhe Findorff-Schule, Quelle: Drohneneinheit „TED“ der Kreisfeuerwehr Gifhorn

Neudorf-Platendorf: entlang der Bahnlinie, Quelle: Drohneneinheit „TED“ der Kreisfeuerwehr Gifhorn

Dannenbüttel, Ortsmitte, entlang der Aller

Neudorf-Platendorf, neu geschaffene Polder östlich des Moormuseums

Das ausklingende Jahr 2023 endete für Viele leider nicht ruhig und beschaulich, wie es sich jeder angesichts des Weihnachtsfestes sicherlich gewünscht hätte - im Gegenteil.

Das Tiefdruckgebiet „Zoltan“ überquerte kurz vor Weihnachten Niedersachsen und auch die Gemeinde Sassenburg. Folge waren langanhaltende Regenfälle in bisher kaum dagewesenen Dimensionen. Hinzu kamen bereits aus vorherigen Regenperioden bzw. auch einer Schneeschmelze stark gesättigte Böden und übermäßig volle Flussläufe.

Hier ein stichpunktartiger Abriss der wesentlichen Ereignisse:

• Im Gebiet der Gemeinde fielen bis zu 73 Liter Niederschlag pro qm innerhalb von 5 Tagen

• In Braunlage waren es im selben Zeitraum sogar 268 Liter/qm

• In der Folge drohten die Talsperren im Harz überzulaufen, so dass dort erhebliche Wassermengen als Notmaßnahme abgelassen werden mussten.

• Dies wiederum führte zu einem Anstieg unter anderem der Pegel von Oker und Aller.

• Gleichzeitig war auch ein starker Anstieg des Pegels der Ise und damit u.a. des Brückgraben in Neudorf-Platendorf zu verzeichnen.

• Der Spitzenwert des Ise-Pegels lag bei 231 cm. Zum Vergleich: der langjährige Mittelwert liegt bei 103 cm und der bisher höchste, seit Beginn der Pegelaufzeichnungen dort gemessene Wert lag im Jahre 1966 bei 247 cm.

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• In der Folge wurden insbesondere in Neudorf-Platendorf Grundstücke und auch Keller geflutet.

• Zur ständigen Überwachung der brenzligen Lage gab es ab dem 1. Weihnachtstag bis einschließlich zum 27.12.2023 tägliche Befahrungen zur Inaugenscheinnahme der Situation vor Ort, wie auch Lagebesprechungen im Gerätehaus Neudorf-Platendorf. An den mehrstündigen Lagebesprechungen haben teilgenommen:

Gemeindebürgermeister; Ortsbürgermeister; Gemeindebrandmeister mit Stellvertreter; Ortsbrandmeister mit Stellvertreter; „TED“ (Taktische Einheit Drohne) der Kreisfeuerwehr sowie Vertreter des Wasserverband Gifhorn und der Deutschen Bahn.

• Ebenso staute sich eindringendes Wasser zum Teil in das Kanalnetz zurück. Nur in enger Kooperation mit dem Wasserverband Gifhorn gelang es, Schlimmeres zu verhindern.

• U.a. zur Verringerung der Netzlast wurde - gewissermaßen als Premiere für unsere Gemeinde - über die NINA-Warn-App am 1. Weihnachtstag die Aufforderung verbreitet, den Frischwasserverbrauch und damit den Ablauf in die Kanalisation so weit wie möglich zu verringern. Diese Meldung konnte erfreulicherweise tags darauf wieder zurückgenommen werden.

Die Hochwasserlage forderte an verschiedenen Einsatzstellen in unseren Ortschaften ein Eingreifen durch unsere Feuerwehren. Vereinzelt waren Keller leer zu pumpen und Bäume zu beseitigen, die infolge der beschriebenen und aufgeweichten Bodenverhältnisse umzustürzen drohten.

