Ich war drin….aber nur für eine Nacht!!
Rückblick 5
6.00 Uhr Wecken und Lebendkontrolle
Vorsichtig wird die Klappe an der Stahltür geöffnet.
Ein Lebenszeichen vom Häftling und die Tür wird mit einem „guten Morgen“ vom Beamten aufgeschlossen und angelehnt.
Der Tagesablauf in der JVA beginnt; es kommt Leben in den Bau.
Nur noch ein paar Stunden bis zu meiner Entlassung.
Nach der Morgentoilette; Bett abziehen (Wäsche und Bettdecke zusammenlegen), Tasche packen und auf das Kommende warten.
6.30 Uhr: Frühstück
Mit Teller und Becher (wie schon am Vorabend) anstellen am Rollwagen.
Nach Empfang von Graubrot, Margarine und Marmelade im Pack und einem Becher Kaffee, ohne Milch und Zucker, begab ich mich wieder in meine Zelle an den Aussichtsplatz am Fenster und „genoss“ mein Frühstück.
Bis auf den Kaffee (Muckefuck, schmeckte scheußlich, war wohl reiner Gerstenbrand) kann man halbwegs von Genuss sprechen.
Teller und Becher abwaschen und wieder warten. Ich hatte ja Zeit!
Mit einem Blick durch „meine Unterkunft auf Zeit“ nahm ich „wehmütig“ Abschied.
Der Gang in die Freiheit nahte.
7.00 Uhr: Aufstellung zur Abschlussveranstaltung
Geschlossen, unter Aufsicht der uns betreuten Beamten und Mitnahme unserer Taschen, marschierten wir zur Halle G.
Anschlussveranstaltung und Pressegespräche standen auf dem Programm.
Der Leiter, Herr Schütze, war schon anwesend.
Auch er hatte die Nacht in „seiner“ Anstalt verbracht und musterte uns mit einem hintergründigen Lächeln.
Seine Gedanken waren unschwer zu erraten.
So unausgeschlafen und gedanklich vollgestopft machten wir bestimmt keinen frisch/fröhlichen Eindruck.
Aber diese Stunden in der Haftanstalt waren von uns gewollt.
Und das war gut so. Sie waren sehr lehrreich und prägbar!!
Nach der Begrüßung durch Herrn Schütze konnten wir unseren Fragen freien Lauf lassen. Und die waren sehr vielseitig und umfangreich.
Fragen zum Bau der Anstalt, zur Einrichtung, zum Strafvollzug, zur sozialen Sicherheit, zur ärztlichen und kirchlichen Betreuung und, und … wurden vom Anstaltsleiter und den betreffenden Beamten/Innen in geduldiger Form beantwortet.
Fragen, die uns als „Häftlinge auf Zeit“ noch in den schlaflosen Nachtstunden beschäftigt hatten.
Aber auch Kritiken, sowie Verbesserungsvorschläge wurden vorgebracht und von der Anstaltsleitung mit Zusage auf Prüfung, zur Kenntnis genommen.
Mit abschließenden Worten entließ uns Herr Schütze aus dem „Strafaufenthalt auf Zeit“ in der Justizvollzugsanstalt Rosdorf, wünschte uns für die Zukunft alles Gute und ein Nichtwiedersehen im Strafvollzug.
So möge es sein!!
Den Kopf voller Gedanken an die erlebten, beklemmenden Stunden unter Einschluss, verabschiedete ich mich mit einem freundlichen, erleichterten „Nichtwiedersehen an diesem Tor“ von der diensthabenden freundlichen Beamtin und trat mit leichten Schritten zurück in meine so geliebte Freiheit.
Fazit:
„Haftalltag hautnah erleben“.
Ich war dabei. Ich habe ihn erlebt.
Für einen Tag, für eine Nacht; aber eben nur auf Probe!
Und das reicht mir.
Die Vorstellung; hier Jahre im Strafvollzug zu verbringen, weggeschlossen sein, nicht am freien, täglichen Leben teilnehmen können.
Graue Haftalltage auf Jahre.
Für mich als freier Menschen unvorstellbar.
Gewiss muss Strafe auf Straftaten folgen. Und dass ein Strafvollzug nicht mit einem Hotelaufenthalt verglichen werden kann, ist auch allen Straftätern vor ihrer Straftat bekannt.
Aber gebe es weniger Straftaten, wenn Menschen (Ersttäter) diesen „Haftalltag auf Probe“ mit machen würden??
Eine Frage, die mich noch lange beschäftigt hat.
Für mich war die Teilnahme an dieser Veranstaltung sehr einprägend.
Es gibt viele interessierte Mitbürger, die etwas über „unsere“ neue
Haftanstalt Rosdorf wissen möchten.
Und ich gebe gerne meine Eindrücke weiter, wenn ich gefragt werde:
„Du warst doch drin, wie war das denn so?“
18 Stunden einsitzen mit ausführlichen Informationen um und über die Haftanstalt hinterlassen natürlich ganz andere Eindrücke als einmal durch die Anstalt geführt worden zu sein.
So bin ich u.a. der Meinung, dass ein Hochsicherheitsbau, nach neusten Erkenntnissen erbaut, geleitet von hoch qualifizierten Beamten/Innen aller Fachrichtungen, den Häftlingen zwar einen festen Einschluss gewährt, aber gleichzeitig auch allen Willigen eine dauerhafte Rückführung in die soziale Gesellschaft bieten kann.
Mögen es viele Willige sein, die mit Unterstützung der Mitarbeiter der JVA, den Weg in die Freiheit zurückfinden und es für immer bei einer Einmalbelegung eines Einzelappartements in der Haftanstalt belassen!!
Und dann….
waren da noch die Ereignisse in der/um die JVA.
Fortsetzung folgt
Auf ein gutes Jahr 2024!