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Stadtblatt Trostberg an der Alz
Ausgabe 8/2023
Das Rathaus
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Volksfest 2023 wird „Abstimmung mit den Füßen“ - Bürgermeister Karl Schleid und Festwirt Jürgen Hanetzok im Interview

Bürgermeister Karl Schleid und Festwirt Jürgen Hanetzok im Interview

Der Countdown läuft! Am 02. Juni 2023 um 18 Uhr wird Bürgermeister Karl Schleid das erste Fass Bier im Festzelt anstechen. Die Festwirtfamilie Hanetzok sorgt für das leibliche Wohl sowie für ein ansprechendes Programm auf dem Volksfest. Wir konnten vorab mit Festwirt Jürgen Hanetzok sowie Bürgermeister Karl Schleid über die laufenden Vorbereitungen sprechen.

Letztes Jahr fand nach zweijähriger Corona-Pause endlich wieder das traditionelle Volksfest in Trostberg statt. Wie wird das Programm 2023 aussehen?

Festwirt Hanetzok: Nach Corona hat man letztes Jahr richtig gemerkt, dass die Trostbergerinnen und Trostberger wieder Lust auf‘s Volksfest haben. Das hat uns motiviert, auch für heuer ein attraktives Programm zusammenzustellen. Alle beliebten Termine, wie der Wiesenaufzug, der Kindernachmittag, der Tag der Vereine, der Seniorennachmittag sowie der Tag der Betriebe und guten Nachbarschaft stehen dabei wieder auf dem Programm. Auch das traditionelle Feuerwerk am letzten Abend wird’s dieses Jahr wieder geben.

Gibt es besondere Highlights dieses Jahr?

Festwirt Hanetzok: Das Volksfest steht heuer im Zeichen des Fußballs. Am ersten Samstag (03.06.) findet das DFB-Pokal-Finale statt. Da werden wir das Zelt mit einer großen Leinwand ausstatten und unter dem Motto „Trikot vs. Tracht“ das Spiel übertragen. Im Anschluss an das Match sorgt ein DJ für ausgelassene Stimmung.

Am zweiten Samstag (10.06.) steht dann das große Champions-League-Finale an. Falls hier der FC Bayern spielt, werden wir wieder die große Leinwand aufbauen. Ein großes Highlight wird natürlich auch der Mittwochabend mit der Partyband Ä-Hax. Für die eher gemütlicheren Volksfest-Besucher werden wir an den beiden Sonntagen wieder einen schönen Mittagstisch anbieten und wenn das Wetter mitspielt auch an allen Tagen einen gemütlichen Biergartenbetrieb.

Das hört sich nach einer sehr guten Mischung an. Gibt es auch spezielle Angebote für die jüngeren Besucherinnen und Besucher?

Festwirt Hanetzok: Am ersten Samstag haben wir einen Fußballnachmittag mit den drei Ortsvereinen TSV Heiligkreuz, TSV Trostberg und SV Oberfeldkirchen geplant Es werden für Kinder und Jugendliche Attraktionen wie Torwandschießen, Lebendkicker und vieles mehr angeboten. Am traditionellen Kindernachmittag am Mittwoch gibt es natürlich wieder ein vergünstigtes Kinderessen sowie Rabatte bei den Fahrgeschäften. Außerdem ist erstmals ein Malwettbewerb für Kinder geplant. Die drei besten Bilder werden dann an diesem Tag zum Sieger gekürt. Weitere Informationen hierzu folgen.

Wird es auch eine Zeltdisco geben?

Festwirt Hanetzok: Ja, genau. Am Samstag vor dem Volksfest, also am 27.05., verwandeln wir das Festzelt in eine Party-Zone und kommen schon mal richtig in Feier-Laune. Auch hier konnten wir letztes Jahr eine Besuchersteigerung verzeichnen.

Kommen wir zu den Preisen. Letztes Jahr kostete die

Maß 9,70 Euro und das halbe Hendl 10,20 Euro.

Mit welchen Preisen dürfen wir in diesem Jahr rechnen?

Bürgermeister Schleid: Ich glaube, dass da alle Volksfeste das

gleiche Problem haben. Als Unternehmer stehen die Festwirte

unter einem gewaltigen Kostendruck. Es wird oft schnell bemängelt,

dass die Preise zu hoch seien, aber man muss auch die gestiegenen Kosten betrachten. Es reicht schon zu schauen, wie in den letzten 10 Jahren im Bereich der Sicherheit die Anforderungen gewachsen sind. Auch das ist ein enormer Kostentreiber, da haben wir alle, ob Unternehmer oder Kommune, als Veranstalter die gleichen Sorgen. Natürlich wollen wir, dass das Volksfest ein Volksfest bleibt und die Preise müssen und sollen bezahlbar bleiben. Andererseits müssen alle Anforderungen umgesetzt werden. Das ist tatsächlich für alle Beteiligten eine enorme Gratwanderung.