Erfreulicherweise ist festzustellen, dass der Pegelstand der Aller im Bereich von Dannenbüttel zwar ebenfalls außergewöhnlich hoch war. Der zunächst befürchtete Rückstau wegen der flussabwärts hinzutretenden Wassermassen durch den Zusammenfluss von Oker und Aller in Müden blieb jedoch in der zunächst prognostizierten Größenordnung aus. Hierbei spielt es auch eine nicht unbedeutende Rolle, dass der Pegel der Aller im Bereich Grafhorst durch ein verstärktes Ablassen von Wassermassen in den Mittellandkanal bzw. die Ohre wesentliche Entlastung erfahren hatte. Der Weitsicht des Aller-Ohre-Ise-Verbandes und der permanenten Überwachung der Situation durch den beim Landkreis Gifhorn eingerichteten „Steuerkreis Hochwassersituation“ sei Dank!

• Am 30.12.2023 gab es auch noch eine Begehung im Bereich östlich des Moormuseums unter Zuziehung des 1. Vorsitzenden des Moormuseumsvereins und des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) mit dem Gemeindebrandmeister und dem Gemeindebürgermeister, um die Standfestigkeit der im Zuge der Wiedervernässung des Großen Moores geschaffenen neuen Polder in Augenschein zu nehmen. Auch hier wurden in Absprache durch ein ortsansässiges Unternehmen kurzfristig, und zwar noch vor Silvester, Maßnahmen ergriffen, um den Zulauf in die Polder von Osten her und damit den Druck auf die Aufschüttungen zu verringern.

Die aufgezeigte Lage hatte viele Einwohnerinnen und Einwohner, aber auch unser Einsatzkräfte in Atem gehalten.

Kaum jemand hätte noch vor gut einem halben Jahr angesichts der durchgängigen Trockenheit und der nahezu ausgetrockneten Flussläufe Derartiges für möglich gehalten!

Insofern geht ein herzliches Dankeschön an Sie, liebe Einwohnerinnen und Einwohner, dafür,

• dass Sie im Rahmen der Eigensicherung selbst tätig geworden sind, dabei sehr besonnen vorgegangen waren und die Hilfskräfte nur dann hinzugezogen hatten, wenn es absolut erforderlich wurde,

• dass Sie die Einsatzkräfte -wo möglich- unterstützt haben und für den respektvollen Umgang miteinander, insbesondere bei Diskussionen darüber, was umsetzbar ist.

• dass Sie sich auch an den Feiertagen mit spürbaren Ergebnissen an die erbetenen Einschränkungen des Frischwasserverbrauchs gehalten und damit zur Entlastung des Abwassernetzes beigetragen haben.

Herzlichen Dank sagen wir aber auch

• unseren Einsatzkräften der Feuerwehren, für Ihr unermüdlichen Wirken - unabhängig von Zeit und Ort. Es darf hier nicht unerwähnt bleiben, dass Kameradinnen und Kameraden auch in Groß Schwülper und Meinersen sowie im Landkreis Wolfenbüttel und Verden/Aller eingesetzt waren.

• dem Wasserverband Gifhorn für die kooperative Zusammenarbeit und die spontane Bereitstellung von Kartenmaterial

• dem „Steuerkreis Hochwassersituation“ beim Landkreis Gifhorn und allen dort eingebundenen Institutionen für die jederzeitige Unterstützung – bis hin zu Überlegungen hinsichtlich einer möglicherweise notwendig werdenden Einrichtung von Notunterkünften

• der Drohneneinheit „TED“ der Kreisfeuerwehr Gifhorn für die Bereitstellung von Luftbildern zur noch besseren flächendeckenden Einschätzung der Lage vor Ort

Wir arbeiten daran, für derartige Gefahrenlagen in Zukunft noch besser gewappnet zu sein. Hier gilt das Motto, dass es nichts gibt, was man zukünftig nicht noch besser machen kann.

Ihr Bürgermeister  —  Ihr Gemeindebrandmeister
Jochen Koslowski  —  Holger Bellwart