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Stadtblatt Rehburg-Loccum
Ausgabe 12/2025
Gestaltung Innenteil
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Gestaltung Innenteil

Liebe Rehburg-Loccumerinnen und liebe Rehburg-Loccumer,
liebe Gäste unserer schönen Stadt,

Adventszeit ist Lichterzeit! Überall an und in den Häusern werden Lichter angebracht und aufgestellt. An unseren Straßenlaternen hängt die Weihnachtsbeleuchtung. Manch eine oder manch einer hat sogar eine blinkende Mütze auf dem Kopf oder einen kleinen Tannenbaum am Revers. Alles zusammen bringt Licht in die dunkle Jahreszeit, wo in Norddeutschland - nach einer mir sehr einprägsamen Werbung - gleich nach dem Sonnenaufgang … der Sonnenuntergang kommt.

Manchmal wünschte ich mir, so ein globaler und immerwährender Advent, der könnte der Welt doch jetzt gerade recht kommen, wo scheinbar an jedem Horizont dunkle und dunkelste Wolken aufziehen und man ein Licht so dringend gebrauchen könnte. Ach, was sage ich, ein Licht … ein Lichtermeer, am besten mehrere Lichtermeere.

Was ist nicht alles passiert in diesem Jahr 2025. Der Ukraine-Krieg tobt nach wie vor unerbittlich und rückt uns, durch mehr oder weniger subtile Übergriffe Russlands, immer näher. Zuschauerrolle vor dem Fernseher? War gestern, heute muss die Bundeswehr kriegstüchtig werden! Die verworrene Lage in Nahost, Waffenstillstand in Gaza – vielleicht. Frieden? Sicher nicht. Die ungezählten Konflikte in der Welt, die es nicht in unsere Nachrichten schaffen – im Sudan, in Myanmar, in der Demokratischen Republik Kongo, um nur einige zu nennen. Überall menschenverachtende Kriege, Gewaltexzesse, Genozide.

Und dann der Klimawandel – war da was? Die COP30 in Belém in Brasilien, war das ein Erfolg, ein Teilerfolg, ein Misserfolg? Bei wohlwollender Betrachtung vielleicht allenfalls ein kleinster gemeinsamer Nenner – ausreichend?

Scheinbar finster, wenn auch nicht ganz so dramatisch, die Lage im Landesinnern. Die Bedrohung, des so sicher geglaubten Friedens, Rezessionsängste all überall und damit einhergehend die Angst vor Wohlstandsverlusten. Eine Gesellschaft, die sich scheinbar immer weiter entzweit, vielleicht gar spaltet.

Und dann die riesigen Umbrüche überall, die uns alle betreffen, manche ganz unmittelbar, manche noch nicht oder nicht so direkt. Ein heftiger Streit um die Sicherheit der Renten ist allenfalls in den Standby-Modus geschaltet, die Debatte um die Wiedereinführung der Wehrpflicht – freiwillig oder doch nicht nur freiwillig? Und was macht eigentlich „Künstliche Intelligenz“ mit uns? Ist mein Arbeitsplatz gefährdet? Was weiß sie über mich? Wie hoch ist mein persönliches Sicherheitsrisiko? Oder bietet sie mir doch eher Chancen?

Unsicherheit, das ist – glaube ich – das zentrale Gefühl, das bei uns all diese Themen verursachen, eine Unsicherheit, die uns mit geradezu brachialer Gewalt entgegengeschleudert wird und der wir gar nicht ausweichen können. Unsicherheit führt zu Angst oder wenigstens zur Sorge. Wer schlecht beraten ist oder nach vermeintlich einfachen Lösungen sucht, sucht sich dann Sündenböcke. Das ist die schlechteste Alternative, weil es keine ist und weil es neue Probleme schafft, statt welche zu lösen. Demokratie scheint gefährdet – war doch immer nur bei den anderen so, jetzt auch bei uns?

Es bräuchte ein mehr an Adventslichtern, mehrere Lichter, ein Meer an Lichtern.

Doch wenn wir genauer hinsehen, dann sind sie ja schon da, die Lichter. Nicht nur im Advent. Überall in den Krisenherden, die ich aufgezählt habe, stemmen sich Menschen gegen die Katastrophe. Fahren Hilfstransporte, betreiben Notkrankenhäuser, retten Menschen und bringen das Licht von Kunst und Kultur in den krisengeschüttelten Alltag.

