Heimatpflege und Gemeindearchiv

Liebesbriefe und Gedichte als Feldpost.

Während des Krieges um 1944 verfasste das Ehepaar Odernheimer über 600 Briefe, die sie sich gegenseitig als Feldpost schickten. Sie hatten die Briefe durchnummeriert, und konnten so feststellen, ob einer verloren ging.

Horst Odernheimer war zu der Zeit als Soldat in der Ukraine, in Angerburg (Ostpreußen) und in Berchdesgaden.

Die Heimatpflegerin Irmlinde Florian, geb. Odernheimer stellt gemeinsam mit dem Gemeindearchiv einen kleinen Teil der Gedichte ihrer Mutter Irmgard Odernheimer vor, die in der Kriegszeit in Dresden und im Kurort Rathen wohnte. Die Briefe wurden von 80 Jahren geschrieben.

Rathen, 7. Oktober 1944

Lieber Horst! Brief 510

Erst brummte es erschreckend in der Ferne und dann flogen viele Feindflugzeuge (wir zählten 48) ganz niedrig über uns hinweg. Die Flugzeuge glänzten silbern in der Sonne. Nachmittags erfuhren wir, dass Dresden angegriffen worden sei, der Wettiner Bahnhof sei zerstört, der Postplatz abgesperrt, ebenso der Freiburger Platz, das Tivoli sei ganz zerstört. Mutti ist abends rein gefahren. Wir warten gespannt was sie erzählen wird.

Anni ist hier. Sie ist noch krank geschrieben wegen Ihrem Herzen. Wer weiß, wozu das alles gut ist. Ich hatte mir schon fest vorgenommen im November spätestens nach Dresden umzusiedeln.

Das letzte Vorderzimmer sollte für uns schön vorgerichtet werden.

Ich habe es nämlich satt hier. Es ist kalt und unser Haus und Garten wird von keinem Sonnenstrahl mehr getroffen. Auf einmal kommt mir das Häuschen zu eng vor. Im Anbau ist es zu kalt, er ist unser Apfelstübchen geworden. Ich muss aufpassen, dass unsere Sachen nicht modern. Das Wohnzimmer ist Kinderzimmer. Ich halte zwar auf Ordnung, aber es ist zu eng. Wenn es draußen regnet hängt die ganze Küche voller Windeln, wer mich besucht, muss unten durchkriechen. Auf dem Herd brodelt Essen und Wasser und die kleinen Fenster beschlagen. Im Sommer merkt man das alles gar nicht. Ich bin ja auch so zufrieden, wenn es eben nicht anders geht, aber Dich hier zu empfangen könnte ich mir gar nicht vorstellen.

Ich schlafe im eiskalten Zimmer. Ob Du das aushalten würdest?.....

Es grüßt Dich von Herzen

Deine Irmgard