Festwirt Hanetzok: Die allgemeinen Preissteigerungen bei Materialien, Personalkosten etc. machen natürlich auch vor uns nicht halt. Mit Unterstützung der Brauereien und insbesondere auch der Stadt Trostberg werden wir es aber hinbekommen, dass die Maß Bier unter 11 Euro bleibt. Zu den Hendl-Preisen kann ich gerade leider noch gar nichts sagen, da ich hier noch keine fixen Preiszusagen vom Lieferanten habe. Die Unsicherheiten sind massiv gestiegen, was es uns als Familienbetrieb leider immer schwerer macht.

Was ist Ihr Lieblings-Volksfest-Schmankerl und warum?

Bürgermeister Schleid: Ehrlich gesagt wechsle ich da gerne ab, ich bin ja fast jeden Tag am Festplatz unterwegs. Aber ich muss sagen, vom knusprigen Hendl bis hin zum Schweinebraten oder Obatzda mit Festbrezn, egal welches Angebot aus der Speisekarte ich bisher bestellt habe, es war immer alles sehr gut.

Festwirt Hanetzok: Das geht mir auch so, ich probiere gerne alles, was wir auf der Speisekarte haben. Aber wenn ich’s mir aussuchen müsste, würde ich Semmelknödel mit Bratensoße nehmen, weil ich unsere hausgemachte Bratensoße einfach liebe. Uns ist es sehr wichtig, dass alle Besucherinnen und Besucher mit unserem Essen zufrieden sind. Wir kochen in unserer Festküche immer alles frisch und verwenden keine Fertigprodukte. Bei uns sind auch der Kartoffelsalat und die Bratensoßen selbstgemacht. Da schaut meine Schwester schon drauf, dass alles aus bester Hand ist. Sie ist bereits seit 38 Jahren bei uns in der Küche tätig und der Kopf unsrer Küchen-Crew.

Am 02. Juni ist es ja wieder soweit und es heißt „O´zapft is“. Auf welchen Programmpunkt oder auf welchen Volksfesttag freuen Sie sich besonders?

Festwirt Hanetzok: Ich freue mich auf alle Tage an denen ich die Trostbergerinnen und Trostberger auf ihrem Volksfest zahlreich begrüßen darf und die Stimmung passt, egal ob am Kindernachmittag oder am Tag der Vereine.

Bürgermeister Schleid: Das Trostberger Volksfest gehört einfach zum Jahresprogramm in Trostberg dazu und ich glaube da kann ich für einige Bürgerinnen und Bürger sprechen, man freut sich einfach darauf, wenn in Trostberg die Bierzeltzeit wieder losgeht. Beim Programm ist für alle was dabei und ich freue mich auf jeden einzelnen Tag. Ein besonders schönes Erlebnis ist für mich immer der Wiesenaufzug, da hier viele Trostberger Vereine vertreten sind. Ein großes Zusammenkommen, das man eigentlich nur einmal im Jahr im Bierzelt hat. Der Seniorennachmittag ist natürlich auch immer ein schöner Programmpunkt. Hier treffe ich viele Bürgerinnen und Bürger, die ich oft schon seit Jahrzehnten kenne. Und ich darf wieder die älteste Besucherin und den ältesten Besucher ehren.

Herr Schleid, Sie sind bekanntermaßen ein Löwen-Fan. Kommen Sie zum DFB-Pokal-Finale ins Zelt und wem würden Sie dann die Daumen drücken?

Bürgermeister Schleid: Das DFB-Pokal-Finale will ich auf jeden Fall sehn. Dass es heuer am Volksfest übertragen wird, finde ich super. Da bin ich auf jeden Fall dabei. Wem ich dann die Daumen drücke, werden wir sehn (lacht).

Es freut mich auf jeden Fall, dass sich unsere drei örtlichen Fußballvereine am ersten Samstag mit einem Fußballnachmittag am Volksfest beteiligen. Das wird sicher ein großer Spaß für die Kinder und Jugendlichen und vielleicht gewinnen die Vereine ja so auch neue Mitglieder für ihre Jugendteams.

Das sogenannte „Prominentenschießen“ ist eine neue Veranstaltung, die Sie, Herr Hanetzok, nach Trostberg gebracht haben. Wie läuft denn das ab?

Festwirt Hanetzok: Beim Prominentenschießen geht’s zum einen um den gemeinsamen Spaß und zum anderen natürlich auch darum, dass die Startgelder für einen guten Zweck gespendet werden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind z.B. der Bürgermeister, einige Stadtratsmitglieder, Vereinsvorstände etc. sowie ich selbst und ein paar Leute aus meinem Team. Das Schießen findet öffentlich am Schießstand am Festplatz statt. Jeder kann vorbeikommen zum Zuschauen und Anfeuern. Das Startgeld wird dann für die Jugendarbeit der Trostberger Vereine gespendet.

Was macht das Volksfest Trostberg für Sie aus?