Und Klimaschutz. Deutschland hat formal sein Klimaziel für das Jahr 2024 erreicht, seit 1990 sind die Treibhausgasemissionen um 48 % gesunken, ca. 60 % des erzeugten Stroms in Deutschland stammt mittlerweile aus erneuerbaren Quellen wie Wind und Solarenergie. Genug? Nein, sicher nicht, aber immerhin ein kräftiges Licht.

Und sonst in Deutschland? Ja, vielleicht müssen wir hier und da den Gürtel etwas enger schnallen. Aber ist das schlimm? Haben wir uns, um im Bild zu bleiben, nicht manchmal ein, zwei Löcher zu viel gegönnt und den Gürtel zu weit getragen? Den allermeisten von uns geht es gut. Sie können mit den zweifellos gestiegenen Wohlstandsrisiken gut umgehen und ihren Lebensstandard mehr oder weniger halten, manche sogar nach wie vor ausbauen. Ein kräftiges Licht, das wir manchmal aber etwas verstohlen verbergen, nicht dass uns noch jemand zu sehr auf die Pelle rückt. Bei uns ist häufig die Stimmung viel schlechter als die Lage. Das müsste nicht sein. Ich verkenne natürlich nicht, dass es viele Menschen gibt - und leider ist auch deren Zahl steigend - die wirklich Schwierigkeiten haben, ihr Leben auskömmlich zu gestalten. Denen muss geholfen werden und wird geholfen. Nur die, die eigentlich keine Hilfe brauchen, sie aber trotzdem einfordern, nur weil nicht mehr alles automatisch noch besser wird, die könnten doch vielmehr dankbar für ihre Situation sein und das Licht, das sie in Händen halten, auch anerkennen.

Und hier in Rehburg-Loccum?

Bei uns brennen doch zahlreiche Lichter! Der städtische Haushalt ist desaströs unterfinanziert, wie bei fast allen Kommunen in Deutschland. Trotzdem verwalten wir nicht nur den Mangel, sondern betreiben Stadtentwicklung, so gut es eben geht. Der Marktplatz in Loccum und die Eierbratstelle in Winzlar wurden fertiggestellt - Treffpunkte für die Dorfgemeinschaft und für Gäste. Noch wichtiger: Überall im Stadtgebiet sind stille Helden unermüdlich in Vereinen, Verbänden oder einfach auch nur so aktiv und stellen überall imaginäre kleine Lichter auf, weil sie eine Jugendfreizeit organisieren, eine Grünfläche pflegen, andere mit ihrer Musik erfreuen oder halt einfach eben immer eine helfende Hand haben. Einige haben wir auch in diesem Jahr wieder am 01. März auszeichnen dürfen. Ihnen gebührt großer Dank und all den unzähligen nicht Genannten ebenso. Ein Bürgerbus verkehrt seit Jahrzehnten zuverlässig durch das Stadtgebiet, ganz viele Menschen außerhalb der Stadt beneiden uns darum. Und wenn wir streiten, dann können wir in der Sache streiten, ohne uns persönlich zu verletzen. Und wenn es doch mal rausrutscht, können wir uns entschuldigen und es ist wieder gut. Wir können um den besten Weg streiten, wie wir es z. B. beim Standort für das Feuerwehrgerätehaus in Loccum tun. Und wir kommen zu guten Ergebnissen und so wird es auch in Loccum sein.

Überhaupt die Feuerwehren! Immer auf dem Sprung, da zu sein, wenn es nötig ist – engagiert, kompetent, freiwillig! Ich hätte drauf verzichten können, aber ich habe es erlebt, am 02. März 2025, was die Wehren zu leisten im Stande sind. Ein großartiges Licht!

Wir stemmen Besonderes. Ganz viele haben daran mitgewirkt, dass die Stadt Rehburg-Loccum vor wenigen Tagen als Kinderferienlandort ausgezeichnet wurde, als erst achter Ort in Niedersachsen. Bei uns können Familien mit Kindern Quality Time verbringen. Wir haben Angebote für Kinder, die viele andere nicht haben. Noch ein Licht!

Ein Bündnis für Demokratie und Vielfalt hat sich gegründet und in Windeseile knapp 100 Menschen mobilisiert, sich für die Grundwerte unserer Verfassung einzusetzen – was für ein Licht!

