In den letzten Tagen haben Medien über eine Untersuchung der Landeskartellbehörde Niedersachsen berichtet, in der mehreren Grundversorgern vorgeworfen wird, zu bestimmten Zeiten Preismissbrauch betrieben zu haben, darunter auch die Stadtwerke Schneverdingen-Neuenkirchen GmbH (Heidjers Stadtwerke). Der Schneverdinger Grundversorger hat den Sachverhalt nun intern genau geprüft und nimmt klar Stellung zum Vorwurf: „Der Verdacht des Preismissbrauchs ist haltlos. Das können wir nun fundiert belegen“, erklärt Detlev Weber, Geschäftsführer der Heidjers Stadtwerke. Detlev Weber erläutert zunächst, dass der Untersuchungsbericht der Landeskartellbehörde Niedersachsen (LKartB) überraschend am 12. September bei den Stadtwerken einging. „Darin geht es um die Gasgrundversorgungspreise im Zeitraum vom 1. September 2021 bis 1. September 2024. Die Behörde hat festgestellt, dass die Preise der Heidjers Stadtwerke an vier Stichtagen über dem niedersächsischen Durchschnitt lagen und leitet daraus den Verdacht einer missbräuchlichen Preisgestaltung ab“, berichtet der Geschäftsführer. Er unterstreicht: „Als kommunales Stadtwerk haben wir den klaren Auftrag, die Menschen in Schneverdingen, Neuenkirchen, Fintel und Vahlde zuverlässig und zu fairen Preisen zu versorgen. Eine Bereicherung zulasten unserer Kundinnen und Kunden steht für uns außer Frage.“ Dass ein solcher Verdacht durch die öffentliche Bekanntgabe des Untersuchungsberichts zustande gekommen sei, bedaure er sehr und halte er vom Vorgehen her für völlig inakzeptabel. „Gerne hätten wir die Möglichkeit gehabt, unsere Preisgestaltung im Vorfeld der Veröffentlichung mit der Landeskartellbehörde zu erörtern.“ In einem Termin mit der LKartB im Oktober werde man detailliert darlegen, wie die Preise im Untersuchungszeitraum zustande gekommen seien.
Wie es zu den von der LKartB festgestellten Preisunterschieden kam, erklärt Alex Stewing, der seit Juni 2025 die Funktion des Vertriebsleiters der Heidjers Stadtwerke innehat, transparent: „Die Preisbildung in der Grundversorgung unterscheidet sich grundlegend von Sondertarifen oder Wettbewerbsprodukten. Das hängt mit dem Auftrag der Grundversorger zusammen, der die Aufgabe beinhaltet, alle Kunden aufzufangen, die über keinen speziellen Versorgungsvertrag verfügen.“ Verbrauchern ist es aber möglich, Grundversorgungsverträge kurzfristig zu kündigen und in einen langfristigen, günstigeren Vertrag bei einem Energieversorger ihrer Wahl zu wechseln. Auch die Heidjers Stadtwerke haben im vom Kartellamt betrachteten Zeitraum alternative, günstigere Tarife angeboten.
Die Flexibilität eines Grundversorgungsvertrags hat ihren Preis, denn sie verlangt von den Grundversorgern, dass sie jederzeit ausreichend Energie auf Vorrat haben, um auch kurzfristig neue Kunden auffangen zu können. Alex Stewing führt aus: „Deshalb beschaffen wir unsere Energiemengen lange im Voraus und sichern uns zusätzlich Mengen kurzfristig, wenn die Preise am Markt günstig sind. So lassen sich Preisspitzen abfedern. Aktuelle Preisentwicklungen am Beschaffungsmarkt wirken sich damit zeitversetzt auf unsere Verbraucherpreise aus.“ Das habe den Vorteil, dass man bei steigenden Marktpreisen die Preise für Verbraucher länger stabil halten könne. Andersherum können aber auch Senkungen am Markt meist nur mit Verzögerung weitergegeben werden.
