(v.l.n.r: Uwe Wagner, Marc Engelmann, Thorsten Hille, Beate Ney-Janßen, Bürgermeister Martin Franke, Heinz Völlers, Ferdinand Wesling, jun.)
„Die Stadt Rehburg und die Gemeinden Bad Rehburg, Loccum, Münchehagen und Winzlar (Landkreis Nienburg/Weser) werden zu einer Gemeinde Rehburg-Loccum zusammengeschlossen, die die Bezeichnung „Stadt“ führt.“
So steht es, wie es sich für ein Gesetz gehört, nüchtern im § 7 des Gesetzes zur Neugliederung der Gemeinden im Raum Nienburg vom 11.02.1974.
Am 01. März 1974 trat das Gesetz in Kraft und die Stadt Rehburg-Loccum war geboren.
Auf den Tag genau 50 Jahre später, am 01. März 2024, war dies ein besonderer Anlass, beim Jahresempfang der Stadt, an dem alljährlich verdiente Bürgerinnen und Bürger Rehburg-Loccums ausgezeichnet werden, feierlich auf die Entstehungsgeschichte der Stadt zurückzublicken.
Bürgermeister Franke spannte in seiner Festrede den Bogen von den oftmals etwas holprigen Anfängen und Annäherungen zu Beginn bis zum heutigen Tage.
Er erläuterte, dass es schon eine Besonderheit der Stadt Rehburg-Loccum sei, dass diese einen Doppelnamen trägt, denn es war erklärtes Ziel der landesweiten Gebietsreform, keine Doppelnamen zu vergeben. Die einzige 1974 neu gebildete Gemeinde mit einem Doppelnamen war die Stadt Rehburg-Loccum. Die Geschichte, die zu diesem Ergebnis geführt hat, mutet aus heutiger Sicht eher anekdotisch an, wurde damals aber sicherlich mit bitterem Ernst ausgetragen.
Aus dem zuständigen Ministerium des Landes Niedersachsen gab es den Vorschlag, die künftige Stadt möge „Stadt Rehburg“ heißen. Zur Begründung hieß es u. a., dass Rehburg von den Einwohnern die größte Einheit sei, über die meistern Arbeitsplätze verfüge und ein Grundzentrum sei.
Mit diesem Vorschlag waren die Loccumer überhaupt nicht einverstanden, warben um die Unterstützung des Klosters und gemeinsam intervenierte man in Hannover und argumentierte, es müsse einen Bezug im Namen der neuen Stadt zum Kloster Loccum geben. Kurz darauf gab es den Vorschlag aus Hannover, das Gebilde „Stadt Loccum“ zu benennen.
Das rief dann wiederum die Rehburger auf den Plan, die nun ihrerseits nicht einverstanden waren und daran erinnerten, dass sie es seien, die seit 1648 Stadtrechte hätten und nur deshalb die neue Einheit sich „Stadt“ nennen dürfe.
Das Ende der Geschichte ist bekannt, man konnte sich weder für das Eine noch für das Andere entscheiden und es gab einen Doppelnamen : Stadt Rehburg-Loccum!
In der Folge musste man sich zusammenraufen. Dass das nicht so einfach war und dass es hier und da anfangs immer mal wieder ruckelte, war auch daran zu erkennen, dass Ratssitzungen seinerzeit nicht selten bis weit nach Mitternacht andauerten. Mancher hatte die als „Zwangsverheiratung“ empfundene Einheitsgemeinde noch lange nicht akzeptiert.
Noch im Oktober 1987 sprach der Ortsrat Loccum folgende Beschlussempfehlung aus: „Die Gemeinde Loccum wird aus dem Verbund Rehburg-Loccum ausgelöst, um zukünftig wieder als eigenständige Gemeinde agieren zu können.“ Dazu kam es jedoch glücklicherweise nicht. Die Empfehlung wurde wenige Tage später im Stadtrat mehrheitlich abgelehnt.
Aber Bürgermeister Franke zeigte auch auf, dass es auf der anderen Seite sehr früh gute Belege dafür gab, dass man das größere Gebilde doch akzeptierte und mit Leben füllen wollte oder es sogar als Chance verstand. Z. B. fehlte Ende der 1970er Jahre im Haushalt Geld, um eine Sportanlage im Ortsteil Rehburg (heute Sportplatz Meßloher Weg) anzulegen. Kurzerhand sprangen die Landwirte Hormann aus Loccum und Lindemann aus Münchehagen ein und lösten das Problem in einer ortsteilübergreifenden Hilfsaktion.
