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Gemeinde-Zeitung Waging a See
Ausgabe 10/2025
Ökomodellregion Waginger See
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Ökomodellregion Waginger See

Grünlandexpertin Vroni Wolf von Naturland, dem Verband für ökologischen Landbau, erläuterte die Vorteile der Kurzgrasweide Sie liefert nährstoffreiches Futter und schafft Lebensraum für Insekten.

Wolfgang Zeltsperger, Vorstand der Weidegenossenschaft, steht Rede und Antwort in Elsenloh.

Wolfgang Grösch bereitet an der Grillstation im Vereinsheim Götzing regionale Bio-Spezialitäten zu, während die Teilnehmer geduldig in der Schlange auf ihre Mahlzeit warten – ein kulinarischer Höhepunkt der Tour.

75 Teilnehmer bei Bio-Genussradltour der Ökomodellregion rund um Fridolfing

Artikel von Anneliese Caruso vom 2.10.2025, Südostbayerische Rundschau

Fridolfing – Die alljährliche Biogenuss-Radltour der Ökomodellregion Waginger See–Rupertiwinkel erfreute sich auch in diesem Jahr großer Beliebtheit: 75 begeisterte Radfahrer durchquerten die malerische Landschaft rund um den Waginger See und erhielten tiefere Einblicke in die vielfältigen Facetten der Bio-Landwirtschaft. Nach dem Grußwort von Bürgermeister Matthias Baderhuber, Vorstandssprecher der Ökomodellregion, startete die Tour, die nicht nur Bewegung bot, sondern auch die Gelegenheit, die Menschen hinter den regionalen Bioprodukten persönlich kennenzulernen. Begleitet wurde die Veranstaltung von Ökomodellregions-Managerin Marlene Berger-Stöckl sowie den Sprechern Stefanie Lang und Matthias Baderhuber, die die Stationen moderierten und den fachlichen Austausch begleiteten.

Die erste Station führte zum Schieferlhof der Familie Praxenthaler in Thannsberg. Der Naturland-Biobetrieb umfasst rund 23 Hektar mit Wald, Wiesen und Äckern und wird mit etwa 25 Milchkühen im Zuerwerb bewirtschaftet. Hans Praxenthaler stellte 1989 auf Laufstallhaltung um und führte 2001 die ökologische Landwirtschaft ein. Seit 2002 liefert der Betrieb Milch an die Milchwerke Berchtesgadener Land, außerdem entstehen Rohmilchschnittkäse, Biorindfleisch und Wildprodukte aus eigener Jagd. Ein Schwerpunkt liegt auf der Kurzrasenweide, bei der die Tiere von klein auf an die Weide gewöhnt werden.

Nährstoffkreislauf schließt sich direkt auf der Weide

So schließt sich der Nährstoffkreislauf direkt auf der Fläche: Die Wiederkäuer nehmen Gras auf, geben Nährstoffe über Kot und Harn zurück, die von Insekten und Bodenlebewesen zersetzt und so zu Humus und höherer Bodenfruchtbarkeit werden. Für seine Verdienste um naturnahe Waldbewirtschaftung erhielt Praxenthaler 2023 den Staatspreis. Im selben Jahr investierte die Familie in einen EU-zertifizierten Kühl- und Zerwirkcontainer für Bio-Rind- und Wildfleisch, um die Vermarktung zu ermöglichen.

Die Tour führte weiter zur Weidegenossenschaft Elsenloh bei Tittmoning, die seit 1909 Jungvieh gemeinschaftlich auf die Weiden treibt. Vorstand Wolfgang Zeltsperger erläuterte, wie die Genossenschaft bis heute den Zusammenhalt zwischen Landwirten, Natur und Dorfgemeinschaft fördert. Naturland-Beraterin Vroni Wolf zeigte auf, wie die Genossenschaft durch kontrolliertes Beweiden einen hohen Anteil an jungem Gras und somit eiweißhaltigem Futter von der Weide - anstatt vom Acker - erreicht.

Ein weiterer Höhepunkt war die Salzachklinik Fridolfing, deren Küche mit einem Bioanteil von 30 Prozent Maßstäbe in der Gemeinschaftsverpflegung setzt. Hier wird auf frische, regionale, gentechnikfreie Lebensmittel gesetzt, die auch Kindergärten und die Mittelschule in Fridolfing versorgen. Die Küche arbeitet klassisch ohne Fertigprodukte, was Geschmack und Wertschätzung der Lebensmittel erhöht.

Die biozertifizierte Seerosenzucht Berthold präsentierte auf 40.000 Quadratmetern über 100 Seerosenarten und zahlreiche Wasserpflanzen. In naturnahen Kulturen kultiviert, zeigen sie, wie Tradition, Nachhaltigkeit, vielfältige Pflanzenzucht und regionale Biodiversität Hand in Hand gehen.

Im Vereinsheim Götzing stärkten sich die Teilnehmer zur Mittagszeit mit lauter Bioprodukten aus Fridolfing, darunter Semmeln aus Laufener Landweizen, Burger aus Rind- und Rehfleisch, Wildwürstl, Ziegentaler und Biobier oder Bio-Streuobstsaft. Das Vereinsheim fungierte als kulinarischer Treffpunkt und Ort des Austauschs über die besuchten Betriebe.

Die Familie Berger in Stießberg demonstrierte nachhaltige Landwirtschaft mit Kurzrasenweidewirtschaft und dem Anbau von Biobraugerste, die regional an die Brauerei Wieninger geliefert wird. Dies verbindet ökologische Landwirtschaft mit lokaler Wertschöpfung.

Spontane Gesangseinlage bei Kirchenbesuch

Abschließend besuchten die Radler den jungen Biogemüsebetrieb von Markus Hager in Obergeisenfelden, wo rund ein Hektar mit 50 Gemüsearten im Freiland und Gewächshaus bewirtschaftet wird. Hager setzt auf Direktvermarktung über Wochenmärkte, regionale Bioläden, ein Abosystem, die Salzachklinik und eine örtliche Kantine, wodurch die frischen Produkte direkt in die Region gelangen. Den kulturellen Schlusspunkt bildete die Kirche St. Johann in Fridolfing, die Mesnerin Katharina Schuhegger den Besuchern näherbrachte. Teilnehmerin Sabine Heuberger aus Tittmoning überraschte die Radler dabei mit einer spontanen Gesangseinlage.

Die Biogenuss-Radltour war Teil der Bio-Erlebnistage 2025, die vom 29. August bis 5. Oktober stattfinden. Unter dem Motto „Es braucht nicht viel für ganz viel Staunen!“ konnten die Teilnehmer die Welt der ökologischen Landwirtschaft hautnah erleben – von Milchviehhaltung und Gemüseanbau bis zu Seerosenzucht und regionalen Spezialitäten. Der Tag verband Sport, Information und Genuss und machte die Vielfalt und Bedeutung regionaler Bio-Produktion anschaulich erlebbar.

Bildtexte (alle Fotos: Anneliese Caruso):