Und wer noch ein sichtbares Zeichen für viele Lichter im Dunkel benötigt, sei auf die diesjährige Lichterfahrt verwiesen, die - während ich diese Zeilen schreibe – noch vor mir liegt und die – während Sie diese Zeilen lesen – Ihnen hoffentlich ihr Herz erwärmt hat.

Sie sehen, im Großen wie im Kleinen, aber besonders bei uns Zuhause, ist nicht so viel Finsternis wie es scheint. Weil wir zusammenhalten, weil wir uns helfen, weil wir uns bei allen kleinen Scharmützeln gegenseitig schätzen und ganz Viele von uns immer mal wieder ein Licht anzünden.

Lassen Sie mich noch einen Ausblick auf das kommende Jahr werfen. Sie werden alle Erwartungen und Hoffnungen - hoffentlich nicht allzu viele Befürchtungen - mit dem kommenden Jahr verbinden. Ich möchte Sie auf die im September des nächsten Jahres anstehende Kommunalwahl aufmerksam machen. Bei dieser Kommunalwahl werden auch in Rehburg-Loccum wieder Menschen gesucht, die sich in Ortsräten, im Stadtrat oder im Kreistag engagieren. Für ihre Freunde und Nachbarn, für ihre Heimat, für ihr ganz persönliches Lebensumfeld. Wahrscheinlich hat jeder von uns schon einmal gedacht „Man müsste doch einfach nur …“ oder „Warum ist eigentlich nicht …“. Wenn Sie auch noch pfiffige Ideen haben, wie man diesen Konjunktiven begegnen könnte, dann sind Sie genau die oder genau der Richtige, um in kommunalen Gremien mitzuwirken. Nirgendwo werden Entscheidungen getroffen, die sie so unmittelbar berühren, wie in kommunalen Parlamenten. Und ich darf Ihnen aus eigener Erfahrung und aus der von Menschen, mit denen ich schon lange in Gremien zusammenarbeiten darf, sagen: Es macht auch richtig Spaß! Auf der Homepage der Stadt finden Sie Informationen zur Kommunalwahl und zur Möglichkeit, sich selbst zur Wahl zu stellen. Trauen Sie sich! Überlassen Sie wichtige Entscheidungen nicht den Destruktiven! Sorgen Sie dafür, dass die Gestaltungsmacht bei den Aufrechten bleibt! Jede und Jeder wird dafür gebraucht. Wenn Sie Fragen haben, die Sie nicht auf unserer Homepage beantwortet bekommen, rufen Sie im Rathaus an oder sprechen Sie die derzeitigen Ratsmitglieder an – da ist niemand, der Ihnen nicht bereitwillig Auskunft geben wird. Ich kann und will mir eine Stadt Rehburg-Loccum ohne gute Räte nicht vorstellen!

Und nun zum Schluss … war 2025 ein gutes Jahr? Ich denke schon!

Allen, die das ablaufende Jahr zu einem guten Jahr gemacht haben, die mitgearbeitet haben, wo es nötig war, sei hier und jetzt noch einmal ganz ausdrücklich und aufrichtig gedankt. Sie sind die Menschen, die das Leben in Rehburg-Loccum so lebenswert machen. Ihnen, liebe Leserinnen und liebe Leser, wünsche ich, dass Sie in ihrem ganz persönlichen Lebensumfeld Menschen haben, die viele Lichter anzünden und für die andersherum Sie ein ganz besonderes Licht sind.

Die bevorstehenden Weihnachtstage mögen Sie in einer möglichst guten Gesundheit verbringen. Persönliches Wohlergehen, eine gesunde Zuversicht für die vor uns liegenden Herausforderungen und die Kraft, diese auch bewältigen zu können, mögen Sie nicht nur an den Feiertagen, sondern auch im kommenden Jahr 2026 begleiten.

Ihnen und Ihren Lieben wünsche ich friedliche und fröhliche Weihnachtsfeiertage, Zeit für Müßiggang oder Familientrubel – ganz wie Sie es wünschen – und eine kraftspendende Zeit.

Ihnen persönlich wünsche ich einen guten Übergang in das Jahr 2026. Möge es für Sie ein wirklich gutes Jahr werden!

Ihr

(Martin Franke)