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Infoblattl Teisendorf
Ausgabe 2/2025
Teisendorf
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Erinnerungen an die „Hoch-Zeiten“ des Teisendorfer Faschings

Georg Krammer hatte einiges zu erzählen. Er gehörte zum Elferrat der Faschingsgesellschaft Sing-Sang.

Rosa Egger spielte auf der Ziach lustige Lieder

Eine Gruppe Germanen beim Faschingszug 1954.

Teisendorf: Das zweite Erzählcafé im Gscheidhaferl in Teisendorf hatte sich ganz dem Fasching von früher verschrieben. Über dreißig Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren gekommen und erzählten von einer Zeit, als der Fasching in Teisendorf von rauschenden Bällen, lustigen Kranzl, und durchtanzten Nächten beim „Schiller“ oder in der „Alten Post“ geprägt waren. Legendär waren vor allem die „Harmoniebälle“, für die unter anderen Franz Korb, Sepp Eisl, Karl Kapferer und Heinrich Kraus „Ideengeber“ waren. Jeder Ball hatte ein bestimmtes Thema, dem man sich dann mit Leidenschaft widmete und das die Faschingsnarren für kurze Zeit in eine Traumwelt versetzte. Unter den Anwesenden war ein ehemaliges Mitglied des Harmoniechors, heute Männerchor Vokalexpress. Er erzählte, wie man dem Motto entsprechend gemeinsam den Saal beim Schiller dekorierte und mit Kulissen versah. Alles selbstgemacht, wobei es beim Aufbau schon mindestens so lustig zuging wie beim eigentlichen Ball. Der Abbau musste gleich nach Ballschluss erfolgen, denn es wartete schon der nächste Verein, um den Saal für seinen Ball vorzubereiten. Die ehemalige Wirtin des Gasthauses Schiller und ihre Tochter, konnten „aus erster Hand“ zum Fasching beim Schiller erzählen. Es gab auch noch den Kolpingball, den Rot-Kreuz-Ball, den Jugendball, den Turnerball. Und dann hatte jedes Gasthaus sein eigenes lustiges Kranzl, dass der Wirt für seine Gäste organisierte. Auch die Wirte in der Umgebung, Oberteisendorf, Rückstette, Mehring organisierten ihre Kranzl. Bei einem Frauen- und Dirndlkranzl zum Beispiel, war immer Damenwahl. Eine Besucherin fragte, wieso s diese Kranzl heute wohl nicht mehr gibt. Interesse daran gäbe es bestimmt. Auch der Frauenbund hatte sein Kranzl, später dann einen Ball. Eine ehemalige Vorsitzende des Frauenbundes, die auch zum Erzählcafé gekommen war, erzählte von Zeiten als bei den gutbesuchten Bällen lustige Sketche in phantasievollen Kostümen aufgeführt wurden und hatte auch Bilder aus dieser Zeit dabei, die die Runde machten.

Unter den Anwesenden war auch eine Gruppe ehemaliger Aktiver vom Sing-Sang. Sie konnten viel über die früheren Faschingszüge berichten, an denen viele phantasievolle Fußgruppen und viele tolle Faschingswägen teilgenommen haben. Der Zug ist damals in etwa denselben Weg gegangen wie heute, erinnerten sie sich, die Strecke wurde aber zweimal zurückgelegt. Da alles gut organisiert war, ist nie etwas passiert. Eine besondere Erinnerung hatte ein Aktiver an den Faschingszug 1976. Zur selben Zeit war in Innsbruck die Winterolympiade, bei der Rosi Mittermaier zur Gold-Rosi wurde. Das hat man im Faschingszug gebührend thematisiert. Ein Zugteilnehmer hatte sich stilgerecht in Goldrosi verwandelt und war nach gut zwei Stunden total verkrampft, weil er ununterbrochen das „Goldlächeln“ der Rosi nachahmen sollte. Erinnert wurde auch an die Zeit der Männergarde in Teisendorf, als die Männer mit Uniform und Tschako als Garde im Zug mitgegangen sind und entsprechende Aufführungen zeigten. Eine Anwesende wußte aus früheren Erzählungen, dass beim ersten großen Faschingsumzug 1954 eine Gruppe Germanen, nur mit Fellen spärlich bekleidet, zwei davon auf Ochsen reitend, dabei war. Die Gruppe um Heini Kraus hat später am Bahnhof, die Keule schwingend, aus Gaudi einen Zug angehalten. Darin sind auch amerikanische Offiziere gereist, die ob der wilden Horde erschrocken sind und ihre Pistolen zückten. Nur dem klugen Handeln von Bahnvorsteher Schwarz war es zu verdanken, dass die Situation entschärft und der Fasching unblutig weiter gehen konnte. Heini Kraus, der später Faschingspräsident der 1960 gegründeten Faschingsgesellschaft in Teisendorf wurde und 1965 unerwartet im Alter von nur 45 Jahren verstarb, kannten einige der älteren Anwesenden noch persönlich.

Und dann wurde es im Erzählcafé noch richtig lustig, wie im Fasching eben. Rosa Egger aus Rückstetten hatte ihre Ziach mitgebracht und spielte auf, so wie sie das auch früher bei Faschingskranzl gemacht hat. Die bekannten Lieder sangen die Anwesenden gerne mit. Und so wurde aus dem Erzählcafé sogar noch ein Singcafé, von dem alle nicht nur schöne Erinnerungen sondern auch gute Laune mit nachhause nahmen.

Das nächste Erzählcafé ist im 03. April zum Thema „Erinnerungen an die Schulzeit“.-chris