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Gemeinde-Zeitung Waging a See
Ausgabe 11/2023
Mitteilungen der Verwaltungsgemeinschaft Waging
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„Guad is ganga“ – Fazit 2023 der Kitzrettung Rothanschöring e.V.

Die engagierten und umtriebigen Mitglieder der Kitzrettung Rothanschöring e.V. waren 2023 auch rund um den Waginger und Tachinger See im Einsatz. Dabei bewältigten sie sage und schreibe 130 Einsätze an 42 Tagen mit durchschnittlich 3-10 Std täglich. Da kommen schon einige Kilometer mit Privatautos zusammen, z.B. durch den halben Landkreis Traunstein, vom Stammgebiet der Gemeinden Kirchanschöring und Fridolfing sowie Petting, Waging, Tengling/Taching bis nach Palling, Trostberg, Tittmoning und Asten.

Nach dieser turbulenten Saison von April bis Juli 2023 kommt das Team aus Pilot*innen und Sucher*innen zum Schluss auf ihr Motto zurück: „Guad is ganga“.

Die ersten Einsätze begannen am 27. April bei Suchen in Rapsfeldern und Mulchflächen und endeten am 6. Juli 2023. Danach sind die Kitze mobil und flüchten bei Geräuschen oder Gefahr aus den Flächen. Die Einsätze begannen oft schon um 3 Uhr früh, um vor der Tageshitze die vielen Anfragen bewältigen zu können. Anschließend ging es für die meisten Teammitglieder in die Arbeit und abends nach der Dämmerung wurden weitere Flächen abgesucht. Dies ist nötig, da die Wärmebildkamera der Drohne, die Wärmesignaturen eines Kitzes oder anderer Tiere nur bei kühleren Bodentemperaturen anzeigen können.

Wird ein Fund gesichtet, geht das Suchteam unter Anweisung und mithilfe von Walkie Talkies zur gemeldeten Stelle und legt die gefundenen Kitze in Boxen, um sie aus dem Mähbereich zu tragen. Nach der Mahd werden diese wieder freigelassen, die Rehgeiß, welche das Geschehen meist aus der Nähe beobachtet, holt ihre Kitze anschließend wieder ab. Damit sie die Kitze wieder annimmt ist es wichtig, dass Handschuhe getragen werden und mithilfe von Gras keine menschlichen Geruchsspuren hinterlassen werden. Entscheidend für eine sinnvolle Rettung ist aber auch, dass von den Landwirten möglichst zeitnah nach der Suche gemäht wird, damit diese Schutzmaßnahme möglichst kurz dauert oder die Tiere nicht wieder in die bereits abgesuchten Flächen zurückkehren.

Auf diese Weise konnten in dieser Saison eine gestiegene Zahl an Rehkitzen vor dem grausamen Tod oder grässlichen Verstümmelungen bewahrt werden. Aber leider gibt es auch traurige Nachrichten, denn einige Kitze wurden verletzt oder getötet, weil wir nicht verständigt wurden oder nicht abgewartet wurde, bis wir fertig waren!

„Wir sind keine realitätsfernen Tierschützer und verstehen den Druck der Landwirte, um ihre Arbeiten in den kurzen Wetterfenstern bewältigen zu können, sind aber über das Leid und die grausamen Anblicke er- oder angemähter Kitze bestürzt“, so das engagierte Team.

Zudem fordert das aktuelle Tierschutzgesetz, dass vor der Mahd von den Betreibern Maßnahmen getroffen werden müssen, um dieses Tierleid zu verhindern. Leider ist das angeborene Verhalten der Kitze, sich in den ersten Lebenswochen reglos am Boden zu ducken und nicht wegzulaufen, sinnlos. Dies war die richtige Strategie, um von Fressfeinden nicht gesehen oder gewittert zu werden, hilft aber nicht bei den modernen mehreren meterbreiten Mähern.

Wichtig ist den Kitzrettern, zu betonen, dass nur in verständnisvoller Zusammenarbeit von Kitzrettung, Jägern, Jagdpächtern und Landwirten die lebensrettenden und aufwändigen Maßnahmen der Kitzrettung sinnvoll sind.

Die Kitzrettung Rothanschöring wird auch in der Saison 2024 ihr Bestes geben, um zu unterstützen, bittet aber auch um Verständnis, wenn zu kurzfristige Anfragen nicht unmittelbar erledigt werden können. Daher die große Bitte der Gruppe um rechtzeitige Anmeldungen und anschließend zeitnahe Mäharbeiten.

Aber nicht nur Kitze wurden heuer gerettet, sondern dabei auch ungezählte Katzen und Hasen aus den Flächen vertrieben, einige Igel entfernt und sogar ein Entengelege und einige Fasan-Küken gesichert. Zudem wurden wir zu Suchen von entlaufenen Katzen, Hunden und einem Kalb gerufen, wie auch zur Suche von verwaisten Kitzen, nachdem deren Mütter überfahren wurden.

Verstärkt wurde das Team heuer von einer zweiten Pilotin und einigen sehr wichtigen neuen Helfer*innen im Suchteam. Die Qualität dieser ernstgemeinten Hilfsangebote und zuverlässigen Helfern ist für den Erfolg der Kitzrettung maßgeblich, gerne kann geschnuppert und die Arbeit vor Ort miterlebt werden.

Noch eine dringende Bitte hat das Team: nämlich gefundene und vermeintlich allein gelassenen Kitze unbedingt liegen zu lassen und nicht zu berühren, die Mutter ist meist in der Nähe, nimmt sie aber aufgrund des menschlichen Geruchs sonst nicht mehr an. Gerne aus der Ferne beobachten und wenn ein Verdacht besteht, dass etwas nicht stimmt, bitte den zuständigen Jäger verständigen. Ein verwaistes Kitz aufzuziehen ist mühsam und oft nicht erfolgreich.

Die Mitglieder der Kitzrettung Rothanschöring arbeiten ausschließlich ehrenamtlich, freuten sich aber über manchen warmen Kaffee oder eine Brotzeit nach den manchmal kühlen und nassen Suchen in den frühen Morgenstunden. Um das zunehmende Pensum besser bewältigen zu können, ist die Anschaffung einer zweiten Drohne, welche mit Kamera und Akkus rund 8000 Euro kostet, eine große Entlastung, weil dann zwei Teams zeitgleich arbeiten können.

Darum sind Spenden sehr willkommen, ein Dank geht an alle Spender und Sponsoren, an die inzwischen 39 Vereinsmitglieder sowie an die verständnisvollen Arbeitgeber. Spendenquittungen werden auf Wunsch gerne ausgestellt.

Konto bei der Kreissparkasse Traunstein-Trostberg:

IBAN: DE48 7105 2050 0040 842635

BIC: BYLDADEM1TST

Mehr Informationen und Kontaktdaten auf instagram, facebook und der Webseite des Vereins: https://kitzrettung-rothanschoering.jimdofree.com/

Theresia Stadler-Mayr, Tel 0160 69 74 091