Die Teilnehmenden Gäste der Podiumsdiskussion vorne von links Theresa Bostelmann (CDU), Judith Höfler (FDP), Samtgemeindebürgermeister Jens Köster (parteilos), Fachlehrerin Anke Bürckner und dahinter Lukas David (UWG), Frithjof Brandt (SPD), Bianca Tacke (GRÜNE), Henning Schwieger (AFD) und die Schulleiterin Dorit von Hoerschelmann.
Salzhausen. „Es ist uns sehr wichtig, dass ihr eure Möglichkeiten der gesellschaftlichen Einflussnahme kennenlernt und sie durch eure politischen Entscheidungen verantwortungsvoll wahrnehmt.“ Mit diesen Worten eröffnete Schulleiterin Dorit von Hoerschelmann die diesjährige Podiumsdiskussion am Gymnasium Salzhausen und hieß die politischen Gäste sowie den achten Jahrgang ganz herzlich willkommen. Am langen Tisch auf der Forumsbühne Platz genommen hatten neben Samtgemeindebürgermeister Jens Köster (parteilos) in der Mitte Theresa Bostelmann (CDU), Frithjof Brandt (SPD), Lukas David (UWG), Bianca Tacke (GRÜNE), Judith Höfler (FDP) und Henning Schwieger (AFD). Rund eineinhalb Stunden beantworteten sie ganz unterschiedliche Fragen und gaben den Schülerinnen und Schülern einen detaillierten Einblick in die Herausforderungen, Probleme und auch Grenzen kommunalpolitischer Arbeit, z.B. Ausbau der Bahntrasse und Windkraftanlagen oder Möglichkeiten der Freizeitgestaltung in Salzhausen bis hin zur fehlenden Busanbindung nach der 4. und 7. Stunde.
Die Lehrkräfte der Fachschaft Politik organisieren die Podiumsdiskussion für die achten Klassen seit mehr als zehn Jahren, bereiten sie im Unterricht vor und führen sie durch.
Die Veranstaltung moderierte Lehrerin Anke Bürckner. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen der Fachschaft Politik-Wirtschaft freute sie sich über das große Interesse aller Parteien an dieser Diskussion und vor allem darüber, mit Theresa Bostelmann und Lukas David auch Ehemalige des Gymnasiums Salzhausen herzlich begrüßen zu dürfen.
Gerade aktuell gelte es, die Bedeutung der Demokratie und des konstruktiven Meinungsaustausches zu vermitteln. Denn: „Bei einer repräsentativen Umfrage des Allensbach-Instituts im Jahr 2022 gaben 31% der Befragten an, sie würden in einer Scheindemokratie leben“, so Bürckner. „Unsere Aufgabe als Lehrende ist es, den Schülerinnen und Schülern zu verdeutlichen, dass unser politisches System viele Möglichkeiten bietet, unsere Gesellschaft mitzugestalten.“ Das Format der Podiumsdiskussion ist ein gutes Beispiel dafür, wie politische Arbeit und konstruktiver Meinungsaustausch auf professioneller Ebene funktionieren kann.
Die Achtklässler zeigten sich vorbereitet und präsentierten den politischen Gästen einen bunten Fragen-Mix: Zum Warmwerden zielte die erste auf den kommunalpolitischen Alltag. Sie erfuhren, dass politische Arbeit mit Ausnahme des hauptamtlich arbeitenden Samtgemeindebürgermeisters von den meisten Aktiven als ehrenamtliche Tätigkeit zusätzlich zum Hauptberuf durchgeführt werde. Neben der Teilnahme an zahlreichen Rats- oder Ausschusssitzungen gehöre hierzu ebenfalls die Arbeit in der Fraktion und aktuell natürlich der Bundestagswahlkampf. Insgesamt beschreiben alle Politikerinnen und Politiker ihre Arbeit als erfüllend. Die Frage nach Motiven für ihre Entscheidungen, Mitglied in „ihrer“ Partei zu werden, werde vordringlich vor allem durch geteilte Werte zu den zentralen Themen bestimmt. Lediglich Jens Köster sei Wechselwähler und bilde auf Grund seiner mit dem Amt verbunden Neutralitätsverpflichtung eine Ausnahme.
Ebenso erläuterten die Gäste, dass „Streit“ zum politischen Geschäft gehöre. Sie erklärten zudem, dass es nicht nur zwischen den Parteien zu Konflikten komme. Um sich aber als Partei klar zu positionieren, sei es unabdingbar, innerparteiliche Kompromisse zu finden, die gemeinsam getragen würden. Besonders kontrovers diskutiert würden derzeit Themen wie der geplante Neubau der ICE-Trasse oder die Frage nach dem weiteren Ausbau von Windkraftanlagen. Themen, wie die Sinnhaftigkeit des Genders, ein Böllerverbot, die Idee der Mitfahrbänke oder Veränderungen des Schulsystems wurden angesprochen und diskutiert. Die unterschiedlichen Standpunkte zu bestimmten Themen – und in diesem Punkt waren sich alle Gäste einig - erforderten inner- und außerhalb der Partei die grundlegende Fähigkeit, mit Kritik konstruktiv und sachlich umgehen zu können. Köster unterstrich dabei, dass sich Kritik oft nicht unbedingt gegen Personen, sondern oft gegen die Institutionen wie die Samtgemeinde oder im Fall der bundesweit agierenden Politikerinnen und Politiker gegen die Bundesparteien richte. ph