Am Donnerstag, den 15.5.25 fand auf Einladung des ‚Bündnisses für Vielfalt Rosdorf‘ im Gemeindezentrum eine Autorenlesung mit Peter Wensierski statt. Gut 40 Zuhörerinnen und Zuhörer ließen sich von seinem Vortrag einfangen. Der Journalist Wensierski war ab Ende der 80er Jahre als Reisekorrespondent in der DDR tätig, wechselte später als Redakteur zur ARD und 1993 zur Deutschlandredaktion des Spiegels.
Das Buch ‚Jena-Paradies – Die letzte Reise des Matthias Domaschk‘, das er uns vorgestellt hat, erzählt die Geschichte der DDR-Jugend in den 70er/80er-Jahren und zeigt insbesondere Gemeinsamkeiten mit dem gleichzeitigen Leben der BRD-Jugend auf. Mehrmals unterbrochen hat Wensierski seinen Vortrag, um Bilder aus der Zeit zu zeigen, die mit der Musik von ‚Ton, Steine, Scherben‘ oder von der Band des Matthias Domaschk unterlegt waren. Domaschk und seine Freunde widersetzten sich in Wort und Tat dem Druck und den Repressalien der Gesellschaft und unterliefen so das einschnürende System.
Peter Wensierski zeigt in dem Buch auch auf, wie das System funktioniert hat und insbesondere an MfS-Offizieren und Sicherheits-/Transportpolizei macht er deutlich, wie NS-ähnlich die Strukturen waren.
Die sich anschließende Diskussion, zu der MdL Pippa Schneider, die Leiterin des Jugendamtes des Landkreises Göttingen Angela Schmiel-Richter, Nils von der Schülervertretung der IGS Geismar sowie Charlene, eine junge Studentin vom Bündnis für Vielfalt aufs Podium geladen waren, drehte sich vor allem um die noch heute vergleichbare Einschnürung junger Menschen. Diese erleben zwar weniger Repressalien durch staatliche Machenschaften, dafür aber den gewaltigen Druck durch Bildungsvorgaben und Finanz- und Standesunterschiede der Elternhäuser. Bemängelt wurden auch vor allem fehlende Beteiligungsmöglichkeiten im politischen Raum.
Es kam die Frage auf, wo die 100.000 Stasibeamten und die 200.000 inoffiziellen Mitarbeiter der Stasi seit der Grenzöffnung bis heute gewesen sind und welche Posten sie noch heute bekleiden.
Fazit der Veranstaltung war: In beiden Systemen – BRD und DDR – prägt die handelnden Personen nach der NS-Diktatur die gleiche Vergangenheit nur mit dem Unterschied der vorgegebenen Rahmenbedingungen. Kann das ein Erklärungsansatz für die Ergebnisse der letzten Wahl sein?