Festwirt Hanetzok: Ich mache nun zum dritten Mal das Trostberger Volksfest und ich finde, dass die Trostbergerinnen und Trostberger eine tolle Stimmung im Zelt machen. Wir können mit einem festlich geschmückten Zelt mit gemütlichem Biergarten, mit den Programmpunkten, Speisen und Getränken nur ein Angebot machen, einen Rahmen bieten. Wie es dann tatsächlich wird, bestimmen auch die Gäste. Besonders positiv ist hervorzuheben, dass es in Trostberg die letzten zwei Mal ein absolut friedliches Fest war, das ist heutzutage leider nicht mehr selbstverständlich.

Bürgermeister Schleid: Für mich ist das Entscheidende, die Menschen zusammenzubringen. So war’s von Anfang an angedacht und so ist es auch gerade heute in so einer schwierigen Zeit nach Corona und mit dem Krieg in Europa. Das sind alles schwerwiegende, ernstzunehmende Themen, die man nicht ganz ausblenden kann und die man auch nicht vergessen wird. Aber gerade in Krisenzeiten, wenn die Gesellschaft vor großen Herausforderungen steht, braucht’s meiner Meinung nach auch Gemeinsamkeiten, braucht´s etwas, wo Menschen zusammenkommen können. Und was gibt’s denn noch in unserer Gesellschaft, wo man wirklich sagt, da spannen wir einen großen Bogen, da bringen wir Alt und Jung, alteingesessene Trostberginnen und Trostberger und Zugezogene, Einheimische und Gäste, Menschen egal welches Alters und welcher Herkunft zusammen. Ein Volksfest kann das! Wenn man sich im Festzelt mit offenen Augen umschaut, dann sieht man, wie sich alle miteinander wohlfühlen und feiern können. Das ist das Schöne.

Wir hatten das Thema Finanzen bereits kurz angesprochen. In der Stadtratssitzung am 29.03. wurde öffentlich darüber gesprochen, dass das Volksfest womöglich vor dem finanziellen Aus steht. Wie geht es denn nun weiter?

Bürgermeister Schleid: Für 2023 hat der Stadtrat beschlossen, das nicht gerade geringe zu erwartende Defizit durch die Bereitstellung von zusätzlichen Haushaltsmitteln aufzufangen. Nicht, dass hier ein falscher Eindruck entsteht: Wir sorgen damit nicht dafür, dass sich der Festwirt mit dem Volksfest eine „goldene Nase“ verdient, sondern es geht darum, dass am Ende eine schwarze Null steht.

Festwirt Hanetzok: Mir liegt das Volksfest in Trostberg sehr am Herzen. Es hat mir bisher große Freude gemacht, hier der Festwirt zu sein. Aber natürlich muss ich als Unternehmer auch darauf achten, dass sich Einnahmen und Ausgaben die Waage halten. Wir schauen jetzt natürlich, noch mehr als zuvor, wo Einsparpotential ist, aber viel gibt’s da leider nicht - an der Qualität des Essens würde ich zum Beispiel nie zu sparen anfangen. Es würde mich einfach freuen, wenn die Trostbergerinnen und Trostberger das Volksfest noch mehr annehmen würden. Schön wär‘s, wenn nicht nur bei den besonderen Programmpunkten am Abend das Zelt voll ist, sondern auch unsere Veranstaltungen für die Kinder und Jugendlichen gut angenommen werden. Oder wenn man sich am Sonntagmittag nicht zu Hause mit der Familie trifft, sondern das Mittagesessen ins Festzelt verlegt bei gemütlicher Runde. Das sind so kleine Sachen, die uns auch schon weiterhelfen würden. Auch die Schausteller würden sich natürlich über viel Besuch freuen, denn für die war’s ja jetzt auch nicht so einfach mit zwei Corona-Jahren.

Bürgermeister Schleid: Der Stadtrat hat klar gesagt, dass wir als Stadt heuer einmalig das Defizit übernehmen, aber das kann keine Dauerlösung sein. Wenn die Kosten nicht deutlich reduziert werden können, müssen die Einnahmen steigen, das ist eine ganz einfache wirtschaftliche Rechnung. Das diesjährige Volksfest ist also eine „Abstimmung mit den Füßen.“ So traurig sich das jetzt anhören mag, wenn die Trostbergerinnen und Trostberger, die Nachbargemeinden, die örtliche Wirtschaft und die Vereine das Volksfest nicht mehr ausreichend annehmen, dann müssen wir die Tradition des Trostberger Volksfestes leider aufgeben. Ich persönlich fände das sehr schade, denn es steckt viel Herzblut darin, sowohl beim Festwirt und seinem Team als, auch bei mir und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtverwaltung, die zum Gelingen des Volkfestes viel beisteuern. Wenn es aber finanziell nicht mehr tragbar ist, kann ich das als Bürgermeister leider nicht ändern. Schlussendlich ist auch das Betreiben eines Volksfestes ein wirtschaftliches Unternehmen. Darum möchte ich hier nochmal groß die Werbetrommel rühren: Nehmt das Volksfest an! Kommt ins Festzelt und haben wir gemeinsam ein schönes Fest!

Dann bleibt nur zu hoffen, dass das Volksfest 2023 ein voller Erfolg wird. Wir freuen uns jedenfalls schon drauf. Vielen Dank für das Interview!