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Mitteilungsblatt der Gemeinde Hambühren
Ausgabe 3/2025
Kulturelle Mitteilungen
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Heimatpflege und Gemeindearchiv

Die Heimatpflegerin Irmlinde Florian zeigt einen Auszug aus dem Tagebuch ihrer Mutter, Irmgard Oderheimer, das sie vor genau 80 Jahren zum Bombenabgriff auf Dresden geschrieben hatte.

Am 13. Februar 1945 saßen meine Schwester Anni und ihre Freunde in der Dresdener Wohnung. Annis Freund spielte am Klavier seine neuesten Schlagerkompositionen vor.

Mutti holte ein Glas Kompott aus dem Keller, da heulte die Sirene.

Alle eilten in den Luftschutzkeller. Bomben regneten vom Himmel.

Eine Sprengbombe schlug in das Haus nebenan ein. Sie hörten Schreie durch die Wand. Der ganze Keller war von Ruß erfüllt.

In unserer Wohnung waren Türen und Fenster herausgeflogen, auch der Inhalt der Schränke.

Da ging wieder die Sirene. Alle rannten durch den Bombenhagel und versuchten aus der Stadt heraus zu kommen auf die Höhen beim Bismarkturm. Es war eine fürchterliche Feuerhölle!

Was für ein großen Glück hatte ich doch, dass ich vor einer Woche von Dresden mit dem Baby im Kinderwagen nach Rathen in das kalte Holzhaus gezogen war! Hier in Rathen bebte sogar die Erde schaurig. Ich zitterte vor Angst um meine Lieben. Die Nacht war hell wie ein Riesenfeuer und es hörte nicht auf zu brennen!

Am kommenden Tag war es dunkel vom Rauch und alle Bäume der Bastei waren weiß vom Ascheregen.

Erst spät am Abend kam Anni, sie war ein Stück auf einem Zirkuspferd von Sarasani geritten. Unsere Mutter erschien erst am nächsten Tag ganz verstört und erschöpft.

"Hätte ich doch nur das gute Meißener Porzellan und die kostbaren Gemälde rechtzeitig nach Rathen gebracht," jammerte sie noch Tage später.

14 Tage darauf fuhren Anni und ich mit dem Zug in Richtung Dresden bis Reick. Von da mussten wir laufen durch die total zerstörte Stadt.

Da gab es auch nicht ein einziges heiles Gebäude mehr. Von unserem Haus standen nur noch die kahlen Wände und daran hängend in allen Geschossen die grünen Kachelöfen. Der gewölbte Luftschutzkeller hatte gehalten, aber aus den übrigen Kellerräumen rieselte Schutt und Asche. Es war noch warm hier unten. Meine Einweckgläser waren zertrümmert.

Auf dem Trümmerhaufen des Nebenhauses buddelte ein Soldat nach Frau und Kind.

Warum wurde Dresden zerstört?

Es gab weder Militär noch Rüstungsindustrie!

Dresden war voller Flüchtlinge.

Wir konnten uns nicht vorstellen, dass die Alliierten es wagen würden unser schönes Dresden zu zerbomben.

Von den Tieffliegern wurde auch noch auf die an die Elbe und in den Großen Garten (riesiger Park) vor den Flammen geflüchteten Frauen und Kinder geschossen, Wer hatte das angeordnet?

In dem Bombenhagel starben mehr als 25.000 Menschen.

Irmlinde Florian
-Heimatpflegerin-