Prof. Dr. Gerhard Wegner wird zu einem Vortrag während des Israel-Sonntags in Hermannsburg erwartet.
hr/gs. Im Kalender der Evangelischen Kirche in Deutschland hat der 10. Sonntag nach Trinitatis, der in diesem Jahr auf den 4. August fällt, die Aufgabe, den Blick der Gemeinden auf das Judentum zu richten, unsere „älteren Geschwister im Glauben“ an denselben Gott.
Aus diesem Anlass wird Prof. Dr. Gerhard Wegner, der Niedersächsische Landesbeauftragte gegen Antisemitismus und für den Schutz jüdischen Lebens, nach Hermannsburg kommen und uns als Referent und Gesprächspartner zu dem Thema: „Kirche und Synagoge – wie verhält sich unsere Kirche zum Antisemitismus heute?“ zur Verfügung stehen.
In dem diesjährigen Bild-Text-Kalender „Achtsamkeit“ entdeckten wir für den 4. August 2024 folgenden erklärenden Eintrag: „Der 10. Sonntag nach Trinitatis heißt auch Israelsonntag. Er erinnert an die tiefe Verwurzelung der europäischen Kultur im Judentum und mahnt uns, jüdische Gläubige hierzulande vor Anfeindungen zu schützen und ihre religiöse Identität zu respektieren. Schon dem Apostel Paulus war die Verbundenheit zwischen nichtjüdischen und jüdischen Christen und dem Volk Israel wichtig, allein schon deshalb, weil sie alle an den einen Gott glauben.“( Quelle: „Agentur des Rauhen Hauses“ Hamburg)
Aber die Christen haben sich im Laufe der Zeit nicht an das Votum von Paulus (in Römer 9-11) gehalten, sondern erwartet, dass Jesus von allen als Messias anerkannt wird, was ihrem Glauben jedoch nicht entsprach. Die Enttäuschung darüber mündete in einen Antijudaismus, d.h. in eine Gegnerschaft gegen alles Jüdische im Bereich des Glaubens, die über Jahrhunderte die Auffassungen in Theologie und Kirche und das Denken der meisten Christen beeinflusste.
Die Darstellungen von der sieghaften Ecclesia und der blinden Synagoga an berühmten mittelalterlichen Kirchen (z.B. am Straßburger Münster und am Bamberger Dom) geben noch heute davon Zeugnis. So lässt sich auch das für die Juden so erniedrigende Bild an der Stadtkirche von Wittenberg erklären oder der Sinneswandel bei Martin Luther.
Die Hannoversche Landeskirche hatte vor über 10 Jahren ihr Verhältnis zum Judentum grundsätzlich neu geklärt und ihre Verfassung um wichtige Positionen ergänzt. Landesbischof Ralf Meister schrieb damals dazu: „Aus d(ies)em Bekenntnis zur bleibenden Erwählung des jüdischen Volkes ergibt sich nun der klare Auftrag, gegen jede Form des Antisemitismus und Antijudaismus in unserer Gesellschaft aufzustehen und konkret zu handeln.“
Sind wir in unseren Gemeinden bei dem „Verlernen“ von überkommenen Denkmustern in diesem Auftrag bisher einen Schritt weiter gekommen? - Sie sind eingeladen, am 4. August über diese und weitere Fragen miteinander ins Gespräch zu kommen.