Über 30 Frauen waren ins Dorfgemeinschaftshaus Nienhorst gekommen, um sich den Vortrag von Eva Küppers von der Celler Demenz Initiative anzuhören
Die Organisatorinnen des SoVD Ortsverbandes Nienhagen Carmen Kahle (rechts) und Ingrid Lerch (links) freuten sich mit Referentin Eva Küppers von der Celler Demenz Initiative über das große Interesse und die positive Resonanz auf den Vortrag Fotos Gisela Janßen
Die zunehmende Lebenserwartung der Menschen konfrontiert die Gesellschaft immer mehr mit dem Thema Demenz. Um den Betroffenen ihre Würde zu erhalten und Angehörige zu unterstützen, wurde 2008 von Eva Küppers die Celler Demenz Initiative (CDI) gegründet. Hauptziel ist es, den Angehörigen Hilfs- und Umgangs-Angebote für dementiell veränderte Menschen anzubieten. Auf Einladung von Frauensprecherin Carmen Kahle und ihrer Stellvertreterin Ingrid Lerch vom SoVD Ortsverband Nienhagen stellte Validation® Lehrerin und Vorstandsmitglied Eva Küppers beim Frauenfrühstück Mitte Mai im Dorfgemeinschaftshaus Nienhorst die Celler Demenz Initiative vor.
Zuerst nahmen alle an den liebevoll dekorierten und gedeckten Tischen Platz. Eine kleine Aufmerksamkeit, von der Bastelgruppe des SoVD Ortsverbandes Nienhagen gefertigt, zierte jedes Gedeck. Nach der Begrüßung genossen die über 30 anwesenden Frauen in gemütlicher Runde das ausgiebige Frühstücksbuffet, das keine Wünsche offen ließ.
Nach dem ausgiebigen Frühstück erzählte Eva Küppers, wie sie durch ihre Mutter dazu gekommen ist, sich mit Demenz zu beschäftigen, warum sie die Celler Demenz Initiative gegründet hat und Validation® Lehrerin wurde. Die (Alters-)Demenz betrifft derzeit häufig Menschen aus den Vorkriegs- und Kriegsjahrgängen. Und die Flüchtlinge von damals, aber auch die Flüchtlinge von heute und eigentlich jeder Mensch, haben ganz normale Grundbedürfnisse nach Anerkennung, Akzeptanz und Zugehörigkeit. Danach handelt der Mensch. Als bildhaftes Beispiel stellt Frau Küpers die Geschichte ihrer Mutter vor, die im letzten Kriegsjahr als Flüchtling aus einem „guten Elternhaus“ ins Ruhrgebiet nach Deutschland gekommen ist und später an Demenz erkrankte.
Eva Küppers berichtete interessant und vor allem sehr lebensnah über das Krankheitsbild Demenz. Es ist wichtig, das Verhalten der Erkrankten zu verstehen, um mit ihnen - auf ihre Bedürfnisse angepasst - umgehen und kommunizieren zu können. Mit Hilfe der Validation - die amerikanische Gerontologin Naomi Feil hat diesen Weg des würdevollen Miteinanders Anfang der 70er Jahre entwickelt - kann eine Form der Kommunikation mit Menschen mit Demenz erlernt werden. Diese fördert einen besseren und wertschätzenderen Umgang in der Pflege und Betreuung. Durch viele emotionale Beispiele aus ihrer langjährigen Erfahrung machte Eva Küpers den Anwesenden anschaulich, dass hinter jedem Verhalten eines desorientierten Menschen, mag es noch so absurd oder gar verrückt wirken, ein Grund steckt.
„Der desorientierte Mensch kann nicht mehr in meine Welt kommen, ich darf ihm die meine nicht aufdrängen, sondern muss in seine Welt gehen, muss in den Schuhen des anderen gehen“, vermittelte Eva Küpers. Demenzerkrankte werden aber häufig von ihrem direkten Umfeld, ob zu Hause oder in einer Einrichtung, immer kleiner gemacht. Sinnvoller wäre es, ihnen Aufgaben im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu erteilen, damit sie sich weiterhin anerkannt, akzeptiert und zugehörig fühlen können und dürfen. Als Angehöriger oder Pflegender muss man sich im besten Falle - ohne Wertung - darauf einlassen, auch wenn dies sehr schwierig ist und viel Geduld erfordert. Dieses ist auch eine gute Möglichkeit, den IST-Zustand zu stabilisieren und zu verlangsamen. Häufig leben Menschen mit Demenzerkrankung in der Vergangenheit und lange Jahre verdrängte Probleme und Erlebnisse finden ihren Weg, um endlich „rausgelassen“ zu werden. Dies machte Eva Küppers an einigen Beispielen deutlich.
Zuletzt stelle Eva Küppers noch die Arbeit der Celler Demenz Initiative vor, deren Hauptziel es ist, die Versorgung von Menschen mit Demenz zu verbessern. Die Angebote der CDI können von jedem jederzeit in Anspruch genommen werden. Es wird Beratung für Betroffene und Angehörige sowie Online- und Präsenzseminare angeboten und gibt es zwei Selbsthilfegruppen. Auch für Vorträge zum Thema Demenz und zum Umgang mit Demenzkranken stehen die Vorstandsmitglieder jederzeit zur Verfügung.
Der Vortrag von Eva Küppers hat viele der Anwesenden emotional berührt. Alle hätten ihr noch viel länger zuhören können und bedankten sich ganz herzlich bei ihr.
Gemeinsam gefrühstückt wird wieder am 20. Juni 2024. An diesem Vormittag wird Angelika Ludwigs ausführlich darüber informieren, was der „Bürgerladen Nienhagen e.V.“ alles macht und wo sich der Bürgerladen befindet. Alle Frauen des SoVD Ortsverbandes Nienhagen und Gäste sind herzlich eingeladen.
Text: Gisela Janßen und Annette Kesselhut