Er erinnerte außerdem daran, dass sich die Bürgerinnen und Bürger gemeinsam wehrhaft gezeigt haben im Protest Ende der 1970er/Anfang 1980er Jahre gegen die illegal betriebene Giftkippe in Münchehagen und verband damit auch den Hinweis auf die für den folgenden Sonntag anstehende Demonstration „Rehburg-Loccum ist bunt“.
Das Programm des Ehrenamtstages ließ es nicht zu, mehr als ein paar Stippvisiten in der 50jährigen Geschichte zu machen. Er verwies deshalb auf eine demnächst erscheinende Chronik, die Geschichte und Geschichten aus 50 Jahren Rehburg-Loccum erzählen wird.
Schließlich lud er zum Raderlebnistag am 01. Mai und zum festlichen Wochenende am 21. und 22. September ein, um den Stadtgeburtstag zu feiern.
(Weitere Informationen hierzu finden Sie im Flyer, der der nächsten Stadtblatt-Ausgabe beigelegt wird).
Anschließend überbrachte Landrat Detlev Kohlmeier Glückwünsche zum 50. Geburtstag der Stadt und begab sich auf einen verbalen Streifzug durch die fünf Ortsteile, wobei er in jedem Ortsteil auf ein besonderes Highlight aufmerksam machte, das für den Landkreis Nienburg seinesgleichen suchen würde. Treffend fasste er zusammen, dass die Vielfalt der fünf Ortsteile erst in ihrem Zusammenspiel ihr ganzes Potenzial entfalten könne und so zur heutigen Blüte der Stadt geführt habe.
Als Festredner des Abends konnte Landesbischof und Abt des Klosters Loccum Ralf Meister gewonnen werden. Auch er überbrachte Geburtstagsgrüße und beschrieb in seiner ebenso launigen wie inspirierenden Rede seine gewachsene persönliche Verbindung zu Rehburg-Loccum. Er hob die besonders gelungene Verbindung von Stadtgeburtstag und Ehrenamtstag hervor, die einen perfekten Rahmen für die Auszeichnung ehrenamtlich Tätiger darstelle.
Dabei griff er auch auf ganz persönliche Erinnerungen aus der eigenen Jugend zurück, in der er persönlich sehr davon profitiert habe, dass es Menschen gab, die ihre Zeit zum Wohle und zur Förderung anderer einsetzten und wie ihn dieses Engagement bis heute prägte. Ferner verwies er darauf, dass ehrenamtliches Engagement sich nicht „nur“ auf die angenehmen Lebensbereiche, wie Musik, Sport, Freizeitgestaltung beschränke, sondern dass in vielen Bereichen, z. b. bei Hilfsorganisationen oder den Feuerwehren, Ehrenamtliche bereit seien, zum Wohle des Nächsten sich selbst in persönliche Gefahren für Leib und Leben zu begeben. Es sei zu allen Zeiten und stets wichtig, jegliches Ehrenamt entsprechend zu würdigen.
Dies lieferte den perfekten Übergang zu den diesjährigen Ehrungen, mit denen genau die von Abt Meister angesprochene Würdigung zum Ausdruck gebracht werden sollte.
Bürgermeister Franke berichtete, dass die berufene Jury sich für das Jubiläumsjahr der Stadt nach Menschen umgesehen habe, die bei ihrem ehrenamtlichen Engagement in besonderer Weise die Stadt als Ganzes betrachtet und das Zusammenwachsen ihrer Ortsteile gefördert haben.
Geehrt wurden an diesem Abend
Uwe Wagner für seinen großen persönlichen Einsatz im sportlichen Bereich.
Uwe Wagner engagiert sich seit Jahrzehnten ehrenamtlich u. a. für den TV Eiche Winzlar. Zunächst sehr erfolgreich als Spieler, hat er darüber hinaus viele Jahre in verschiedensten Funktionen Verantwortung übernommen,
Herausragend gewürdigt wurden allerdings seine Verdienste um die Bildung einer Jugendspielgemeinschaft, an der alle Fußball spielenden Vereine der Stadt Rehburg-Loccum beteiligt sind.
