Titel Logo
MoBla
Ausgabe 10/2024
Schwiegershausen
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Goethe und Schiller schauten in Schwiegershausen vorbei

Klara und Erwin sind für ihren Geiz bekannt, sehr zum Unmut von Onkel Johann alias „Herr Goethe“ und Fritz alias „Friedrich Schiller“

Marie versucht mit allen Mitteln an das Erbe von Onkel Johann zu gelangen.

Zwei Poeten, welche schon die Sturm- und Drang-Zeit sowie die Weimarer Klassik nicht nur mittels Romanen, Dramen und Gedichten, sondern auch durch ihre Freundschaft prägten, haben mittlerweile in Schwiegershausen die Bühne des Gasthofs Ohnesorge betreten.

Die Rede ist hier natürlich nicht von den beiden Originalen, sondern von Manfred Wode in seiner Rolle als reicher Erbonkel Johann, welcher, scheinbar schon etwas verwirrt, als Goethe auftretend seine Verwandtschaft besucht. Dabei trifft er auf seinen alten Freund Fritz, gespielt von Hans-Dieter Wode, den er direkt mit seiner Leidenschaft ansteckt. Fortan tritt dieser nur noch als Friedrich von Schiller auf. Und so wissen die beiden dann mit nicht immer eindeutigen, aber häufig zweideutigen Zitaten aus ihren Werken zu überzeugen.

Grund für dieses kurios anmutende Spiel ist die Aufführung des diesjährigen Stückes der Schwiegershäuser Dorfbühne, welche den Dreiakter „Klassischer Besuch“ von Petra Solchenbach einstudiert hat. Dabei vergaßen die Laiendarstellerinnen und -Darsteller nicht, den Stift des Umschreibens einzusetzen, was ganz besonders deutlich mit dem Schwiegershäuser Platt und mit ausgesprochenen Wunsch-Gedanken in die Theater-Zukunft unterstrichen wurde und wird.

Dazwischen herrschte sowohl auf den Brettern, welche die Welt bedeuten, als auch im altersmäßig bunt gemischten Publikum beste Stimmung. Schon allein mit dem Begrüßungslied, welches Rudi Carrell 1978 unter dem Titel „Goethe war gut“ auf dem Hit-Markt brachte, waren Alt und Jung in den Bann gezogen und sparten den Beifall nicht bis zum Ende auf. Der zum Abschied fast unendliche Beifall machte der Dorfbühne sehr deutlich, dass es ihr wieder sehr gut gelungen war, das richtige Stück ausgewählt zu haben. Mindestens ebenso gut war die Besetzung, sie überzeugte wirklich vom Anfang bis zum Ende. Gleiches darf auch über die Mannschaft hinter den Kulissen und vom Bühnenbild gesagt werden.

Leise wurde es aber dann, als Gedanken in Worte gefasst wurden, in deren Mittelpunkt der Saal stand, den die Dorfbühne seit über 30 Jahren in ein gut gefülltes Theater verwandelt. Wer erfahren möchte, wo letztlich Onkel Johanns Erbe und auch die Liebe hingefallen sind und was die beiläufige Bemerkung über eine nicht angestellte Haustürklingel nach sich ziehen kann, sollte sich vormerken, dass es noch für einige Vorstellungen Karten gibt. Eine aktuelle Übersicht der Restkarten findet man auf der Webseite der Dorfbühne.

Weitere Spielerinnen bzw. Spieler sind überdies Alexander Froböse als Johanns Neffe Erwin, Melanie Wode als seine Frau Klara, Kristina Bergkemper als Johanns Pflegerin Ludmilla, Marcel Sonntag als dessen Leibarzt Dr. Motylek, Carola von Einem-Güthers als Bittstellerin Minna, Angela Schmidt als Klaras Freundin Marie-Luise sowie Desy Groth als Fritzens Ehefrau. Anita Bierwirth spielt die Oma des Hauses. Hinter den Kulissen tätig sind Spielleiter Frank Kruppa, Souffleuse Karin Froböse und Bühnenleiterin Jessica Kamps. Für das Bühnenbild und die Kostüme zuständig ist Brenda Ristau, für die Bühnengestaltung Thomas Groth und Klaus Schreiber. Anja Kreinacke ist Probenersatzleserin, Jenni Sonntag arbeitet in der Maske und Ulli Bergkemper ist der Mann in der Technik. Mehr wird an dieser Stelle nicht verraten.

Text u. Fotos: Bordfeld