Etwa 140 Frauen aus den sechs LandFrauenvereinen fanden sich am Samstag, 15.November, im Schützenhaus in Wulften ein, um ein besonderes Jubiläum zu feiern. Vor 70 Jahren, im Jahr 1955, wurde der Kreisverband gegründet. Damals gehörte auch das „Alte Amt“ noch dazu. Diese Gründung war wichtig, damit auch die LandFrauen in den einzelnen Ortsvereinen am bundesweiten Netzwerk der LandFrauen auf Bezirks-, Landes- und Bundesebene teilhaben konnten. Zugleich ergab sich die Möglichkeit zu größeren Veranstaltungen auf Kreisebene.
Die Tanzgruppe des TSV „Eintracht“ aus Wulften eröffnete die Veranstaltung. Mit ihren sensationellen, schwungvollen Tänzen stimmte sie darauf ein, dass dieses Jubiläum zu einem fröhlichen Fest mit vielen glücklichen Momenten werden konnte. Das besondere an der Tanzgruppe: Es sind alles junge LandFrauen, die mit ihren Tänzen die LandFrauen verzauberten. Als Mitglied des Vorstandteams des Kreisverbandes dankte Petra Keil darum sehr herzlich den, wie sie sie liebevoll nannte, „Tanz-Bienen“.
Anschließend begrüßte Petra Keil die Anwesenden, insbesondere die Ehrengäste, die Präsidentin des NLV, Frau Elisabeth Brunkhorst und die Bürgermeisterin von Wulften, Frau Elvira Schaper, die beide mit ihren Worten zugewandt und sehr herzlich die Arbeit der LandFrauen für die Region würdigten und die gute Verbindung zum Ausdruck brachten.
Heute wird der Kreisverband von einem Team geleitet. Zuvor hatte Edeltraud Sindram von 2007 bis 2020 den Vorsitz inne. Frau Sindram hielt einen kurzen Überblick über diese 13 Jahre und die Vielzahl der Veranstaltungen, die organisiert worden sind. Für viele LandFrauen wurden lebhafte Erinnerungen wachgerufen.
Nach einem reichhaltigen Frühstück, musikalisch untermalt von Nils Passian am Keyboard, hielt Martina Fischer, eine Sennerin aus dem Chiemgau, den Festvortrag.
Martina Fischer erfüllte sich 2011 zum ersten Mal ihren lang gehegten Traum und ging als Sennerin auf eine Alm in den oberbayerischen Alpen. Dort hat sie auch inzwischen ihre Kraftquelle und ihren Seelenort gefunden.
Inzwischen verbringt sie fast jeden Sommer auf einer Alm. Für diese Tätigkeit auf einer einsamen Alm ist einiges zu lernen, z. B. die Kuh mit der Hand zu melken oder Butter, Topfen und Käse herzustellen.
Dieses Leben führte bei ihr zu einer intensiven Selbstbesinnung und zur Entdeckung der eigenen Kraftquellen. Es machte sie zugleich aufmerksam auf die Vorgänge in der Natur. Sie entdeckte, dass Kühe eher ruhig und manchmal sogar ein bisschen träge sind. Ziegen dagegen sind eigensinnig und lassen sich nicht erziehen. Dafür erkennen sie selbst in einer Wiese, welche Kräuter besonders schmackhaft sind und ihnen guttun. Und eine längere Zeit im Stall zu sein (zum Beispiel, weil es geschneit hatte) ist nicht ihre Sache und sie werden unruhig.
Die Einsamkeit ist eine eigene Lebensform. Martina Fischer berichtete, dass ihr junger Hund einen „Kulturschock“ bekommen habe, als sie im Herbst wieder ins Tal gezogen war.
Für ältere LandFrauen wurde die Erinnerung an eine Zeit lebendig, als Landwirtschaft noch mit eigener Körperkraft bewältigt werden musste und Kühe per Hand gemolken wurden.
Die jüngeren LandFrauen ließen sich berühren von jenem Gefühl der Sennerin, das sie „immer schon gefühlt“ hat: Lange Zeit siegte der Verstand über das Bauchgefühl, trotzdem wuchs die Sehnsucht nach Veränderung. Die Veränderung trat endgültig infolge eines schweren Verkehrsunfalls ein: Drei Monate konnte sie nicht am normalen gesellschaftlichen Leben teilnehmen, sie machte die Erfahrung, dass „die Welt sich weiterdreht“ - auch ohne sie. Als Sennerin erlebt sie jetzt das In-Sich-Ruhen, eine große Zufriedenheit und staunt, dass es möglich ist, in Einfachheit zu leben, ohne etwas zu vermissen.
Abschließend ermutigte sie die LandFrauen, bewusst Grenzen zu setzen, die Dankbarkeit zu pflegen und im Einklang mit der Natur zu leben. „Die Ziege kann man mögen - oder man mag sie nicht. Aber: Die Ziege ist ehrlich - und nicht erziehbar. Wenn die Ziege Stress hat, wird die Milch bitter.“
Eine Kaffeetafel mit Kuchen rundete die Veranstaltung ab. Petra Keil bedankte sich bei allen Beteiligten, die diesen Tag bereichert hatten, aber auch bei den zahlreichen Helferinnen aus den Ortsvereinen, sowie Helfern aus Wulften, die das Schützenhaus in Wulften für dieses Fest hergerichtet und begleitet hatten.