Vorwort des Bürgermeisters

Liebe Leserinnen und Leser,

wann geht das endlich vorbei? Ich meine damit nicht das Wetter, was sich im Moment eher nach Mitte Oktober als nach Mitte Juli anfühlt.

Nein, ich meine diese nun schon seit über 30 Jahren anhaltende Unsicherheit in Sachen Trassen-Neubau. Anfangs war’s der Transrapid, der auf Stelzen unsere schöne Gemeinde zweiteilen und mit 500 km/h durchqueren sollte. Dann kam die Y-Trasse. Ohne Stelzen, dafür aber mit Güterzügen. Und nun immer noch: Die Bahn. Neubau der Trasse von Hamburg nach Hannover. Durch Bispingen. Damit Menschen 8 min schneller von Metropole zu Metropole eilen können. Wenn alles klappt. Und in den verkehrsarmen Zeiten - also nachts - gibt’s dann zusätzlich die Güterzüge.

Nun, auch wenn das Thema bis zum 27.06.2025 weitestgehend aus unseren Köpfen und aus unserem Alltag verschwunden war, hat die Bahn (genauer die DB Infrago) eigentlich keinen Moment erkennen lassen, dass sie das, was im Jahre 2015 in einem auch heute noch als „beispielgebend“ bezeichneten Prozess fixiert wurde, auch umzusetzen gedachte. Zehn Jahre sind seitdem vergangen, ohne dass wirklich erkennbar am seinerzeit beschlossenen „optimierten Alpha E“ geplant oder gar gebaut wurde.

Am 27.06.2025, unmittelbar vor den Ferien und in vielleicht auch in einem Moment der politischen Unsicherheit, hat die Bahn uns Bürgermeisterinnen und Bürgermeister und die Landräte der Region in einer einen Tag zuvor angesetzten Videokonferenz darüber informiert, was sie als Vorzugslösung dem Bundestag zur Entscheidung vorzulegen gedenkt: Eine Neubaustrecke von Hamburg nach Hannover, die - sollte sie denn kommen - unsere Region im schlechtesten Sinne „nachhaltig“ zerschneiden und verändern wird. Beiläufig: Die letzte Bearbeitung der Pläne stammt aus dem Herbst 2021. Kann man alles nachlesen. Danach hat man seitens der Bahn nur auf den passenden Moment gewartet, diese Botschaft zu verkünden.

Liebe Leserinnen und Leser, kann man eine größere Geringschätzung für Sie und uns alle als Bewohnerinnen und Bewohner einer ländlichen Region überhaupt zum Ausdruck bringen?

Trotzdem herzlichst Ihr Bürgermeister

Dr. Jens Bülthuis

PS: Wer jetzt meint, der Neubaustrecke durch einen avisierten „Regionalhalt in Soltau“ doch noch etwas Gutes abgewinnen zu wollen: Erkundigen Sie sich dazu einmal in Merklingen, Baden-Würtemberg. Hab‘ ich gemacht. Dort gibt es jetzt einen Bahnsteig mit zwei Extragleisen und einen Pendlerparkplatz. Hat schlappe 54 Mio. Euro gekostet. Raten Sie mal, wer dafür bezahlt hat. Kleine Hilfe: Die Bahn hat dafür 0,- Euro ausgegeben….