Marc Engelmann für seinen herausragenden Einsatz in der Jugendfeuerwehr der Stadt Rehburg-Loccum
Marc Engelmann engagiert sich seit Jahrzehnten in der Feuerwehr. Sein besonderes Ausgenmerk liegt dabei auf der Förderung des Nachwuchses in den Kinder- und Jugendwehren der Stadt. Nachdem er zunächst in der Ortswehr Rehburg tätig war, ist er nun als Stadtjugendfeuerwehrwart und als Vorsitzender des Fördervereins der Jugendfeuerwehren in der Stadt Rehburg-Loccum auf Stadtkommandoebene aktiv und leistet so einen besonderen Beitrag zur Nachwuchsgewinnung und zum ortsteilübergreifenden Zusammenwirken der Kinder- und Jugendfeuerwehren.
Er ist die „Allzweckwaffe“ der Stadtjugendfeuerwehr.
Thorsten Hille für seinen großen persönlichen Einsatz für die Jugendlichen im Stadtgebiet
Thorsten Hille engagiert sich seit Jahrzehnten ehrenamtlich in der Jugendarbeit in der Stadt Rehburg-Loccum. Er hat das Jugend-Netz-Werk Rehburg-Loccum gegründet und seit vielen Jahren Jugendfreizeiten und verschiedenste Aktionen organisiert und begleitet. Zudem hat er dafür Sorge getragen, dass sich Jugendliche ihrerseits ehrenamtlich engagieren. Seit vielen Jahren leistet er aktive Jugendarbeit in Zusammenarbeit mit der Stadtjugendpflege und führt dabei Jugendliche aus allen Ortsteilen zusammen und hilft so nachhaltig, Ortsteilgrenzen zu überwinden.
Beate Ney-Janßen für ihren großen persönlichen Einsatz im gesellschaftlichen und sozialen Bereich
Auf ihre maßgebliche Initiative hin wurden im Stadtgebiet öffentliche Bücherschränke und sogenannte Food-Teiler eingerichtet und werden bis zum heutigen Tage unter ihrer Federführung betrieben.
Beate Ney-Janßen ist als Journalistin und Berichterstatterin eine hervorragende Botschafterin der Stadt Rehburg-Loccum und im besten Sinne Erzählerin von Stadtgeschichte(n). Sie hat besondere Verdienste um die Aufarbeitung der NS-Zeit in Rehburg-Loccum durch ihr Engagement im Arbeitskreis Stolpersteine erworben.
Heinz Völlers für seinen großen persönlichen Einsatz u. a. im sportlichen Bereich
Heinz Völlers ist über seine rund 53jährige aktive Dienstzeit bei der Stadt Rehburg-Loccum hinaus mit dieser tief verbunden und hat insbesondere bei seinem kommunalpolitischen Wirken immer die Stadt als Ganzes im Blick gehabt. Zahlreiche ambitionierte Projekte wären ohne sein Zutun nicht gelungen. Ferner ist Heinz Völlers seit mehr als 50 Jahren ehrenamtlich im Vorstand des TSV Loccum in verschiedenen Funktionen tätig. Sogar bei diesem vereinsgebundenen Engagement liegt ihm die ortsteilübergreifende Zusammenarbeit im Stadtgebiet besonders am Herzen.
Ferdinand Wesling, sen. für seinen großen persönlichen Einsatz im gesellschaftlichen Bereich
Ferdinand Wesling, sen. hat die Unternehmensgruppe Wesling zur heutigen Blüte und Größe ausgebaut und dabei mancher Schwierigkeit zum Trotz den Stammsitz in Münchehagen behalten und weiterentwickelt. Er hat es verstanden, Verantwortung für das Unternehmen und soziale Verantwortung für die Stadt in herausragender Weise miteinander zu verbinden. Ferdinand Wesling ist darüber hinaus nachhaltiger Förderer verschiedener Vereine, Verbände und sozialer Projekte im Stadtgebiet und unterstützt damit in besonderer Weise die positive Entwicklung des Standortes Rehburg-Loccum.
Die Auszeichnung nahm stellvertretend sein Sohn Ferdinand Wesling, jun. entgegen.
Musikalisch umrahmt wurde der ganze Abend durch tolle Musik eines Bläserquartetts von (ehemaligen) SchülerInnen des Gymnasium Stolzenau, die zu großer Freude des Publikums aufspielten.
Zum Ausklang bat Bürgermeister Franke zu einem regen Austausch bei Fingerfood und Getränken.
Bestens versorgt durch das Team des Raths-Kellers Rehburg und das Catering des Deutschen Hauses in Münchehagen klang so ein rundum gelungener Abend aus.