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Ausgabe 2/2025
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NABU Niedersachsen

Bilanz zur Stunde der Wintervögel „erschreckt“

Mit Abschluss der Auswertung der größten wissenschaftlichen Mitmachaktion Deutschlands, der NABU Stunde der Wintervögel, zeigt sich der NABU Niedersachsen über die Ergebnisse im eigenen Bundesland, wegen stark zurückgegangener Zahlen bei fast allen Singvogelarten, „besorgt bis alarmiert“. Der Landesvorsitzender Dr. Holger Buschmann erklärt: „Selbst, wenn Faktoren wie eine leicht geringere Teilnehmendenzahl - in diesem Jahr waren es zwischen Borkum und Eichsfeld 11.238 Vogelbegeisterte - und der Witterungsumschwung - von grautrüb zu einem Wintereinbruch -mitberücksichtigt werden, haben sich die Zahlen vieler Singvogelarten sprunghaft negativ entwickelt. Das erfüllt uns wirklich mit großer Sorge“, so der Naturschützer. Denn die zehn am häufigsten gemeldeten Singvogelarten, hier ohne Berücksichtigung von Rabenvögeln, haben ausnahmslos im zweistelligen Prozentbereich ungewöhnlich starke Bestandsrückgänge erlitten, und zwar in Niedersachsen im Vergleich zum Vorjahr im Mittel um satte minus 17,7 Prozent. Das ist knapp ein Fünftel weniger an Individuen.

„Es sind durchweg Arten, die zu den häufigen Vögeln im Siedlungsraum gehören und in Dorf und Stadt eigentlich noch weitläufig anzutreffen sind. Jetzt zeigen sich bundes- wie landesweit außergewöhnlich starke Rückgänge im Vergleich zum Vorjahr. Bei einigen Arten geht es sogar seit Jahren kontinuierlich bergab“, ergänzt Dr. Buschmann. Als Beispiel der gegenüber dem Vorjahr in Niedersachsen sogar in zweistelligen Prozentzahlen rückläufigen Arten nannte er den nach wie vor Erstplatzierten der Stunde der Wintervögel, den Haussperling, dessen Bestand ein Minus von 13 Prozent aufweist. Die Zweitplatzierte, die Kohlmeise, folgt mit minus 10 Prozent. Die Blaumeise kommt sogar auf minus 16 Prozent und die Amsel mit dem größten Minus von 40 Prozent - wohl hauptsächlich infolge der neuerlichen Epidemie durch das Usutu-Virus. Ebenso brachen die Zahlen ein bei Feldsperling mit erschreckenden minus 25 Prozent, Buchfink mit minus 15 Prozent und Heckenbraunelle sogar mit minus 29 Prozent.

„Wir müssen alarmiert sein, da sich die Anzahl der im Rahmen der Aktion beobachteten Singvögel in den Gärten derart stark verringert hat“, betont Dr. Holger Buschmann. „Hoffentlich kündigt sich hier kein stummer Frühling an. Die Ursachen müssen wissenschaftlich akribisch aufgearbeitet werden - aber dabei kann es nicht bleiben. Denn wir wissen, dass viele Faktoren zum Artensterben und zum Verlust von Lebensräumen beitragen: Die meisten Singvögel sind auf Insekten als Hauptnahrung angewiesen und bei eben diesen sind erhebliche Rückgänge durch Klimakrise, extrem nasse Witterung im Vorjahr und die Intensivierung der Landwirtschaft festzustellen. Es fehlen weiter naturnahe Gärten und Parks, kräuterreiche Blühfächen, Wegränder und Brachen, artenreiches Grünland, Feldgehölze, und immer noch versiegeln wir auch in Niedersachsen viel zu viel Boden mit Asphalt und Beton. Auch wenn man bei Zählungen eines Jahres eine gewisse Vorsicht walten lassen muss, bin ich aufgrund der verringerten Zahlen alarmiert. Dem Naturschutz muss daher dringend wieder mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden. Dabei sind alle gefragt - Privatpersonen ebenso wie Wirtschaft und Politik“, mahnte der NABU-Landesvorsitzende. „Gerade Politik und Teile von Wirtschaft und Gesellschaft scheinen sich nicht in angemessener Weise bewusst zu sein, dass es hier um die Existenzgrundlagen des Menschen geht.“

Er dankte allen, die sich an der NABU Stunde der Wintervögel beteiligt haben, weil sie dadurch „einen Beitrag dazu geleistet haben, dass wir weitere Erkenntnisse erhalten“ und hofft auf eine rege Teilnahme bei der Stunde der Gartenvögel am zweiten Maiwochenende. Text: NABU Niedersachsen