Die Heimatpflegerin Irmlinde Florian stellt wieder ein Gedicht ihrer Mutter Irmgard Odernheimer vor, das diese vor 80 Jahren als Feldpost an ihren Mann Horst Odernheimer nach Angerburg in Ostpreussen verschickt hatte. Es ist erstaunlich, dass diese Briefe, die nur mit einer Feldpost Nummer versehen waren, ihr Ziel im Krieg erreichten
(Nachdem Anni mit Diphteritis ins Krankenhaus musste) 23.7.44
Wer schleicht sich heimlich in das Haus?
Bazillen!
Durch wen brach plötzlich Krankheit aus?
Durch den Bazillus!
Man hört und sieht und riecht ihn nicht,
und doch sitzt er uns im Gesicht.
O Schreckgespenst, o Bösewicht!
Wie geh´n wir nur dagegen an?
Mit Lysol!
Mit Chloramin und Sagrotan,
und nochmals mit Lysol!
Wir wischen Dielen, Möbel, Ritzen,
tun noch die ganze Luft ausspritzen,
und waschen, gurgeln, baden, schwitzen.
Wer treibt Bazillus indes fort?
Die Sonne!
Bescheinen soll den Krankheitsort
die helle, heiße Sonne!
Drum schleunigst an ihr Licht geschleppt
Matratzen, Teppiche und Bett,
uns selber auch, dass sie uns rett´!
In Wasser, Speisen, Staub und Wind
Bazillen!
Gibt keinen Ort, wo keine sind
die ekligen Bazillen!
Doch lebst nach der Gesundheit, du,
hast du vor ihnen deine Ruh´.
Bazillenangst ist übertrieben,
denn seht, wir sind gesund geblieben.
Bazillen dir nicht schaden müssen.
Kommt, lasst uns sorglos weiter küssen!