Im Rahmen des EU-Projektes GO Altbau zeichnen die Projektpartner aus Bayern und Österreich jeden Monat ein „Haus des Monats“ aus, um über eine gelungene Sanierung aus den Regionen zu berichten und zum Nachahmen anzuregen. Diesen Monat hat die Energieagentur Südostbayern ein ganz besonderes Objekt im Berchtesgadener Land nominiert – ein wunderschönes altes Bauernhaus aus dem 17. Jahrhundert saniert und bewohnt vom weltbekannten Bergsteiger und Extremkletterer Alexander Huber.
Inmitten blühender Kuhweiden, Waldlandschaft und einem phänomenalen Blick auf den Watzmann und Hohen Göll liegt das bäuerliche Anwesen. Mit viel Liebe zum Detail und in Harmonie mit der umliegenden Natur wurde das Haus von der Familie und befreundeten Handwerkern aus dem Berchtesgadener Land aufwändig 4 Jahre lang renoviert. Mit Solarthermie, PV-Anlage und Holzscheitheizung wurde das Haus „aus energetischer Sicht auf den Stand der Zeit gebracht“ und läuft komplett klimaneutral. „Der fossile Brennstoff ist teurer geworden und man sollte versuchen darauf zu verzichten“ erklärt Alex seine Beweggründe für den klimaneutralen Umbau. Es hatte circa 4.000 Liter Heizöl gebraucht, um das Bauernhaus zu betreiben, 4 Hektar eigener Wald ermöglichen es Alex eine Scheitholzheizung zu betreiben.
Das alte Bauernhaus fügt sich harmonisch in die Landschaft ein und zeigt schöne handwerkliche Details im Berchtesgadener Stil. Das Handwerk in Berchtesgaden ist in Mitten der Gesellschaft verankert, daher konnte die Sanierung auch mit Freunden von Alex aus der Region und lokalen Handwerkern erfolgen. Bei der Sanierung wurde viel mit Holz gearbeitet, der in den 1960er Jahren renovierte Stahlbalkon wurde beispielsweise wieder zurück in einen rustikalen Holzbalkon verwandelt. Der alte Charme wurde zurückgebracht, was bei der zeitgemäßen Sanierung in den 1960er Jahren eher vernachlässigt wurde.
Die Materialien Holz und Glas dominierten den Umbau, welches für helle offene Räume und ein angenehmes Wohnklima sorgt. „Je mehr Holz verarbeitet ist, umso besser ist es.“ erklärt der Bauherr, denn gerade auf dem Land fügt sich das Material Holz einfach perfekt in die Umgebung ein. Altes und somit ein Stück Tradition aus dem Berchtesgadener Land zu bewahren, lautete Alex Devise bei der Sanierung. Im Berchtesgadener Land gibt es einen Schatz an zahlreichen alten Bauernhäusern welche das Landschaftsbild wesentlich prägen – dieser Schatz soll gehütet und auch für nächste Generationen erhalten bleiben.
Neubauten sind heutzutage energetisch zwar effizienter, aber die benötigen Energiemengen um neue Materialien und Systeme anzuschaffen, Bauschutt zu entsorgen etc. sollten bei der Abwägung Abriss oder Neubau immer mit bedacht werden. Das massive Mauerwerk blieb vom Bauernhaus erhalten. Der große Raum der ehemaligen Tenne wurde komplett saniert und zum Wohnraum ausgebaut. Durch eine Holz-Galerie strukturiert, eine Steinmauer mit Steinen aus dem eigenen Wald eingezogen - natürlich bekletterbar und durch ein großes Fenster bewohnbar gemütlich und hell gemacht. Auch die schönen Kastenholzfenster blieben erhalten und mit Isolierglas aufgewertet, so dass der perfekte Dämmstandard geschaffen wurde. Eine Dreifachverglasung bei den großen Fensterflächen im Wohnzimmer schafft ein angenehmes Wohnklima, das Vordach schützt hier in den Sommermonaten vor Überhitzung der Räume, durch direkte Sonneneinstrahlung. Die Steinmauer im Wohnzimmer dient praktischerweise als eine Art natürliche Klimaanlage, sie speichert kalte Nachtluft die den ganzen Tag den Raum kühlt. Unter dem Dach wurde mit Holweichfaser gedämmt und damit es zu keiner Schimmelbildung kommt für Hinterlüftung gesorgt, so dass die Feuchtigkeit entweichen kann. Die Solarthermie-Anlage auf dem Dach ist ausreichend für die Warmwasser-Bereitung im Sommer und unterstützt die Heizung in der Übergangszeit und im Winter. In der Heizperiode muss einmal am Tag die Scheitholzheizung angeheizt werden, da es aber ein warmer Winter war, lagert im Heizraum noch Brennholz - bereit für den nächsten Winter.
Auch eine Photovoltaikanlage wurde nachgesattelt, um eigenen Strom allein aus der Kraft der Sonne für das Familien-Elektroauto und Haus zu produzieren. „Es ist für uns eine unheimliche Freude mit Sonne zu tanken. Unsere lokalen Fahrten – circa 20.000 km im Jahr lassen sich alleine mit der Kraft der Sonne bewältigen, das gibt einem ein gutes Gefühl!“. Aufgrund geringer Einspeisebeträge lohnt es sich am meisten den Strom selbst zu nutzen. Da das Haus in sehr sonniger Lage steht, kann Alex 25 bis 30 MWh Energie im Jahr mit der Photovoltaikanlage produzieren, für das Elektroauto werden circa 16-18 MWh gebraucht.
Unterstützt wurde Alex bei der Sanierung von einem qualifizierten Energieberater, der bei Fragen wie, richtige Größe der Solarthermie-Anlage, Pufferspeicher, Möglichkeiten Fußbodenheizung bei Holzboden zu verlegen, relevante Förderprogramme etc. fachlich beratend zur Seite stand. „Manchmal braucht man einfach qualifizierte Experten, die das nicht zum ersten Mal machen und gewisse Erfahrungswerte mitbringen“ berichtet Alex im Interview.
Das „Haus des Monats" ist Teil der Grenzüberschreitenden Offensive Altbau (GO Altbau) und wird gefördert durch das INTERREG Programm Bayern-Österreich 2021-2027 - ein Programm der Europäischen Union.
Video:
Das Video des Interviews mit dem Energieberater der Energieagentur Südostbayern und Alexander Huber finden Sie auf unserem YouTube-Kanal unter folgendem Link:
https://www.youtube.com/@EnergieagenturSudostbayernGmbH
Direkter Link zum Video:
Weiteres Bildmaterial:
https://lrats.box.bayern.de/s/qTBTnUic74L5cK9
Passwort: ALEXanderHuberHof2024!&?
Weitere Sanierungs-Beispiele und Infos zum Projekt unter:
https://www.energieagentur-suedost.bayern/hausbesitzer-mieter/interreg-projekt-go-altbau