417
Rathen, am 18.6.1944
Mein Heimatwald!
Mein vertrauter!
Ich wandle auf deinen schattigen Wegen
über die sonnigen Waldwiesen hin.
Hier hat mein Vater schon
sein kleines Töchterchen
liebreich geführt an der Hand
und mich zu schauen gelehrt
alle die Wunder am Wege.
Später, indianerhaft
strolchten wir durch die Gebüsche,
hatten dort Nester und Höhlen
suchten nach Beeren und Pilzen.
Dann kam die Zeit,
da ich gerne mied
die laute Gesellschaft der Spielgefährten
und am Waldrand allein
zu liegen liebte
träumend von einem,
der mit zarten Küssen
mich erweckte.
Du bist gekommen,
und alles erfüllte sich
viel schöner noch,
als ich im Traum es sah.
- gesegnet wandle ich
durch die Sommerfülle.
Bald schon, so hoffe ich,
führe ich unser Kindlein
auf diesen ewigen Wegen dahin.
Fühlbar eilet die Zeit,
doch nicht schmerzlich,
denn ich spüre beglückend
den Reichtum des Lebens.