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Mitteilungsblatt der Gemeinde
Ausgabe 17/2024
Aus Vereinen und Verbänden
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Unteroffizier-Vereinigung Hambühren e. V.

Teil 2

Nachdem 1994 die Kaserne in Hambühren geschlossen wurde und der Bezug zur Fernmeldeeinheit nicht mehr gegeben war, öffnete sich der Verein auch für zivile Mitglieder. Natürlich traten zuerst diejenigen in den Verein ein, die schon lange enge Kontakte zu den Soldaten gepflegt hatten.

Eines der ersten und mittlerweile unser ältestes Mitglied war Lothar Franciscy.

In seinem Bericht, den ich heute als Erinnerung veröffentlichen möchte, wird deutlich, wie eng die Fernmeldeeinheit mit der Gemeinde und ihren Bewohnern verbunden war.

Polizei und Bundeswehr, von Lothar Franciscy

Mitte 1970 wurde ich, auf eigenen Wunsch, vom Polizeirevier Celle zur Polizeistation Hambühren versetzt. Unsere Dienststelle befand sich am Adlerweg 2. In der ersten Etage hatte jeder ein Dienstzimmer mit einer Schreibmaschine. Computer gab es damals noch nicht. Heute ist im Adlerweg 2 ein Kindergarten.

Mein Chef war der Polizeihauptmeister Karl Driller. Er war bei der Bevölkerung sehr beliebt und wurde auch „der Heidecherif“ genannt. Einen Dienstwagen hatten wir auch. Eine BMW-Isetta.

Eines Tages sagte Polizeihauptmeister Karl Driller zu mir:“ Komm mit, wir haben etwas zu erledigen.“ Wir stiegen in unser Dienstfahrzeug und Karl fuhr mit mir an den westlichen Rand von Hambühren II. Dort stand eine einsame Birke. An der Birke lag ein kleiner Berg von alten Flakgranaten. Wir stiegen aus und Karl begann, diese Granaten in unsere Isetta zu laden. Auf dem Boden vier nebeneinander und darauf nochmal drei Granaten. Dann sagte er:“ Steig ein, die bringen wir eben weg.“

Ich antwortete: „Du glaubst doch wohl nicht, dass ich dort einsteige“. Karl war sichtlich enttäuscht und fuhr alleine mit den Granaten weg. Nach kurzer Zeit kam er ohne Granaten zurück und holte mich ab. Auf unserer Dienststelle gab es eine ausführliche Erklärung.

Als Deutschland, kurz nach dem letzten Weltkrieg, noch in Besatzungszonen eingeteilt war, gehörte Niedersachsen, also Hambühren, in die britische Zone. Hambühren II bestand damals hauptsächlich aus alten Bunkern der Muna Hambühren (Lufthauptmunitionsanstalt I/XI). Irgendwann in dieser Zeit haben britische Soldaten mehrere dieser Bunker, die randvoll mit Flakgranaten waren, gesprengt. Man sagte, damals gab es in den Wäldern um Hambühren II mehr Granaten als Pilze.

Diese Granate, es handelte sich um den oberen Teil von Deutschen Flakgranaten, waren harmlos, denn sie hatten weder Pulverladung noch einen Zünder.

Eigentlich gehörte es ja nicht zu den Aufgaben der Schutzpolizei, alte Granaten einzusammeln, aber Karl Driller wollte helfen, die Hambührener Bürger von diesen Altlasten zu befreien.

Er hatte mit den Bürgern von Hambühren Sammelstellen für Granaten vereinbart, die er in unregelmäßigen Abständen anfuhr.

Hinter der Garage für den Dienstwagen lagerte Karl die Granaten. Die Munition Räumgruppe Hannover kannte sich aus. Alle zwei bis drei Wochen kamen sie und holten die von Driller eingesammelten Granaten mit einem LKW ab.

Karl Driller hatte unseren Stationsbereich, dazu gehörten Hambühren I, Hambühren II, Ovelgönne und Oldau in Dienstbezirke eingeteilt. Hambühren II, westlich der Ostlandstraße und Hambühren I war sein Arbeitsgebiet. Der Rest gehörte mir.

Da die Bundeswehrkaserne damals der größte Arbeitgeber in Hambühren war, war es selbstverständlich, dass Karl mit mir in die Kaserne fuhr und mich dem Kasernenkommandant und Chef der Einheit, Hauptmann Bruno Neumann, vorstellte. Hauptmann Neumann war sowohl bei seinen Soldaten als auch in der Bevölkerung hoch geschätzt. Wir kamen auch gleich gut ins Gespräch. Da ja seine Kaserne nun, aus polizeilicher Sicht, mein Arbeitsgebiet war, bot er mir gleich ein leeres Büro in der Kaserne als Arbeitsplatz an.

P. Stübbe