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Ausgabe 9/2025
Lokale Informationen aus der Samtgemeinde Salzhausen
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Lokale Informationen aus der Samtgemeinde Salzhausen

Alle amtierenden #Webcoaches der Oberschule und des Gymnasiums Salzhausen.

Salzhausen. Darf das Handy an Schulen genutzt werden? Und wenn „ja“, ab welchem Alter erscheint eine Handynutzung und damit auch die Nutzung sozialer Medien sinnvoll? Über diese Fragen wird aktuell viel diskutiert. Längst sind Instagram, Snap-Chat oder die Nutzung von ChatGPT Bestandteile jugendlicher Lebenswelten. Neben positiven Aspekten, wie z.B. die Möglichkeit der sozialen Vernetzung, bringt dies auch Gefahren mit sich, denkt man an Mobbing, Diskriminierung und Hassrede im Netz.

Die Arbeitsgemeinschaft #Webcoaches des Gymnasiums und der Oberschule Salzhausen stellt sich genau diesen gesellschaftlichen Herausforderungen. Seit vier Jahren erarbeitet sie für alle Jahrgangsstufen Seminare sowie Workshops zu medialen Fragestellungen und sensibilisiert die Mitschülerinnen und Mitschüler im Umgang mit Gefahren und für korrektes Verhalten im Netz. Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt ist deshalb auch das vertrauliche und individuelle Beratungsangebot, das zu festen Pausensprechzeiten stattfindet.

Damit die AG in diesem neuen Schuljahr weiter so erfolgreich arbeiten kann, wurden vor den Sommerferien in einem dreitägigen Intensivseminar 16 neue #Webcoaches ausgebildet. Die stolzen Absolventinnen und Absolventen dürfen somit den geschützten Titel #Webcoaches führen und sind jetzt sehr gespannt, das in der Theorie erworbene Wissen endlich praktisch anzuwenden.

Auch Dorit von Hoerschelmann und Sabine Voß gratulieren zur bestandenen Ausbildung. Die beiden Schulleiterinnen freuen sich hinsichtlich der aktuellen Entwicklung sehr über ein solches Engagement und die kompetente Verstärkung, die das bestehende Team nun erhält. Vor allem schätzen sie den schulformübergreifenden Ansatz der #Webcoaches-Ausbildung. Er vertiefe die Kooperation beider Schulen und trage dadurch zu einer respektvollen Gemeinschaft und zur Stärkung des Schulzentrums insgesamt bei. Dieser Aspekt begeistert auch immer wieder Andreas Brammer und Lea Tewes von der Reso-Fabrik und dem Jugendzentrum Salzhausen. „Es ist schön zu sehen, wie beide Schulen durch diese Arbeit immer mehr zusammenwachsen. Kurze Wege, kurze Absprachen, eine Sprache.“ Seit Beginn des Projekts bilden sie die zukünftigen #Webcoaches gemeinsam mit der Polizei Harburg aus. In diesem Jahr übernahm diesen wichtigen Part Christopher Neumann, Kontaktbeamter der Polizeiinspektion Buchholz. Von schulischer Seite aus unterstützten die Lehrkräfte Nadine Grunze, Viola Schneider und Marcel Meier, die auch die AG betreuen.

Im Rahmen des im Juni durchgeführten Seminars erhielten die „Coachis“ umfassende Einblicke und Informationen über rechtlichen Grundlagen. Sie lernten viel über Persönlichkeitsrechte sowie die Rechte am eigenen Bild. Denn leichtfertig verschickte oder gepostete Bilder oder persönliche Daten können überall und in anderen Zusammenhängen schnell im Netz landen, weshalb besondere Vorsicht geboten ist. Dieses Wissen ist neben Kenntnissen über Mobbing und Beleidigungen für die zukünftige Beratungspraxis der Mitschülerinnen und -schüler wichtig.

Die #Webcoaches lernen, wie man Hilfesuchenden vertrauensvoll begegnet und Probleme sowie Konfliktfälle situationsangemessen einschätzt, um gemeinsam eine Lösung zu entwickeln. Aber: „Gerade das Mitwirken der Polizei im Rahmen der Ausbildung verdeutlicht, dass es sich bei vielen Medienthemen nicht um Bagatellen oder Kavaliersdelikte handelt, sondern dass es bei inkompetenter oder missbräuchlicher Nutzung von Social Media auch schnell um Straftaten gehen kann“, hält Viola Schneider fest. Und bei Straftaten müssen sich die #Webcoaches in jedem Fall Hilfe von Seiten der Polizei Harburg, des Jugendzentrums Salzhausen oder der Lehrkräfte holen. Eine solche Straftat, die ebenfalls thematisiert wurde, ist z.B. das Cybergrooming. Hier erschleichen sich Erwachsene mit sexuellen Intentionen das Vertrauen von Kindern und Jugendlichen. Dies muss unbedingt angezeigt werden. Für die drei Ausbildenden und auch die Lehrenden ist es deshalb sehr wichtig, dass sie zu ihren #Webcoaches in engem Kontakt stehen und eine gute Beziehung auch über das Ausbildungsseminar aufbauen und vertiefen.

Neben der Beratung beschäftigen sich die #Webcoaches im Rahmen der wöchentlichen AG-Zeit vor allem mit dem Erstellen verschiedener Workshops zu aktuellen Themen, die sie sich selbst aussuchen. Für die Jahrgänge 8 und 9 bietet eine Gruppe demnächst das Seminar zum Thema "Know Fake - Fake News erkennen" an. Schwerpunkte für die Jahrgänge 5 bis 7 sind Chatregeln (Jg. 5) und Cybermobbing (Jg. 6 und 7). Die #Webcoaches gehen in die entsprechenden Klassen und führen diese Seminare oder Vorträge für ihre Mitschülerinnen und Mitschüler eigenständig durch. In bestimmten Fällen werden sie auch direkt von den Klassenlehrkräften „gebucht“. Oft kommt es vor, dass sich die Schülerinnen und Schüler ihrer Probleme und Fragestellungen erst in gemeinsamen Gesprächen mit den #Webcoaches richtig bewusst werden. Aus diesen Situationen heraus ergibt sich dann konkreter und individueller Beratungsbedarf. Neben der Beschäftigung mit „KI“ ist auch ein monatlicher Newsletter in Planung. Er soll das Lehrerkollegium über aktuelle Themen und Trends auf Social Media im schulischen Kontext informieren.

Hintergrundinformationen

Seit dem Jahr 1995 führt die Reso-Fabrik im Auftrag des Landkreises Harburg Jugendsozialarbeit an verschiedenen Standorten und Kooperationspartnern des Landkreises durch.

Ziel ist die Integration junger Menschen im Alter von 10 bis 21 Jahren mit und ohne Migrationshintergrund in Gesellschaft und Beruf. Neben verschiedenen Projekten bildet die Schulung der Medienkompetenz und in diesem Zusammenhang die Ausbildung von Schülerinnen und Schülern zu #Webcoaches einen wichtigen Baustein. Silke Scheiderer von der Reso-Fabrik hat die #Webcoaches 2015 ins Leben gerufen. Kerngedanke des Konzepts ist es, Schulen im Hinblick auf die digitale Entwicklung und den Umgang mit entsprechenden Begleiterscheinungen zu unterstützen sowie die Zusammenarbeit mit der Polizeiinspektion Harburg und den Jugendpflegern direkt vor Ort auszubauen. Neben dem Schulzentrum Salzhausen arbeiten mittlerweile über 20 weiterführende Schulen im Landkreis nach dem Modell #Webcoaches.