Wenn der Service verschwindet – und keiner Verantwortung übernimmt
In Neuenkirchen ist seit Kurzem etwas weggebrochen, das früher einmal selbstverständlich war: Die Post. Genauer gesagt: die Postfiliale. Seit Ende Juni ist dort dicht – und das sogar klammheimlich. Am 30. Juni, dem offiziell letzten Öffnungstag, blieben die Türen einfach zu. Kein Abschied, kein Hinweis, kein Ersatz. Nur Leere.
Der Bürgermeister Carlos Brunkhorst hat alles versucht: Gespräche geführt, Lösungen gesucht, einen neuen Standort ins Spiel gebracht. Vergeblich. Die Post hat sich zurückgezogen – inhaltlich, räumlich, kommunikativ.
… und was passiert stattdessen? Eine sogenannte „Poststation“ soll kommen. Irgendwann. Irgendwo. Ohne Personal. Also Automaten statt Ansprechpartner. Technik statt Menschlichkeit.
Das Problem daran ist nicht nur der fehlende Briefschalter. Es ist die Haltung, mit der dieser Rückzug erfolgt. Denn die Post ist nach wie vor ein Grundversorger. Sie ist gesetzlich verpflichtet, in Gemeinden ab 2.000 Einwohnern Postdienste vor Ort vorzuhalten und Neuenkirchen ist kein Dorf mit einem Briefkasten und drei Kühen. Hier leben Familien, Senioren, Menschen ohne Auto. Menschen, für die eine funktionierende Post keine Nebensache ist, sondern Alltag: Rentenangelegenheiten, Einschreiben, Pakete. Für viele bedeutet der Wegfall der Filiale: Umständliche Fahrten in Nachbarorte, Wartezeiten, Unklarheit.
Was sagt die Post? Nichts. Kein verbindlicher Zeitplan, keine Übergangslösung, keine konkrete Ansprache der Betroffenen. Nur ein Vakuum. Als sei das alles eben nicht so wichtig. Oder wie man es salopp zusammenfassen könnte: „Ist uns doch egal.“
Aber genau das ist das Problem. Diese Gleichgültigkeit gegenüber den Bedürfnissen ländlicher Regionen. Diese stille Aushöhlung von Infrastruktur unter dem Deckmantel der Wirtschaftlichkeit. Was bleibt, ist das Gefühl, abgehängt zu werden – nicht aus Notwendigkeit, sondern aus Nachlässigkeit.
Neuenkirchen hat mehr verdient als Automaten und Absagen. Es verdient Respekt – und ernsthafte Bemühungen, auch in kleineren Orten eine verlässliche Versorgung zu gewährleisten. Service ist keine Frage der Stadtgröße. Sondern der Haltung.