Titel Logo
Samtgemeinde aktuell Gieboldehausen
Ausgabe 6/2025
Aus den Mitgliedsgemeinden
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Flecken Gieboldehausen

Stellvertretend für die beiden Kindertagesstätten „Heilige Familie“ und St. Antonius“ präsentieren Kinder nach der offiziellen Enthüllung die neuen Namensschilder

St.-Laurentius-Straße 2

(1965 - 2025)

Von Alois Grobecker

Aus Liebe zum Nächsten und zum Dienst am Nächsten ist die Kongregation von dem Gründer, des hl. Vinzenz von Paul (*1581 - † 27.09.1660) gegründet worden und fand im Jahre 1900 auch in Gieboldehausen eine Heimat. Kinderbetreuung seitens der Kirche gibt es nunmehr in Gieboldehausen schon seit 125 Jahren.

Drei Schwestern der Vinzentinerinnen sind am 25. Juli 1900 in den Flecken gekommen, um eine Kleinkinder-Bewahranstalt und eine ambulante Krankenpflegestation zu eröffnen. Sie begannen ihre Arbeit in einer Mietwohnung, bis die Kongregation ein Jahr später in der Marktstraße zwei angrenzende Häuser erwerben konnte.

In einer für die allgemeine Bevölkerung sehr armen Zeit ein großer Segen. Den Kindern, welche in den Jahren keine große Bedeutung beigemessen wurde, nahmen die Barmherzigen Schwestern von Vinzenz von Paul sich liebevoll an und sorgten im Kindergarten für eine gute Bildungsgrundlage. Der heranwachsenden Jugend boten die Schwestern Nähkurse und Unterweisung in der Säuglingspflege an, alles wurde dankbar von der Bevölkerung angenommen.

Das Antonius-Stift an der Marktstraße war 65 Jahre lang (1900 - 1965) das Wohnhaus der Schwestern mit einem kleinen Altersheim und einer kleinen Hauskapelle. Dieses war im Besitz der Kongregation. Der Kindergarten befand sich in dem von Dechant Aloys Muth erbauten Jugendheim. Eine steile Treppe führte zum Gruppenraum in den 1. Stock. Der Waschraum befand sich über den Hof im Schwesternhaus, die sanitären Anlagen hingegen auf dem Hof in unmittelbarer Nachbarschaft zum Schweine- und Ziegenstall.

Ferner befand sich auf dem Hof ein großer Sandkasten aus Beton, den niemals ein Sonnenstrahl erreichte. Daneben das Waschhaus, in dem mit der Hand und später mit einer Miele-Waschmaschine gewaschen wurde.

In der Nachkriegszeit erwies sich die räumliche Situation des Antonius-Stiftes als viel zu beengt. Dies galt besonders auch für den Kindergarten, der von ca. 70 Kindern besucht wurde und dessen Baulichkeiten schon lang nicht mehr den zeitgemäßen Anforderungen genügten.

Im Jahre 1960 wurden die Beanstandungen immer größer. Die damalige Generaloberin schrieb daher an die Kath. Kirchengemeinde, „dass Sie nicht gewillt ist, auch nur 1 DM in das Schwesternhaus zu investieren und die Räume des Kindergartens ja Eigentum der Kath. Kirche seien. Sollte die Kirchengemeinde keinen neuen Kindergarten bauen, so würde sie die Schwestern aus Gieboldehausen abziehen und das Antonius-Stift auflösen“.

Was dieses für die Gemeinde bedeuten würde, darüber war man sich einig. Der Kirchenvorstand unter der Leitung von Dechant Robert Rexhausen beschloss einen Neubau unterhalb der Mittelschule, heute St.-Laurentius-Straße 2, zu errichten. Der damalige Bürgermeister und Landrat Willi Döring und der Schuhmachermeister und stellv. Kirchenvorstandsvorsitzenden Gerhard Burchhardt setzten sich unermüdlich für den Neubau des Kindergartens mit Schwesterwohnungen (St. Antonius-Stift), Altenwohnungen und einer ambulanten Krankenstation ein.

Am 02. Dezember 1963 wurde der Grundstein gelegt und so der Fortbestand des St. Antonius-Stiftes gesichert. Die Planung erfolgte von Dechant Robert Rexhausen und der Bau durch den Nachfolger Pfarrer Schaffrin. Im Juni 1965 erfolgte durch Pfarrer Hubertus Ottmann die Einweihung. Anlässlich der Einweihungsfeier stellte der Landkreis Duderstadt den Vinzentinerinnen ein Auto für die ambulante Krankenpflege zur Verfügung. Die katholische Kirchengemeinde brachte die erforderlichen Mittel für einen Neubau in Höhe von 500.500 DM auf und leistete über 30 Jahre den Zins- und Tilgungsdienst. Für damalige Zeit viel Geld. In den letzten drei Jahrzehnten hat die Kirchengemeinde St. Laurentius große Summen für Unterhaltungsmaßnahmen investiert und im Jahre 1986 wurde der Kindergarten durch einen Anbau erweitert.

Am 1. Januar 1991 ging der Kindergarten in die Trägerschaft der katholischen Kirchengemeinde über; im Dezember desselben Jahres wurde das Altersheim geschlossen und 2003 schieden die Vinzentinerinnen aus. Im Jahre 2007 wurde in Gieboldehausen als erster Standort in der Region eine Krippe im Untergeschoss eingerichtet.

Fünf Jahre nach Einrichtung der ersten Krippengruppe im Eichsfeld hat die Kindertagesstätte St. Antonius den nächsten Schritt getan, um auf die Herausforderungen des gesellschaftlichen Wandels zu reagieren.

Landrat Bernhard Reuter (SPD) eröffnete dort am Freitag, dem 21.09.2012, das erste von sieben Familienzentren im Landkreis Göttingen.

Das Modellprojekt soll dazu beitragen, Eltern zu unterstützen, ihre Erziehungskompetenz zu stärken, die Schwelle für schwer erreichbare Familien zu senken, Bildung, Betreuung und Erziehung zu verbinden. Sowohl St. Antonius als auch die Kindertagesstätte Kindergarten Heilige Familie, deren Träger die katholische Kirchengemeinde St. Laurentius ist, nennen sich jetzt Katholisches Familienzentrum.

Fotos: Archiv GW (1)
Alois Grobecker (3)