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Stadtblatt Rehburg-Loccum
Ausgabe 12/2024
Gestaltung Innenteil
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Gruß zur Jahreswende

Liebe Rehburg-Loccumerinnen und liebe Rehburg-Loccumer,

liebe Gäste in der Stadt,

Sie kennen das bestimmt auch: Sie stehen vor einem Bild, in etwas größerer Entfernung und betrachten dieses Bild mit großem Wohlwollen. Vielleicht gefällt Ihnen das Motiv so sehr, vielleicht bewundern Sie die künstlerische Leistung oder Ihnen gefallen Farbgebung und Pinselstrich oder der Rahmen des Bildes besonders gut. Dann treten Sie näher heran und Sie irritiert etwas. Sie gehen noch näher heran und bemerken dann aus allernächster Nähe, dass die Konturen vielleicht doch nicht so sauber sind, dass der Rahmen hier und da schon ein paar Macken hat und dass ein Detail so gar nicht wie in Wirklichkeit aussieht. Was herrscht dann in Ihnen vor? Der wunderbare Gesamteindruck von vor ein paar Momenten? Oder doch eher die ernüchterte Erkenntnis, dass das Bild zahlreiche Fehler aufweist und deshalb insgesamt ja doch nicht so schön sein kann.

Ich möchte vor diesem Bild – jetzt im übertragenen Sinne – das Jahr 2024 mit Ihnen Revue passieren lassen. Wenn wir zunächst in Deutschland und in die Welt hinausschauen, sehen wir, wie sich Krise an Krise reiht – nach wie vor zwei schreckliche Kriege im Nahen Osten und in der Ukraine (von den vielen sonstigen Brandherden auf der Welt, die angesichts dieser beiden gar nicht mehr den Weg in die Nachrichten finden ganz abgesehen), ein augenscheinlich ungebremstes Fortschreiten der Klimakrise, ein zunehmender Einfluss von Extremisten und Populisten in Regierungsverantwortung in immer mehr Staaten, die Rückkehr eines unberechenbaren Narzissten und mittlerweile verurteilten Straftäters in das Weiße Haus in Amerika, drohende Wirtschaftskriege weltweit und eine bereits jetzt unter großem Druck stehende deutsche Wirtschaft in Rezessionsstimmung …. man mag sich gar nicht ausmalen, was man dieser Liste noch hinzufügen könnte.

Vielleicht ist es aber gerade deshalb nötig, ein paar Schritte von dem Bild zurückzutreten und es aus etwas größerer Distanz zu betrachten, um nicht nur die Krisenszenarien, wie unter dem Brennglas zu sehen. Damit Sie mich nicht missverstehen: Bei dem Aufgezählten handelt es sich natürlich nicht nur um ein paar kleine vernachlässigbare Macken eines ansonsten wunderbaren Gesamtbildes, die man bitte nicht überbetonen möge. Dazu sind die Dimensionen schlicht zu groß. Aber dennoch darf, nein muss man auch zur Kenntnis nehmen, dass nicht das gesamte Bild eine einzige Katastrophe ist.

Gerade hier in Deutschland leben die allermeisten Menschen noch in sehr geordneten, friedlichen und immer noch wohlhabenden Verhältnissen. Vielleicht ist all das nicht mehr so selbstverständlich wie früher, vielleicht steigt es nicht mehr immer weiter und unaufhaltsam an wie früher, aber letztlich geht es uns immer noch gut. Die hohen Inflationsraten der jüngeren Vergangenheit sind überwunden, die Reallöhne sind gestiegen, der Arbeitsmarkt bietet Menschen, die von Entlassung bedroht sind, Perspektiven. Die Energiewende schreitet, auch wenn es ruckelt und wackelt, voran. Menschen gehen in riesig großer Zahl gegen Rechtsextremismus, Diskriminierung und Ausgrenzung auf die Straße – so auch mehrere hundert Menschen Anfang März in Rehburg-Loccum. Versorgungsengpässe, ob bei Energie oder bei Lebensmitteln, kennen wir praktisch nicht. Es ist alles teurer geworden, aber Löhne, Gehälter und staatliche Transferleistungen sind eben auch deutlich gestiegen.

Und Frieden? Der äußere Frieden ist sicherlich stärker infrage gestellt als vor einigen Jahren, letztlich aber immer noch stabil gegeben. Den inneren Frieden, an dem wir selbst arbeiten müssen, haben wir im Großen und Ganzen gewahrt, auch wenn an ihm gezerrt wird und wir in unseren Anstrengungen nicht nachlassen dürfen, dafür einzutreten.

Wie zerrissen eine Gesellschaft innerhalb weniger Jahre werden kann, zeigen uns die Nachrichten aus den USA. Davon sind wir Gott sei Dank noch weit entfernt und müssen alles dafür tun, es auch zu bleiben.

