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Ausgabe 7/2024
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Meinerser Schüler enthüllen die Geschichte zweier sowjetischer Zwangsarbeiterinnen

Eine Reise in die Vergangenheit: Schüler der Sally-Perel-Realschule rekonstruieren Schicksale von Zwangsarbeiterinnen und enthüllen Geheimnisse alter Gräber in Dalldorf

„Zusammenhänge sehen, verstehen und erinnern": Unter diesem Motto steht die neue Geschichtstafel am Friedhof in Dalldorf. Diese Tafel, erstellt von Schülern der Sally-Perel-Realschule in Meinersen, beleuchtet die Schicksale zweier Zwangsarbeiterinnen aus der heutigen Ukraine, Nina Schewtzchuk und Lisa Tatarinzow, die während des Zweiten Weltkriegs nach Dalldorf kamen.

Als die Schüler in einem lokalen Geschichtsbuch auf Hinweise zu den Frauen stießen, begannen ihre Recherchen, diese ergaben:

Die beiden Frauen, die an diesem Ort begraben liegen, kamen als Ostarbeiterinnen aus der heutigen Ukraine, die damals zur Sowjetunion gehörte, nach Dalldorf. Dort arbeiteten sie für die Konservenfabrik Querner.

In Dalldorf unterhielt die Konservenfabrik Querner eine Gemüseplantage. Die Saisonarbeiter wohnten in einer festen Baracke. Dort wurden während des Zweiten Weltkriegs Nina Schewtzchuk und Lisa Tatarinzow untergebracht. Konserven waren von kriegswichtiger Bedeutung, weil in ihnen Lebensmittel haltbar gemacht und transportiert werden konnten. Für die Versorgung der Soldaten spielten sie eine wichtige Rolle. Beide Frauen starben am 14. Dezember 1944 an einer Kohlenmonoxidvergiftung. Der Rauchabzug des Ofens in ihrem Wohnraum war defekt.

In Zusammenarbeit mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. Braunschweig, stellten die Schüler eine Informationstafel auf, die das Leben und die Schicksale der Frauen dokumentieren. Diese Tafel soll zukünftigen Generationen als Erinnerung dienen und die Bedeutung der Erinnerungskultur hervorheben.

Nunmehr präsentierten die Schüler ihre Ergebnisse der Öffentlichkeit. Amy Bode und Charlotte Cassel, zwei der beteiligten Schülerinnen, hielten Reden und betonten die Wichtigkeit, die Geschichte lebendig zu halten. "Dieses Projekt hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, unsere Vergangenheit zu verstehen und zu bewahren," sagte Amy Bode.

Christoph Strauch, Konrektor der Sally-Perel-Realschule, lobte die Arbeit der Schüler: "Diese Initiative zeigt, wie engagiert unsere Schüler sind. Sie haben nicht nur historische Fakten erforscht, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur geleistet."

Seit 2019 trägt die Realschule in Meinersen den Namen von Sally Perel, einem Holocaust-Überlebenden, der die Schule mehrfach besuchte und die Schüler motivierte, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen. "Seine Verpflichtung zur Erinnerung und sein Engagement für junge Menschen haben uns inspiriert," so Strauch.

Dieses Projekt der Sally-Perel-Realschule ist ein Beispiel dafür, wie Schüler durch praxisorientiertes Lernen nicht nur Wissen erwerben, sondern auch einen Beitrag zur Gesellschaft leisten können. Die Geschichten von Nina Schewtzchuk und Lisa Tatarinzow sind nun Teil der kollektiven Erinnerung der Gemeinde und werden dank der Arbeit dieser engagierten Schüler nicht in Vergessenheit geraten.

Mit diesem Projekt unterstützt die Samtgemeinde Meinersen und die Gemeinde Leiferde bereits das zweite Projekt des Volksbundes. „Die Erinnerung und unsere heutige Gegenwart sollten uns dazu anspornen, immer und überall den friedlichen Weg zu suchen, gewaltsame Konflikte zu verhindern und Kompromisse in all unserem Tun zu unterstützen“, sagt die Samtgemeindebürgermeisterin Karin Single.