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Hermannsburger Rundschau
Ausgabe 11/2024
Aktuelles
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Kinderärztin Hilke Iseken begrüßt die Gäste zum Thema „Notfälle im Kindesalter“.

Wie mit gezielten Schlägen auf die Rückenpartie des Kindes das Verschluckte ausgespuckt werden kann, demonstriert hier Kinderärztin Hilke Iseken (rechts).

Dr. Harten Voss überreichte Kinderärztin Hilke Iseken zwei Bücher zu Erinnerung.

hm. Das Forum Gesundheit des Unternehmerverbandes Südheide ist ein Zusammenschluss zahlreicher Gesundheitsdienstleister aus der Gemeinde Südheide und hatte zum Thema „Notfälle im Kindesalter“ ins Rathaus eingeladen. In diesem Winter steht das Thema „Notfall“ im Vordergrund und es werden Fachleute dazu als Referenten eingeladen. Als erster Beitrag für diese Wintersaison wurde die Kinderärztin Hilke Iseken vom Celler Centrum für Kinder- und Jugendmedizin am Standort Hermannsburg eingeladen.

Ende Oktober war es dann soweit und der Ratssaal füllte sich schnell mit rund 50 Interessierten und es waren auch einige Väter, Opas oder Onkel dabei. Forumssprecher Dr. Harten Voss stellte das Forum Gesundheit vor und berichtete aus der Forumsarbeit. Die verheiratete Ärztin ist Mutter zweier Kinder und startete sofort, indem sie einen Überblick über die bevorstehenden Themen gab. Beginnend mit Fieber und Ausschlag sowie Durchfall und Erbrechen über Atemwegserkrankungen und Verschlucken bis hin zu Vergiftung und Ertrinken sowie Verbrennung und Reanimation, wurden alle denkbaren Notfälle vorgestellt und mit dem Publikum erörtert.

Die Menschen, die für das Wohl der Kinder Sorge tragen, lernten schnell, dass für Kinder Fieber ab 39 Grad Celsius Körpertemperatur beginnt und nur ein Symptom ist und damit seinen Zweck erfüllt, einer Krankheit entgegen zu wirken. Daher sollte es nicht grundsätzlich bekämpft werden. „Und wenn dabei ein Kind besonders umsorgt wird, erholt es sich schneller, insbesondere wenn gekuschelt wird“, betonte die Kinderärztin. In vielen Fällen ist „Ruhe bewahren“ angesagt, auch wenn der Rettungswagen (RTW) gerufen wurde. Hautausschlag ist oft nicht schlimm, aber bei hohem Fieber sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden. Bei Durchfall und Erbrechen ist Ruhe angesagt, denn so befreit sich der Körper von ungewollten Erregern und es sollte nicht sofort ein Arzt aufgesucht werden.

Die Atemwegserkrankungen erfordern wegen ihrer Vielfältigkeit eine besondere Aufmerksamkeit, denn Erkältungen, Ohrenschmerzen und Husten sowie Pseudokrupp und insbesondere die Luftnotzeichen müssen von den Eltern und Großeltern erkannt werden, denn sie können bei den Kindern Ängste auslösen. Weil die Kinder viel mit dem Mund erkunden, ist die Gefahr des Verschluckens sehr hoch. Verschluckt werden können gefährliche Nahrungsmittel, wie beispielsweise Nüsse oder Kerne sowie ganze Trauben oder Beeren und gefährliche Alltagsgegenstände. Dazu zählen Münzen, Murmeln, Knopfbatterien, kleine Magnete und kleine Spielzeugteile. In diesem Zusammenhang ist besonders wichtig, dass die Kinder nie unbeaufsichtigt spielen sollten. Insbesondere müssen mehrere Magnete, weil diese sich gegenseitig anziehen und dabei Schaden anrichten können, sowie Knopfzellen, denn diese können in der Magensäure zu einen Stromfluss und zu Verbrennungen führen, daher schnell entfernt werden. Hier bedürfen die Kinder besonderen Schutz durch die Erwachsenen.

Ist der Atemweg verschlossen, sind besondere Maßnahmen erforderlich, damit das Kind nicht erstickt. Anhand von präparierten Babypuppen konnten die Vortragsbesucher selber lernen und ausprobieren, wie mit besonderen Schlägen auf den Rücken und mit Brustkorbkompressionen die Luftwege wieder geöffnet werden konnten und die Atmung wieder einsetzt. Auch kommen im Haushalt Vergiftungen vor, wenn Kinder Reinigungsmittel und Toilettensteine sowie Medikamente verschlucken. Dabei gibt es Pillen, die schnell zum Tode führen und nie in die Hände, respektive Mund, der Kinder gelangen dürfen. Ein abgeschlossener Arzneimittelschrank ist daher unumgänglich.

Ertrinken ist die häufigste Todesursache bei Kindern, denn diese können schon in einer Pfütze ertrinken und dies erfolgt meist lautlos. Sofort ist durch entsprechende Maßnahmen das Wasser zu entfernen und ein Notruf abzusetzen. Viele Möglichkeiten gibt es, dass sich die Kinder verbrennen oder verbrühen und so ist die Verbrühung mit 74 Prozent die größte Gefahr. Anhand der Verbrennungstiefe und des klinischen Bildes sind Sofortmaßnahmen zur Therapie und die Erstversorgung durch die Eltern einzuleiten. Danach sofort zum Arzt oder RTW alarmieren.

Müssen Kinder reanimiert werden, steht die Beatmung an erster Stelle, um das Leben zu retten. Zuerst die erste Reanimation, bevor der Notruf gewählt wird. Zum Abschluss ihrer Ausführungen ging Hilke Iseken auch auf psychiatrische und psychologische Notfälle ein. Hier wurde an die Besonnenheit der Eltern appelliert und dies insbesondere bei Suizidgedanken, denn es hat sich noch nie jemand das Leben genommen, wenn er davon sprach.

Mit Begeisterung waren die Eltern und Großeltern dabei und die gestellten Fragen wurden von der Referentin sofort beantwortet. Abschließend bedankte sich der Forumssprecher Dr. Harten Voss für den praxisnahen Vortrag und überreichte zwei Bücher zur Erinnerung.