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Ausgabe 8/2024
Lokale Informationen aus der Samtgemeinde Salzhausen
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1. Reihe von links: Katrin Ragge und Lea Tewes (letzte Person rechts) 2. Reihe von links: Andreas Brammer, David Koldehoff (Konrektor Oberschule Salzhausen), Ben Dexel, Dorit von Hoerschelmann (Schulleiterin Gymnasium Salzhausen), Marcel Meier und (leider verdeckt) Nadine Grunze

Neue #Webcoaches am Schulzentrum Salzhausen

In Sachen Beleidigungen oder Cybermobbing im Zusammenhang mit sozialen Medien macht den neuen #Webcoaches am Schulzentrum Salzhausen niemand etwas vor. Bereits vor den Ferien wurden 21 Schülerinnen und Schüler des Schulzentrums Salzhausen in einem dreitägigen Intensivseminar ausgebildet und sind nun bestens für die Auseinandersetzung mit diesen Herausforderungen vorbereitet. Die Leitung übernahmen Katrin Ragge, Polizeioberkommissarin und Beauftragte für Jugendsachen, sowie Andreas Brammer und Lea Tewes von der Reso-Fabrik und dem Jugendzentrum Salzhausen.

Mit dem offiziell erworbenen und geschützten Titel dürfen die #Webcoaches ihre Mitschülerinnen und Mitschüler in sämtlichen Fragen rund um die Nutzung digitaler Plattformen und des Internets beraten. Zwar sind soziale Medien & Co für Jugendliche sämtlicher Altersstufen heutzutage so selbstverständlich wie Zähneputzen. Viele aber sind sich möglicher Gefahren, die durch unüberlegtes Verhalten in entsprechenden Netzwerken entstehen können, nicht bewusst. Das wissen auch die #Webcoaches. „Gerade weil das Internet für jüngere Generationen immer präsenter wird, ist es beruhigend zu wissen, wie man bei Konflikten oder Problemen vorgeht, um eine Lösung zu finden“, sagen sie. Auch die #Webcoaches staunen darüber, wie viele persönliche Daten man doch eher unfreiwillig veröffentlicht. Deshalb freuen sie sich, helfen zu können, wenn man ein Problem in den sozialen Medien hat. Fast jeder kennt die Situation: Man hat im Internet einen Fehler gemacht und weiß nicht, was man jetzt tun soll. „In diesem Moment ist es sehr hilfreich, wenn man eine Ansprechperson hat“, finden die #Webcoaches. In einer Welt, in der digitale Begegnungen unseren Alltag prägen, sind sie nicht nur Berater, sondern unverzichtbare Wegweiser und Stützen einer respektvollen Schulgemeinschaft.

Die Erfolgsgeschichte der #Webcoaches geht weit über die Grenzen der Samtgemeinde Salzhausen hinaus. So sind im Landkreis Harburg mittlerweile über 20 weiterführende Schulen nach diesem Modell aktiv. Mit insgesamt 50 aktiven #Webcoaches am Schulzentrum Salzhausen zeigt sich dieses für die digitale Welt mehr als gut aufgestellt. Diese wichtige schulformübergreifende Kooperation begrüßen besonders auch die Schulleiterinnen Dorit von Hoerschelmann und Sabine Voß. „Die Zusammenarbeit von beiden Schulen ist einmalig im Landkreis. Für uns als Netzwerkpartner erleichtert das viel und macht es angenehm mit beiden Schulen zusammenzuarbeiten“, so Sozialpädagoge Andreas Brammer.

Seit nunmehr drei Jahren sind die #Webcoaches im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft aktiv. Darüber hinaus beraten sie während fester Sprechzeiten in den Pausen. Begleitet werden sie in ihrer Arbeit von den Lehrkräften des Gymnasiums und der Oberschule Ben Dexel, Nadine Grunze und Marcel Meier und Viola Schneider.

Auch im diesjährigen dritten Ausbildungsdurchgang begeistern die Junior-Coaches ihre Ausbilderinnen und Ausbilder mit ihrer Empathie sowie Teamfähigkeit. Katrin Ragge zeigt sich auf jeden Fall sehr begeistert über dieses Engagement ihrer neuen Schützlinge, die sie als „lebendige Gruppe mit vielen unterschiedlichen Persönlichkeiten“ kennen gelernt hat und die nun pünktlich zum Start ins neue Schuljahr ihre wichtige Arbeit aufnehmen können. Auch lobt sie die Unterstützung durch die „Senior-Coaches“ während der Ausbildung. „Selbst wir als Ausbildungsteam konnten von den neuen Coaches noch etwas lernen“, ergänzt Brammer, denn ihn beeindruckten die „Coaches“ vor allem darin, für schwierige Situationen neue Lösungsansätze zu finden.

Mit den in der Ausbildung erworbenen Kenntnissen wie beispielsweise die Rechte am eigenen Bild und das Urheberrecht sind die #Webcoaches für ihre Mitschülerinnen und Mitschülern gerade in Konfliktfällen da. „Hilfesuchende haben oft geringere Hemmungen, sich an eine altersnahe und vertraute Person zu wenden“, so Sozialpädagogin Lea Tewes. Das heißt aber nicht, dass die #Webcoaches gerade mit schwierigen Beratungssituationen allein zurechtkommen müssen. Im Rahmen der aufgebauten Vernetzung können sie sich in schwierigen Situationen jederzeit an die Polizei oder das Jugendzentrum Salzhausen wenden. Und das müssen sie auf jeden Fall bei Straftaten auch tun, denn hier stoßen sie an ihre Grenzen. Cybergrooming ist beispielsweise eine solche. Erwachsene mit sexueller Intention erschleichen das Vertrauen von Minderjährigen und fordern diese dazu auf, sensible Bilder zu verschicken. Diese Taten müssen unbedingt aufgedeckt und angezeigt werden. Um entsprechende Problemfälle differenziert zu betrachten, werden die #Webcoaches deshalb vor allem in der Einschätzung und situationsangemessen Bewertung entsprechender Konfliktfälle geschult.

Besondere Voraussetzungen, um #Webcoach zu werden, müssen nicht mitgebracht werden. „Wer aber an sozialen Medien interessiert ist, über ein gewissen Maß an Einfühlungsvermögen verfügt und vor allem vertrauensvoll agiert, ist herzlich eingeladen, das Team zu verstärken“, so Tewes.

Hintergrundinformationen

Die Reso-Fabrik führt seit dem Jahr 1995 im Auftrag des Landkreises Harburg Jugendsozialarbeit an verschiedenen Standorten und Kooperationspartnern des Landkreises durch. Ziel ist die Integration junger Menschen im Alter von 10 bis 21 Jahren mit und ohne Migrationshintergrund in Gesellschaft und Beruf. Neben verschiedenen Projekten bildet die Schulung der Medienkompetenz und in diesem Zusammenhang die Ausbildung von Schülerinnen und Schülern zu #Webcoaches einen wichtigen Baustein. Silke Scheiderer von der Reso-Fabrik hat die #Webcoaches 2015 ins Leben gerufen. Kerngedanke des Konzepts ist es, Schulen im Hinblick auf die digitale Entwicklung und den Umgang mit entsprechenden Begleiterscheinungen zu unterstützen sowie die Zusammenarbeit mit der Polizeiinspektion Harburg und den Jugendpflegern direkt vor Ort auszubauen.