„Unser Ziel ist es, die Situation in den Tierheimen vor Ort konkret abzumildern“, fasst Alexander Hass zusammen. „Und vielleicht ziehen ja weitere Städte und Gemeinden nach. Aus einem kleinen Anstoß in Nienhagen könnte so im ganzen Landkreis ein größerer Effekt für den Tierschutz werden.
Die Lage in den Tierheimen ist seit Jahren angespannt – und hat sich in den vergangenen Monaten weiter verschärft. Immer wieder müssen Einrichtungen Aufnahmestopps verhängen, weil weder Platz noch finanzielle Mittel vorhanden sind, um weitere Tiere aufzunehmen.
Das zeigt sich auch in der Region: „Einige Hunde suchen seit Jahren ein neues Zuhause“, berichtete das Tierheim Celle, das regelmäßig an seine Grenzen stößt.
Auch bundesweite Zahlen verdeutlichen den Druck: Laut Deutschem Tierschutzbund berichten rund 70 Prozent der Tierheime von sehr hoher oder zu hoher Auslastung, fast die Hälfte ist voll oder überfüllt. In über 80 Prozent der Einrichtungen ist die Zahl der aufgenommenen Tiere seit 2022 gestiegen.
Eine aktuelle Umfrage von Herz für Tiere fasst es drastisch zusammen: „So dramatisch ist die Lage in den Tierheimen wirklich.“ Demnach arbeiten viele Häuser schon seit Jahren am Limit, die Probleme haben sich zuletzt noch weiter verschärft.
Der Purina-Tierheimreport 2025 belegt, dass bereits 71 Prozent der deutschen Tierheime unter Platzmangel leiden und 77 Prozent dringend zusätzliche finanzielle Unterstützung benötigen.
Vor diesem Hintergrund hat der Gemeinderat Nienhagen am Dienstag, 23. September, auf Antrag der UWG/BL-Fraktion einen wichtigen Beschluss gefasst: Wer künftig einem Hund aus einem anerkannten Tierheim ein Zuhause schenkt, wird für zwei Jahre von der Hundesteuer befreit.
„Uns ist bewusst, dass dies nur ein kleiner Baustein ist – aber er kommt genau zur richtigen Zeit“, erklärt Ratsmitglied Alexander Hass. „Gerade jetzt, wo Tierarztkosten erheblich gestiegen sind und Familien ohnehin stärker belastet werden, ist jede Entlastung ein wichtiges Symbol. Mit der Steuerbefreiung senken wir eine finanzielle Hürde, erleichtern Adoptionen und stärken zugleich die ehrenamtliche Arbeit in den Tierheimen.“
Die UWG/BL hat dabei ganz bewusst den Fokus auf Hunde aus regionalen Tierheimen gelegt. „Uns ist klar, dass viele Tiere auch aus dem Ausland importiert werden. Doch die Situation in unseren Tierheimen vor Ort ist extrem – und genau hier wollen wir konkret helfen und ein Stück Entlastung schaffen“, betont Hass.
Geringer Aufwand – große Wirkung
„Gerade angesichts der angeschwollenen kommunalen Haushalte ist es wichtig, auch kleine, aber wirksame Schritte zu gehen“, so die UWG/BL. „Wir zeigen, dass kommunale Politik nicht alles leisten kann – aber dass sie gezielt Impulse setzt, die für Familien und Tiere sofort spürbar sind.“
Die neue Regelung gilt unabhängig von der Rasse. Damit sind auch Hunde eingeschlossen, die in der Öffentlichkeit als „Kampfhunde“ bezeichnet werden. Voraussetzung bleibt selbstverständlich, dass alle gesetzlichen Auflagen erfüllt sind – etwa Wesenstest, Sachkundenachweis, Haltergenehmigung und Versicherung. „Auch diese Tiere haben eine Chance verdient. Ihre Vermittlung ist oft besonders schwierig – und genau hier wollen wir ein positives Zeichen setzen“, erklärt Hass.
Mit dem Beschluss betritt die Gemeinde Nienhagen wohl im Landkreis Celle Neuland. Andere Kommunen in der Region haben bislang keine vergleichbare Regelung eingeführt. Damit ist Nienhagen ein Vorreiter.