Die Heimatpflegerin Irmlinde Florian stellt wieder ein Gedicht ihrer Mutter Irmgard Odernheimer vor, das diese vor 80 Jahren als Feldpost an ihren Mann Horst Odernheimer nach Angerburg in Ostpreussen verschickt hatte. Es ist erstaunlich, dass diese Briefe, die nur mit einer Feldpost Nummer versehen waren, ihr Ziel im Krieg erreichten
30.7.44
Regen tropft vom Himmel nieder
auf das Dach von meinem Haus,
Einsamkeit umgibt mich wieder,
meine Freunde zogen aus.
Wo noch gestern frohes Leben,
Lachen, Schelten, Werken klang
hört man heut die Spinne weben
Tick…und Tack…der Uhren Gang.
Und ich mag gar nichts beginnen,
Sehnsuchtsschmerz im Herzen glüht,
träge tut die Zeit verrinnen,
trübe brütet das Gemüt.
Bis mir ein Gedankenlichtlein
meine Düsternis erhellt:
Bin zwar manchmal nun alleine,
doch nie einsam auf der Welt!
Leben immer weiter schreitet.
Drum, damit ich Leben kann,
sei ein Essen schnell bereitet,
und ich mache Feuer an.
Ich bewege mich gar zierlich,
so, als schaut mir einer zu
decke auch den Tisch manierlich,
als hätte Gäste ich dazu.
Neu gestärkt, ohn´ lang Besinnen,
ob es gut und nötig sei,
tu ich irgendwas beginnen,
Arbeit macht mich wieder frei.
Und aus Freude an dem Werken
fange ich zu singen an.
Ich beschließe mir zu merken:
Tätigkeit erlösen kann!