Wichtig ist: Es ist keine gute Idee, dabei mit den Fingern auf die USA zu zeigen und sich entspannt zurückzulehnen, denn es ist keine Selbstverständlichkeit, dass wir unsere Verhältnisse noch als deutlich besser empfinden. Dafür müssen wir ständig und laut eintreten.

Mein Fazit lautet also, dass das Bild aus etwas größerer Distanz betrachtet, nicht nur schwarz und dunkelgrau ist, sondern dass auch viel Erhellendes, Buntes, Mutmachendes vertreten ist. Haben wir den Mut, das auch zu erkennen.

Und in Rehburg-Loccum? Es läuft sicherlich nicht alles wunschgemäß rund und es ist nicht so, dass es gar nicht besser sein könnte. Aber hier dürfen wir durchaus noch etwas näher an das Bild herantreten und werden trotzdem nicht von allzu vielen Macken und Fehlern irritiert.

Die Demonstration „Rehburg-Loccum ist bunt“ Anfang März auf dem Marktplatz in Loccum habe ich schon angesprochen. Hier, wie bei ungezählten anderen Anlässen, haben Menschen in der Stadt Initiative ergriffen, Verantwortung übernommen und Schönes und Wichtiges, Großes und Kleines, Hübsches und Notwendiges in die Tat umgesetzt.

Natürlich ragen die verschiedenen Jubiläumsveranstaltungen in diesem Jahr, allen voran das Stadtfest aus Anlass des 50. Geburtstages der Stadt Rehburg-Loccum Ende September auf dem Stadtplatz in Rehburg heraus. Aber da war eben noch mehr: der 1. Raderlebnistag der Stadt am 01. Mai, das 50. Jubiläum der Grundschule Münchehagen oder des Abt-Uhlhorn-Hauses in Loccum, die Fertigstellung des Feuerwehrgerätehauses Winzlar, die ihr neues Domizil endlich und vollständig beziehen konnte, die neue Zweifeld-Turnhalle in Rehburg, in der die Sportlerinnen und Sportler tolle Möglichkeiten vorfinden, ihren Sport auszuüben, vor wenigen Tagen ein beeindruckender Adventsmarkt im Kloster Loccum und ein wunderbarer Weihnachtsmarkt im Ortsteil Rehburg… Schon wieder eine Liste, die man noch eine ganze Weile fortsetzen könnte, dieses Mal aber eine Liste von freudigen Ereignissen.

Und dann das Stadtfest am 21. und 22. September: über 2.500 Menschen haben fröhlich, friedlich und beschwingt das Open-Air-Konzert auf dem Stadtplatz besucht. Am darauffolgenden Sonntag haben in beeindruckender Vielzahl Vereine und Organisationen aus der Stadt den Stadtplatz gefüllt und mindestens genauso vielen Menschen Unterhaltung, Informationen und Kulinarik geboten. Das Wetter hat mitgespielt – es war ein rundum gelungenes Wochenende, für das man allen Mitwirkenden nicht oft genug danken kann. Das schreit nach Wiederholung und die wird es sicherlich auch geben, wenngleich der immense Aufwand vielleicht nicht jedes Jahr zu leisten sein wird.

So gesehen war es für Rehburg-Loccum sicherlich ein gutes Jahr und wenn Sie das Bild etwas wohlwollend aus etwas größerer Distanz betrachten wollen, vielleicht auch ein wirklich gutes Jahr.

Allen, die an diesem Bild im vergangenen Jahr mitgearbeitet haben, egal an welcher Stelle, sei noch einmal aufrichtig gedankt – ohne sie wäre die Stadt Rehburg-Loccum und das Leben in ihr nicht annähernd das, was es hoffentlich für die Allermeisten von uns ist: ein wirklich schönes Gesamtbild, das man auch bei Kenntnis der kleinen Macken und Fehler als solches empfindet.

Ihnen, liebe Leserinnen und liebe Leser, wünsche ich, dass Sie in Ihrem persönlichen Umfeld in ähnlicher Weise auch auf ein sehr schönes Gesamtbild schauen können. Das wünsche ich Ihnen von Herzen!

Wie bei allen anderen Gelegenheiten auch, stehen natürlich zuvorderst die Wünsche nach einer möglichst guten Gesundheit, persönlichem Wohlergehen und einem gerüttelten Maß an Zuversicht für die Dinge, die vor Ihnen liegen.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Lieben friedliche und fröhliche Weihnachtsfeiertage und einen guten Übergang in das neue Jahr 2025!

Genießen Sie die Weihnachtsfeiertage und den Jahreswechsel so, wie es Ihnen gefällt – ganz besinnlich und ruhig oder ausgelassen feiernd mit Knalleffekt und Jubelpose! Für Sie alle, alles Gute und auf ein gesundes und fröhliches Wiedersehen im neuen Jahr!

Ihr

(Martin Franke)