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Hermannsburger Rundschau
Ausgabe 6/2025
Aktuelles
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Aktuelles

Hirschkäfer sind nicht oft zu beobachten.

hr/gs. Dank des aufmerksamen Hinweises einer Bewohnerin aus Wriedel konnte im Waldpädagogikzentrum (WPZ) Ostheide – Haus Oerrel der Niedersächsischen Landesforsten ein besonderes Projekt zum Schutz des in Deutschland stark gefährdeten Hirschkäfers (Lucanus cervus) umgesetzt werden. In Zusammenarbeit mit Schülerinnen und Schülern einer siebten Klasse entstand auf dem Gelände des WPZ eine sogenannte „Hirschkäferwiege“.

Ausgangspunkt war der Fund mehrerer großer Käferlarven in einem alten, morschen Baumstumpf, den die Gartenbesitzerin beim Umgraben ihres Grundstücks entdeckte. Fachleute der Niedersächsischen Landesforsten identifizierten die Larven als Nachkommen des größten heimischen Käfers – dem Hirschkäfer.

Die Idee: Aus den Stammteilen sollte eine „Hirschkäferwiege“ entstehen. Dabei werden geeignete Holzstücke – bevorzugt von Eichen – in den Boden eingebracht, um Larven einen geschützten Lebensraum und Nahrung zu bieten. Der Standort auf dem Gelände des WPZ Oerrel erwies sich als ideal. Seit Jahren ist dort ein stabiler Bestand der seltenen Käferart bekannt.

Gemeinsam mit einer siebten Klasse, die im Rahmen ihres zweiwöchigen Betriebspraktikums durch einen Jugendwaldeinsatz im WPZ tätig ist, wurden die Stämme fachgerecht eingegraben. Nun hoffen alle Beteiligten, dass sich die Larven in den kommenden Jahren erfolgreich entwickeln.

„Die Hirschkäferwiege ist ein schönes Beispiel dafür, wie Naturschutz und Umweltbildung Hand in Hand gehen können. Unsere Jugendlichen erleben nicht nur den Wald hautnah, sondern leisten aktiv einen Beitrag zum Erhalt einer bedrohten Art“, erklärt Meike Habermann, Leiterin des Waldpädagogikzentrums Ostheide – Haus Oerrel.

Da es sich um eine kurzfristige Aktion handelte, um die bereits entdeckten Larven möglichst zügig wieder in geeigneten Boden zu bringen, konnte die Hirschkäferwiege nicht in der üblichen Dimension und Struktur angelegt werden. Normalerweise wird deutlich mehr Holz verbaut und das Material systematischer geschichtet.

„Uns war wichtig, schnell zu handeln, um die Larven nicht unnötig zu gefährden. Dass die Konstruktion in diesem Fall kleiner ausfällt als bei langfristig geplanten Projekten, ist dem Zeitfaktor geschuldet – aber dennoch fachlich sinnvoll umgesetzt“, betont Meike Habermann.

Die Entwicklung der Hirschkäfer ist ein langer Prozess: Bis zu acht Jahre leben die Larven im Boden, ernähren sich vom morschen Holz und verpuppen sich schließlich. Nach dem Schlüpfen im Frühjahr durchgraben sie sich zur Erdoberfläche – und können dann für wenige Wochen zwischen Mai und Juli als beeindruckende Käfer beobachtet werden.

Mit dem Projekt möchte das WPZ Ostheide nicht nur einen konkreten Beitrag zum Artenschutz leisten, sondern auch junge Menschen für die Bedeutung der biologischen Vielfalt sensibilisieren.