Aufgrund ihrer langfristigen, auf Versorgungssicherheit angelegten Beschaffungsstrategie haben die Heidjers Stadtwerke bereits 2022 große Teile der benötigten Gasmengen für 2023 und 2024 eingekauft – zu einer Zeit, als die Energiekrise den Großhandelspreis zeitweise auf über 15 Cent netto pro Kilowattstunde trieb. Zum Vergleich: Die Preise waren damals mehr als 250 Prozent höher als unmittelbar vor der Energiekrise. „Dank unserer vorausschauenden Strategie konnten wir diese Preisspitzen zu Beginn der Energiekrise für unsere Kunden noch abfedern. Viele Haushalte in der Region haben sich damals für unseren sicheren Grundversorgungstarif oder den im Marktvergleich sehr günstigen Fixtarif entschieden“, sagt Vertriebsleiter Alex Stewing und fährt fort: „Das führte 2022 zu einem hohen Kundenzuwachs. Um die Versorgung abzusichern, musste das damalige Team kurzfristig zusätzliche Mengen zu damals hohen Energiepreisen zukaufen.“ Im Jahr 2023 folgte dann die abrupte Trendwende: Etwa 20 Prozent der Kundinnen und Kunden kündigten ihre Verträge und wechselten zu anderen Anbietern. „Die zuvor eingekauften Mehrmengen, die wir aufgrund des unerwarteten Kundenzuwachses teuer eingekauft hatten, mussten wir mit Verlusten an den Markt zurückgeben“, sagt Alex Stewing und führt aus: „Diese Kombination aus hohen Einkaufspreisen, schwankenden Kundenzahlen und unsicheren Prognosen hat die Kalkulation in dieser Zeit außerordentlich schwierig gemacht und die Preise in die Höhe getrieben.“
Im Jahr 2024 befanden sich rund 300 Kundinnen und Kunden in der Grundversorgung der Heidjers Stadtwerke -– das entspricht rund 0,05 Prozent im landesweiten Vergleich mit Niedersachsen. „Unser Ziel war und ist es immer, unseren Kundinnen und Kunden eine sichere Versorgung zu fairen Preisen zu bieten“, sagt Detlev Weber. So habe das kommunale Unternehmen im Untersuchungszeitraum parallel zur Grundversorgung mehrere Sondertarife angeboten, die unterhalb der Grundversorgungstarife lagen. „Unser Fix-Tarif war Anfang 2024 beispielsweise mit 11,20 Cent brutto pro Kilowattstunde im Marktvergleich ausgesprochen günstig“, erklärt Vertriebsleiter Alex Stewing und führt aus: „Wir haben unsere Kundinnen und Kunden stets transparent über attraktive Angebote informiert und halten auch heute an diesem Grundsatz fest.“ Ziel sei es zudem immer, sinkende Beschaffungskosten schnellstmöglich auch an die Kundschaft weiterzugeben. „Wir rechnen mit spitzem Bleistift und geben Preisvorteile konsequent weiter“, betont Geschäftsführer Detlev Weber. Zum 1. Januar 2024 senkte der niedersächsische Energieversorger den Arbeitspreis in der Grund- und Ersatzversorgung Erdgas von 17,89 Cent auf 15,32 Cent brutto pro Kilowattstunde, zum 1. Januar 2025 folgte eine weitere Senkung auf 14,04 Cent brutto. Auch für Anfang 2026 blickt Detlev Weber vorsichtig optimistisch nach vorn: „Zumindest mit Blick auf die Beschaffungskosten haben wir die Weichen für eine weitere Entlastung gestellt. Ob und in welcher Höhe sich das bei unseren Kundinnen und Kunden bemerkbar macht, hängt nun von den politischen Vorgaben zu Steuern und Umlagen ab.“
Mit Blick auf das Vorgehen der Behörde sagt Detlev Weber: „Wir hätten uns zumindest ein wenig mehr Vorlaufzeit gewünscht, um auch gegenüber der Öffentlichkeit schneller reagieren zu können. Denn gerade die Grundversorger haben während der Energiekrise einen immensen Beitrag geleistet: Sie haben die Versorgung aller Kundinnen und Kunden gesichert, während andere Marktteilnehmer unrechtmäßig Sonderverträge gekündigt haben. Grundversorger waren das Rückgrat in dieser Krise – und haben zugleich die Umsetzung der staatlichen Preisbremsen gemeistert. Umso unverständlicher ist es, dass die Landeskartellbehörde nun ein verzerrtes Bild zeichnet.“